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Artikel „Mancelius, Georg“ von Carl Girgensohn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 162–163, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mancelius,_Georg&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 17:11 Uhr UTC)
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Mancelius: Georg M., geb. am 24. Juni (a. St.) 1593 zu Grenzhof in Kurland. Sein Vater, Kaspar M., war drei Jahre Hofprediger zu Mitau, darauf Pastor zu Grenzhof. M. wurde zunächst zu Hause durch Privaterzieher unterrichtet, darauf besuchte er seit 1603 die Schule zu Mitau und seit 1608 die zu Riga. 1611 bezog er die Universität zu Frankfurt a. O. Da aber eben in jener Zeit, in Folge des Uebertrittes Sigismunds von Brandenburg, die Statuten der Universität Frankfurt in calvinistischem Sinne reformirt wurden, wandte sich M. nach Stettin, wo er im fürstlichen Pädagogium seinen Studien oblag. 1613 bezog er die Universität Rostock. 1615 in seine Heimath zurückgekehrt, wurde er von Herzog Friedrich[WS 1] als Prediger nach Wallkof berufen und 1616 als solcher ordinirt. Ein Erdbeben, welches in demselben Jahre Kurland [163] an mehreren Orten erschütterte, gab ihm Veranlassung zu einem erbaulichen Tractat („Meditatio theologistoricophysica de terrae motu“, Riga 1619). 1620 wurde er Pastor zu Selburg. 1625 wurde er als Oberpastor an die Johanniskirche zu Dorpat berufen, wo ihm auch die Präpositur des dorpatischen Kreises jenseits des Embach übertragen wurde. Als Gustav Adolf 1632 die Universität Dorpat gründete, ernannte er M. zum Professor der Theologie und Assessor des Oberconsistoriums. Bereits vor der Eröffnung der Universität wurde M. zum Prorector ernannt und als solcher hielt er bei der Eröffnungsfeier eine lateinische Rede über das Gewissen. Im Jahre der Eröffnung wurde er zum Licentiaten der Theologie promovirt. 1636 war er Rector der Universität. 1637 wurde er von Herzog Friedrich als Hofprediger nach Mitau berufen. In diesem Amte wirkte er bis zum 17. März 1654, seinem Todestage. Seine schriftstellerische Thätigkeit bewegte sich, abgesehen von dem oben erwähnten Tractat über das Erdbeben, mehreren akademischen Gelegenheitsschriften und Hofpredigten, auf dem Gebiete der lettischen Sprache. In doppelter Beziehung ist er der Ausbildung derselben förderlich gewesen. Einerseits hat er als einer der ersten sich der Erforschung dieser Sprache gewidmet und in seinem „Lettus“ und der „Phraseologia lettica“ (beide Riga 1638) „die Anfänge eines deutsch-lettischen Wörterbuchs und eine Sammlung von Redensarten und Gesprächen“ gegeben (Bielenstein, Lettische Sprache I, 20). Andererseits hat er dem lettischen Volke zum ersten Mal in ihm verständlicher Form verfaßte Andachtsbücher geboten: „Vademecum oder verbessertes Lettisches Gesangbuch und Evangelienbuch“, Riga 1636, 4. Ausg. 1685; „Der kleine Katechismus“, s. l. et a.; „Die Sprüche Salomonis“, Riga 1637, 4. Aufl. Mitau 1685; „Das Hauß-, Zucht- und Leerbuch Syrachs“, Riga 1643, 4. Aufl. Mitau 1685; „Langgewünschte Lettische Postill“, Riga 1654, 6. Aufl. Mitau 1823.

Recke-Napiersky, Schriftstellerlexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland III, 152 ff. Nachträge II, 32. – Winkelmann, Bibliotheca Livoniae historica, Nr. 10 771, 72. – Tetsch, Curländische Kirchengeschichte II, 268 ff.; III, 153 f.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Ketteler, Herzog von Kurland und Semgallen (1569–1642).