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Artikel „Mande, Heinrich“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 165–166, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mande,_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 12:20 Uhr UTC)
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Mande: Heinrich M., regulirter Kanoniker im Kloster Windesheim, nimmt im Anfang des 15. Jahrhunderts eine hervorragende Stellung ein in diesem merkwürdigen Kreise religiösen Lebens, ja man kann ihn als einen „representative man“ betrachten. Um 1360 zu Dordrecht geboren, soll er [166] eine sorgfältige Erziehung genossen haben und fungirte als Schreiber oder Secretär (scriptor palatii) des Grafen Wilhelm von Oostervant. In seinem schwächlichen und zeitlebens von Krankheiten gequälten Körper wohnte ein tiefer Geist und ein für religiöse Empfindungen zugängliches Gemüth. Daher fühlte er sich von der modernen Devotion völlig ergriffen und zur Weltflucht gedrungen und begab sich 1395 zu Florens Radewynsz und den Brüdern des gemeinsamen Lebens zu Deventer. Dieser schickte ihn aber bald in das Windesheimer Kloster, wo er noch in demselben Jahre aufgenommen ward. Da lebte er als Reddit, d. h. als Chorbruder, aber ohne Geistlicher zu sein. In hohem Alter ward er 1431 vom Generalkapitel nach Beverwyk zur Einrichtung des dort gestifteten Klosters Maria in Syon abgesandt und dort starb er noch im selben Jahre. M., der sich den Namen des nordniederländischen Ruysbroek erworben hat, ist eine höchst merkwürdige, visionäre Natur. Seine lebhafte Fantasie trug ihn manchmal auf die Höhe der Contemplation empor, und was er dann im Geiste gesehen oder gehört zu haben glaubte, ist von ihm in zahlreichen Tractaten in der Landessprache aufgeschrieben. Im Chronicon Windesemense sind vierzehn kleine Schriften citirt, welche doch auf zwölf zu reduciren sind, da die drei folgenden darunter genannten: „Liber de tribus statibus himinis conversi“; „Liber de vita spirituali“ und „Liber de vita comtemplativa“ nur eine einzige Schrift ausmachen. In Moll’s Monographie über Johann Brugman ist dieses „Boecxkyn van drieen staten eens bekierden mensche“ abgedruckt nebst zwei anderen: „Een devoet boecxkyn van der bereydinghe ende vercieringhe onser inwendigher woeninghen“ und „Een corte eenighe Sprake der minnen der sielen mit haren gheminden“ und im Kalender voor Protestanten in Nederland, Jahrg. 1860 „Ene claghe of enighe sprake der mynnender sielen tot horen brudegom“. Auf der Universitätsbibliothek zu Amsterdam findet sich weiter in Handschrift „Dat boeck van den licht der waerheit“, „Een spieghel der waerheit“ und „Van den seven gaven des heylighen geest ende eerst van der gave der smakender wysheit“. Die fünf übrigen, welche bisher nicht wieder aufgefunden worden, sind folgende: „Liber unus, quomodo veterem hominem cum actibus suis exuere debemus, habens IX capitula“; „Liber de intimis domini nostri Jesu Christi et septem viis quibus itur ad ea, habens XV capitula“; „Liber de perfecta amoris altitudine, XIII habens capitula“; „Dialogus sive collocutio devotae animae cum amato suo et responsio ejus ad animam devotam“; „Liber de raptibus et collocutionibus cum Deo et Dei secum, X habens capitula, secundum decem revelationes diversis temporibus sibi factas“. Dazu hat das Chronicon Windesemense noch eine „Apocalypsis“ abgedruckt, S. 457–466. Wiewol M. der katholischen Kirchenlehre unbedingt anhing und den hohen Werth der Seelenmessen anerkannte, mißbilligte er doch, was der Erwähnung verdient, die Wallfahrten und die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben war ihm nicht fremd. Hohen Ruhm erwarb er auch als Illuminator und Pictor der Missal- und Evangelienbücher, welche er mit schönen Buchstaben verzierte. Wenn auch seine Mystik nicht ursprünglich, sondern von Ruysbroek abhängig war, hat man ihn doch zu den Urhebern der religiösen Volkslitteratur zu zählen.

Moll, Joh. Brugman I. bl. 41–44, 259 v. v. und Kerkgesch. v. Nederl. voor de Herv. II. 2e. st. bl. 366 v. v.; Acquoy, Het Klooster Windesheim en zyn invloed I. bl. 260–271 und van Slee, De Kloostervereeniging van Windesheim Bl. 279, 305, 310 v. v.