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Artikel „Marperger, Paul Jakob“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 405–407, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marperger,_Paul_Jacob&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 05:37 Uhr UTC)
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Marperger: Paul Jakob M., Oekonomist, einer der ersten deutschen Schriftsteller, welche der Wissenschaft der politischen Oekonomie den Weg geebnet haben. Geboren zu Nürnberg den 27. Juni 1656 als der Sohn eines aus der oberen Pfalz stammenden adeligen schwedischen Offiziers, Paul M., der unter dem General Banner gedient und mit Aufgabe seines Adels nach Nürnberg sich zurückgezogen hatte, war er von seinem Vater auf die Universität Altorf gesandt worden, wo er bereits 1666 als Studiosus inscribirt worden sein soll, um daselbst Theologie zu studiren. Dieser aber zog er die Jurisprudenz vor, was seinen Vater bestimmte, ihn von der Hochschule zurückzurufen und ihn einem Lyoner [406] Handelshause anzuvertrauen. Alsbald nahm der Geist des jungen Mannes eine neue Richtung und beschäftigte sich nicht allein mit den Handels- und kaufmännischen Operationen, sondern auch mit den industriellen Verrichtungen und den polizeilichen Vorschriften nicht minder als mit den Grundsätzen der politischen Oekonomie, welche zu dieser Zeit noch wenig ausgebildet war. Und um die verschiedenen Zweige der Industrie zu studiren, dazu gereichte ihm gerade der Aufenthalt in Frankreich zu großem Nutzen. Später begab er sich nach Genf, Hamburg, Lübeck, Moskau, Petersburg, Stockholm und Wien, überall mit dem Vorsatze, seine Gesichtspunkte in der angedeuteten Richtung noch mehr zu berichtigen und zu erweitern. Im J. 1698 wurde er kaiserlich gekrönter Dichter, 1708 zu Berlin Mitglied der Societät der Wissenschaften und 1724 kam er als königlich polnischer und kursächsischer Hof- und Commerzienrath nach Dresden, wo er den 27. October 1730 starb. Die Frucht seiner Beobachtungen und Studien war eine große Zahl von Schriften über die verschiedensten Materien, 94 an der Zahl, dazu noch eine große Menge hinterlassener Manuscripte, 71 Nummern, die meistens ungedruckt geblieben sind. Seine kleineren Schriften erschienen größtentheils nach seinem Tode zusammen in zwei Bänden (Lübeck 1746, 4°). Unter diesen fanden die meiste Beachtung: „Der Moscowitische Kaufmann“, Lübeck 1705; „Der Schwedische Kaufmann“, das. 1705, 1706; „Ausführliche Beschreibung des Hanfes und Flachses und der daraus verfertigten Manufacturen“, Leipzig 1710; „Ausführliche Beschreibung des Haar- und Feder-Handels“, Leipzig 1716; „Erstes Hundert gelehrter Kaufleute“, Dresden 1717; „Vermischte Polizei- und Commerzien-Sachen“, Dresden 1722; „Beschreibung des Tuchmacher-Handwerks“, Leipzig 1723. Außerdem veröffentlichte er einige Uebersetzungen aus dem Französischen und schrieb selbst Gedichte. Von dem zu seiner Zeit allbekannten, sogar ins Französische übersetzten und noch heute seines reichen proverbialen Inhalts wegen mit Nutzen zu gebrauchenden „Curiöser Europäischer Antiquarius“ des P. L. Berckenmeyer (Hamburg, Schiller 1712) lieferte er, wie er selbst in seinem „Wohl unterwiesener Kauffmann-Jung“, Nürnberg 1715, 8° (Bl. L 8b) erzählt, auf Ansuchen des Verlegers eine Fortsetzung, die jedoch keineswegs an Werth seines Vorgängers Arbeit erreicht, und in dem soeben erwähnten „Kauffmann-Jung“, worin er auch (Bl. L 6a–L 8b) seine bis dahin erschienenen sämmtlichen Schriften aufzählt, thut er auch von zwei anderen Werken mit den Worten Meldung (Bl. M 7b): „Ferner warten nunmehro auff Verlegers: Großer Herren geistreiche Gebet, Gesänge und denckwürdige Reden“, und ebendaselbst: „Mercatura Symbolica, oder die in Lehrreichen Sinn-Bildern, Emblematibus oder Devisen, scharfsinnigen Inscriptionibus, klugen Reden, Sententiis, Apophthegmatibus und Lehr-Gedichten bestehende Kauffmannschaft“; ob jedoch diese beiden für die Apophthegmen- und Devisen-Litteratur viel versprechenden Bücher zum Druck gelangt sind, ist mehr als zweifelhaft, mir wenigstens ist in meinen langjährigen parömiologischen Studien nirgends auch nur eine Spur von ihnen begegnet. Und ebenso scheint die Annahme, daß die Initialen P. J. M. seinen Namen auf dem Titel des Buches andeuten: „Des durch seine Zauber-Kunst bekannten Christoph Wagners … Leben und Thaten“, Berlin 1712, 8°, was zuerst Maltzahn (Deutscher Bücherschatz, S. 200) behauptete und Goedeke (Grundr. II, 1166) adoptirte, obgleich diesen Initialen die weiteren beigefügt sind: Mg. d. K. P. S. d. W. (das soll heißen: Mitglied der kgl. preußischen Societät der Wissenschaften), einer weiteren Begründung zu bedürfen. So großen Werth übrigens viele Schriften dieses arbeitsamen und dem öffentlichen Wohle dienenden Mannes unleugbar haben, so ist doch auch nicht zu verschweigen, daß nicht wenige derselben allzu schnell verfaßt wurden, ehe die Ideen sich gezeitigt hatten und daß fast alle eine sehr uncultivirte Sprache zur Schau tragen. Bei [407] alledem aber findet man in ihnen nützliche Belehrungen und Vorschläge, deren manche seitdem in Theorie und Praxis weitere Vervollkommnung gefunden haben.

Moller, Cimbria II, 530–533. Höck, Biogr. Nachr. von Oekonomen und Cameralisten I, 7–16. Rotermund, Gel.-Lexikon IV, 767–771. Hirsching, Histor.-literar. Handb. IV, 2, S. 360–364. Baader, Lexikon verstorb. bair. Schriftsteller I, 2, S. 1–3.