ADB:Mandelsloh, Friedrich Graf von

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Artikel „Mandelsloh, Friedrich Graf von“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 171–172, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mandelsloh,_Friedrich_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 07:01 Uhr UTC)
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Mandelsloh: Friedrich Graf von M., entstammte dem altadeligen mecklenburger Geschlechte der Mandelslohe und war als zweiter Sohn des württembergischen Staatsministers Ulrich v. M. (s. u.) am 29. December 1795 zu Stuttgart geboren. Nachdem er in seiner Geburtsstadt die sorgfältigste Erziehung genossen hatte, trat er 1812 als Lieutenant in die Garde ein, verließ aber schon nach drei Jahren, unbefriedigt von seiner Stellung, die militärische Laufbahn, um sich dem Forstwesen zu widmen. Zu diesem Zwecke besuchte er die berühmte Forstakademie zu Tharand, wo er unter Cotta’s specieller Leitung sich eifrigst mit dem Studium des Forstfaches und der Naturwissenschaft im Allgemeinen beschäftigte. Nach Württemberg zurückgekehrt, durchlief nun M. in rascher Folge alle Stufen der staatlichen Forstverwaltung als Forstassistent, Revieramtscandidat, [172] Revierförster und Oberförster, bis er endlich als Kreisforstrath nach Ulm berufen wurde. Hatte er schon in seinen früheren Stellungen sich eifrig mit Sammeln und Bestimmen von Gesteinen und Versteinerungen befaßt, so fand er in Ulm erst recht den ergiebigsten Boden für geologische Studien. Als Frucht derselben legte er der Versammlung der Naturforscher und Aerzte 1834 ein geognostisches Profil der schwäbischen Alb vor, welches er in einer in Straßburg erschienenen Schrift „Mémoire sur la constitution géologique de l’Alb“ (1834) ausführlich erläuterte. Durch diese sehr fleißige Arbeit erwarb sich M. damals den Ruf eines ersten Kenners der geologischen Verhältnisse Schwabens. Namentlich gebührt ihm das Verdienst, die Bedeutung der Schichtenstörungen im Gebirgsbau der Alb zuerst klar erkannt und ermittelt zu haben, daß die gegenwärtige Schichtenlage sich vielfach als Folge von erlittenen Verwerfungen nachweisen lasse. Ein auf seinen Vorschlag abgestoßenes Bohrloch behufs Auffinden von Steinkohlen unfern Neuffen hatte keinen günstigen Erfolg, weil M. zu sehr nach dem Muster Englands, das er 1829 näher kennen gelernt hatte, sich die schwäbischen Verhältnisse zurecht stellte. Als besonders verdienstvoll muß Mandelsloh’s Fleiß und Eifer gerühmt werden, durch sorgfältiges Aufsammeln von Gesteinen und Versteinerungen einen genauen Einblick in den Aufbau der Gebirge seiner Heimath vorbereitet zu haben. Seine sehr beträchtliche Sammlung, welche später an das Museum in Stuttgart überging und eine Zierde desselben ausmacht, behielt daher trotz der inzwischen durch Quenstedt’s bahnbrechende Arbeiten geänderten Ansichten von der Gliederung der Juraschichten bleibenden wissenschaftlichen Werth. Sein leidender Zustand nöthigte schon 1854 den fleißigen Forscher von seinem Amte zurückzutreten und erst nach Stuttgart, später nach Mergentheim überzusiedeln, wo er des Augenlichtes fast völlig beraubt lebensmüde am 15. Februar 1870 starb.

Nekrolog in den württemb. naturwiss. Jahresheften, Bd. XXVII.