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Artikel „Marburg, Wigand von“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 293–294, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marburg,_Wigand_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:50 Uhr UTC)
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Marburg: Wigand von M., ein Reimchronist des Deutschen Ordens aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Bis in das letzte Viertel des 16. Jahrhunderts existirte, zuletzt von den damaligen Danziger Chronisten Kaspar Schütz und Stenzel Bornbach benutzt, eine in kurzen deutschen Reimpaaren abgefaßte Chronik, welche in einseitigster Beschränkung und in fast ermüdender Eintönigkeit die Kriegszüge des Deutschen Ordens in Preußen, die littauischen wie die polnischen, von 1311–1394 erzählte, und als deren Verfasser Schütz wohl nach einer Angabe in der ihm vorliegenden Arbeit selbst Wigandus von Marburg nennt. Der Verfasser des Dichtwerkes sagt von sich selbst, daß er sich in der Umgebung des Hochmeisters Konrad von Wallenrod (1391–1393) befunden und auf Veranlassung desselben sein Werk ausgearbeitet hätte; aller Wahrscheinlichkeit nach ist er ein und dieselbe Person mit dem Wygant von Marcburg, welcher nach einer Notiz des Treßlerbuches (Ausgabebuches) des Ordens noch 1409 als hochmeisterlicher Wappenherold im Dienste war, dann aber war er nicht, wie Schütz behauptet, ein Bruder des Ordens, noch auch von ritterlicher Herkunft. Weiteres ist bisher über die Person des Dichters nicht auszumachen gewesen. Heutzutage sind von dem Originale nur noch 9 kurze Bruchstücke vorhanden, die zusammen nicht mehr als 542 Verse enthalten, während der ursprüngliche Umfang [294] des ganzen Werkes auf mindestens 25 000 Verse berechnet wird. Als nur geringen Ersatz für den großen Verlust besitzen wir neben den Auszügen der oben genannten beiden jüngeren Schriftsteller eine Uebersetzung oder vielmehr Umarbeitung in lateinischer Prosa, welche ein deutscher, nach eigener Angabe aus dem hessischen Geismar gebürtiger Geistlicher im Auftrage des polnischen Geschichtsschreibers Johann Dlugosz († 1480) in übergroßer Eile angefertigt hat. – Dieses lateinische Werk, welches 1821 zu Thorn aufgefunden worden war, hatten zuerst Johannes Voigt und der polnische Graf Eduard Raczynski mit einer an die Seite gesetzten polnischen Uebersetzung 1842 (zu Posen) herausgegeben. Jetzt liegt dasselbe im 2. Bande der Scriptores rerum Prussicarum (1863) zusammen mit den Auszügen von Schütz und Bornbach und sieben Bruchstücken des deutschen Originals (zwei später gefundene Stücke stehen im 4. Bande, 1870) in neuer Bearbeitung von Theodor Hirsch vor, auf dessen ausführlicher Einleitung auch die obigen Zeilen beruhen.