Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Marcolini, Camillo Graf“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 306, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marcolini,_Camillo_Graf&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 20 (1884), S. 306 (Quelle).
Camillo Marcolini bei Wikisource
Camillo Marcolini in der Wikipedia
Camillo Marcolini in Wikidata
GND-Nummer 116762012
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|306|306|Marcolini, Camillo Graf|Heinrich Theodor Flathe|ADB:Marcolini, Camillo Graf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116762012}}    

Marcolini: Camillo Graf M., geb. am 2. April 1739 als der jüngste von den sechs Söhnen des Bailli Peter Paul M., dessen Geschlecht seit Ende des 16. Jahrhunderts zu Fano im Kirchenstaat ansässig war und als Seniorat das Priorat des Ritterordens St. Stephan zu Pisa besaß; seine Mutter hieß Francesca Feretti. Im J. 1752 kam M. als Silberpage des sächsischen Kurprinzen Friedrich Christian, der während seines Aufenthaltes in Rom den Vater desselben kennen gelernt hatte, nach Dresden, wahrscheinlich unter eigenmächtig beigelegtem Grafentitel, und eignete sich hier zwar keine gründlichen Kenntnisse, wohl aber die Bildung des Hofmannes und das Geschick des Umganges mit Menschen in hohem Grade an. Insbesondere erwarb er sich das Vertrauen und die Freundschaft des jungen Kurprinzen Friedrich August und vergalt dieselbe durch treue Hingebung. Seinem Rathe verdankte dieser, daß er seinen schwächlichen Körper durch fleißige Bewegung in freier Luft stärkte, Geschmack an der Weidmannslust gewann und seine angeborene Schüchternheit überwand. Auch nach dem Regierungsantritt des Kurfürsten blieb er dessen Freund und Vertrauter ohne doch, sei es aus Klugheit, aus Indolenz oder aus Frivolität nach Einmischung in die Regierungsgeschäfte zu streben. Schon 1767 vom Prinzen Xaver zum Kammerherrn ernannt, stieg er 1769 zum Oberhofmeister, 1772 zum Wirkl. Geheimrath, 1778 zum Oberkammerherrn auf, welche letztere Würde er 1799 mit der des Oberstallmeisters vertauschte. 1780 zum Generaldirector der Künste und Kunstakademien sowie zum Director der Meißener Porzellanmanufactur ernannt[WS 1], machte er sich um die kostbaren Dresdener Sammlungen durch Ausmittelung geeigneter Locale für dieselben, besonders im Japanischen Palais verdient. In Moritzburg erbaute er das zierliche Neue Schloß. 1809 wurde ihm der Titel als Cabinetsminister verliehen. Doch blieb er keineswegs ganz ohne politischen Einfluß. Ihm wurde ein Antheil an dem Sturze des Ministers v. Osten-Sacken zugeschrieben; im Sommer 1791 schickte ihn der Kurfürst nach Mailand, um des Kaisers Ansicht über die ihm angetragene polnische Krone zu erforschen; er war 1806 ein Gegner des preußischen Bündnisses und seit der Schlacht bei Jena der unbedingteste Anhänger Napoleons. Erst das Jahr 1813 erschütterte diese Gesinnung; er mißbilligte die Flucht des Königs nach Plauen und Prag, begleite ihn aber auf derselben und kehrte dann mit ihm nach Dresden zurück. Dort blieb er auch während der Belagerung, wurde nach der Uebergabe der Stadt weggewiesen und begab sich an den prinzlichen Hof nach Prag. Hier starb er am 10. Juli 1814. Das ihm von seinem kinderlosen Bruder Johann Gasto abgetretene Familienmajorat und Priorat ging ihm zum Theil verloren durch den Einfall der Franzosen in den Kirchenstaat, doch erwarb er sich in Sachsen ein großes Vermögen. M. vermählte sich am 4. Mai 1778 mit Maria Anna, Tochter des österreichischen Feldzeugmeisters ô Kelly. Von seinen Söhnen war Peter Paul, geb. 1785, österreichischer Kammerherr, † 1863, Franz de Sales, geb. 1789, setzte das Geschlecht in Fano fort.

Ô-Byrn, Camillo Graf Marcolini, Dresden 1877.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: erannt