ADB:Mamula, Lazarus Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mamula, Lazarus Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 159–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mamula,_Lazarus_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 05:06 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mameranus, Heinrich
Nächster>>>
Mancelius, Georg
Band 20 (1884), S. 159–162 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Lazarus von Mamula in der Wikipedia
Lazarus von Mamula in Wikidata
GND-Nummer 137099932
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|159|162|Mamula, Lazarus Freiherr von|Adolf Schinzl|ADB:Mamula, Lazarus Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137099932}}    

Mamula: Lazarus Freiherr v. M., dessen vorzügliches Wirken in militärischer, staatsmännischer und rein menschlicher Hinsicht zu bleibenden Erfolgen führte, war k. k. Feldzeugmeister, wirklicher geheimer Rath, lebenslängliches Herrenhausmitglied des Reichsrathes, Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 25, Großkreuz des österreichischen Leopoldordens mit der Kriegsdekoration des Ritterkreuzes, Ritter des österreichischen Eisernen Kronenordens I. Klasse, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Besitzer des Militär-Verdienstkreuzes mit der Kriegsdekoration, kam als Sohn eines Hauptmanns der k. k. Militärgrenztruppen zu Gomirje im ehemaligen Bezirke des Oguliner Grenzregiments den 22. Mai 1795 zur Welt und starb den 12. Januar 1878 zu Wien. Seine Ausbildung beruhte auf Gymnasialstudien und auf dem in der k. k. Ingenieurakademie zu Wien erhaltenen Unterrichte; letztere Anstalt verließ er im J. 1815 als bester Zögling seiner Klasse. M. wurde nun in der Charge eines Unterlieutenants in das Geniecorps eingetheilt, der Geniedirection zu Zara zugewiesen und festigte schon als Unterlieutenant und Oberlieutenant die günstige Voraussetzung, welche in seine Talente, Strebsamkeit und Pflichttreue gesetzt worden war. Die erste Anerkennung fand seine Thätigkeit bei der Occupationsarmee in Süditalien 1821–1826, wo er anfänglich in Neapel und dann in Sicilien verwendet wurde und 1823 zum Capitänlieutenant vorrückte. 1827–1830 arbeitete er bei der Geniedirection in Oberitalien; 1831 kam M. gelegenheitlich seiner Beförderung zum Hauptmann als Genie-Local-Director nach Spalato. Die in dieser Stellung geschickt und rasch vollführte Herrichtung jener Vertheidigungsanstalten auf Lissa und Lesina, welche aus Ursache der Besetzung Ancona’s durch die Franzosen nothwendig geworden waren, erwarben ihm bereits die Allerhöchste Belobung. Ebenso geehrt wurden Mamula’s Leistungen 1833–1838 beim fortifikatorischen Bau der Franzensfeste in Tirol, dann jene 1838–1841 als Objektscommandant bei den Vervollständigungsarbeiten zu Komorn. Noch 1841 erhielt M. als Major und Geniedirector für Tirol und Vorarlberg die Bestimmung nach Innsbruck. Mit der nunmehr erweiterten Berufssphäre eröffnete sich M. aber auch der gerne ergriffene Anlaß, seinen humanitären Empfindungen freien Lauf zu geben. Insoferne als es seine Dienstespflichten zuließen, war er nämlich den armen Gebirgsgemeinden ein stets bereitwilliger, wohlwollender Berather [160] und Helfer bei der Auffindung von Nutzwässern, sowie bei der Construction von Brunnen, Wasserleitungen und sonstigen Baulichkeiten. Das Jahr 1846 führte M. als Oberstlieutenant und Landes-Genie-Director nach Dalmatien, 1848 wurde er auf Wunsch des deutschen Reichsverwesers Erzherzog Johann, dem Mamula’s Erfahrung und Tüchtigkeit bekannt war, zum Kriegsdepartement nach Frankfurt unter Ernennung zum Obersten berufen. Welch’ reine Vaterlandsliebe und seltene Mannhaftigkeit Mamula’s Wesen erfüllte, manifestirte sich in diesem für seinen Lebenslauf entscheidenden Momente; die Nothwendigkeit seiner Antheilnahme an der Vertheidigung des Vaterlandes höher stellend als jede andere Thätigkeit, wagte er es die ihm gebotene, Vortheil verheißende Auszeichnung dankend abzulehnen und unverzüglich hierauf nach Kroatien zu eilen, um dem hart bedrängten Banus Jelacic seine Dienste anzutragen. Dieser ernannte M. zum Generalstabschef der Division Feldmarschalllieutenant Dahlen, an dessen Seite er sich das Ritterkreuz des Leopoldordens erwarb, indem er die Angriffe der ungarischen Insurrection auf kroatisches Gebiet zu vereiteln im Stande gewesen. Und nachdem Dahlen mit Feldzeugmeister Nugent in Verbindung getreten, leitete M. als Corps-Generalstabschef im December 1848 das folgenschwere und lobend anerkannte Vorrücken des Corps durch die zwischen der Donau und Drau gelegenen Comitate, sowie die Niederdrückung des Aufstandes in diesem Landstriche und endlich die Einschließung der Festung Essegg vom linken Donauufer aus. Ueberdies sorgte er noch persönlich für die Steigerung der Cernirungsarbeiten am rechten Ufer, während welcher Thätigkeit er jedoch als Commandant einer Brigade zur Einschließung Peterwardeins entsendet wurde. Mit kaum 4000 Mann, größtentheils weder ausreichend disciplinirt noch ausgerüstet, rückte M. ungesäumt an seine neue Bestimmung; Sicherheit der Befehlsgebung, Energie und Umsicht seinerseits weckten gleich vom Anbeginne an den Geist und das Vertrauen der Truppe und ersetzten, was an Zahl gebrach. Die Erkenntniß dessen aber genügte auch M., um schon auf der Donaufahrt gegen Peterwardein, ohne das ihm zugewiesene Ziel außer Acht zu lassen, seiner Ritterlichkeit volle Geltung zu geben. Erkundend, daß der am linken Ufer liegende Ort Futak von feindlichen Abtheilungen aus dem nahen Neusatz in Brand gesetzt wurde und geplündert werde, ließ M. seine Truppe eiligst ausschiffen, drang nach Futak, vertrieb den Gegner und setzte seine Fahrt erst fort, als er auch Begecz und andere Dörfer durch eine kräftige Diversion geschützt hatte. Ende Februar stand M. vor Peterwardein, recognoscirte selbes im feindlichen Feuer und besetzte Tags hierauf, den 1. März 1849, jene mit großem Geschick gewählte Stellung bei Kamenic, welche nach seiner Anweisung und unter seiner Ueberwachung zu einer selbst von fremden Militärs angestaunten Gegenfestung sich gestaltete und Nugent zu dem Ausrufe veranlaßte: „O! Torres Vedras!“ Doch M. ließ es nicht allein bei der Verwerthung seiner gediegenen Fachkenntnisse bewenden, er kämpfte auch bis zum Falle Peterwardeins, am 7. September 1849, defensiv und offensiv, wenngleich es ihm in Hinblick auf die geringe Truppenzahl und Geschützmenge schriftlich anheimgestellt worden war, die eingenommene Position vor Anlangen von Verstärkungen zu vertheidigen oder nicht. Zu den höchsten Ehrentagen Mamula’s aus jener Zeit zählen der 28. März, 23., 25., 26. April, 24., 25. Mai, 4., 10., 11., 12. Juni, 29. Juli; jeder derselben zeugte von seiner gewandten Gefechtsleitung, jeder lieferte den Beweis von dem Einflusse, den er auf die Truppe geübt, indem er alle Mühe und Entbehrungen mit ihr theilte, für selbe unermüdlich sorgte und ihr im feindlichen Feuer kühn voranschritt. Die Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens und des Militär-Verdienstkreuzes ehrten den ausdauernden Vertheidiger der Stellung bei Kamenic, welchem übrigens durch seine Thaten [161] auch ein großer Theil des Verdienstes zufällt, daß Syrmien, Slavonien und Kroatien von dem Umsichgreifen des in der Bacska wüthenden Bürgerkrieges verschont blieben. Gleich nach dem Einrücken in Peterwardein gedachte aber M. edlen Sinnes jener Männer, welche kaisertreu von der Festung aus ihm ihre Dienste angeboten hatten und dieses Vorhaben mit dem Leben büßen mußten; er ließ die Leichname des k. k. fortifikatorischen Brunnenmeisters Karl Braunstein, des k. k. Stabsprofossen Johann Kusmanek, des k. k. Beschließersohnes Anton Gerberich und noch einiger anderer exhumiren, feierlich beisetzen und widmete deren Erinnerung ein Achtung bekundendes Denkmal. Inzwischen war unter der Bevölkerung des dalmatinischen Bezirkes Cattaro eine höchst bedenkliche Aufregung zu Tage getreten, hervorgerufen theils durch administrative Verhältnisse, theils durch Verkehrsstreitigkeiten mit Montenegro. M. wurde beauftragt mit einem kleinen Expeditionscorps von Triest nach Cattaro abzugehen und dort Ordnung und Ruhe herzustellen. Auch dieser Bestimmung entsprach M. mit bestem Erfolge. Er forderte ernsten Willens unbedingte Gesetzesachtung und ließ gelegentlich verschiedener militärischer Uebungen erkennen, daß seine Truppen selbst in die entferntesten Orte zu dringen vermögen; gleichzeitig bekämpfte er aber auch belehrend und rathend des Volkes Vorurtheile, dann milderte er unauffällig, nach und nach, manche Gesetzesschärfen und regelte endlich klug den Grenzverkehr mit Montenegro. Und so gelang es ihm denn, binnen Jahresfrist, ohne daß Waffengewalt nothwendig geworden wäre, Vertrauen und Gehorsam zu wecken, zu versöhnen, zu vereinen. M., welcher 1850 außer der Rangstour zum Generalmajor befördert und als Ritter des Maria-Theresien-Ordens in den Freiherrnstand erhoben worden war, wurde 1852 zum Militär- und Civilgouverneur und zum commandirenden General von Dalmatien ernannt. Damals schon nannte ihn das Volk „Vater Mamula“; seine nun folgende aufopfernde Wirksamkeit ließ dieses zutrauliche Epitheton allgemein werden und bis heutigen Tages festwurzeln. Es galt ebenso dem thatkräftigen Militär als dem weise sorgenden Staatsmanne und dem stets werkthätigen Menschenfreund. Denn M. wußte für des Landes Sicherheit einzutreten, das Gedeihen des Volkswohles auf allen Gebieten zu fördern und Hilfe zu bieten, wo er nur konnte. Noch ehe er sich jedoch ausschließlich den Landesbedürfnissen zuwenden konnte, hatte ein das gesammte Staatsinteresse berührendes Ereigniß stattgefunden; es war die Besetzung des Hafens von Kleck und der Rhede von Igalo durch die Türkei, wodurch feststehende Verträge gebrochen wurden und zu befürchten stand, es werde die durch die Sutorina führende k. k. Militärstraße um so leichter gesperrt werden, als Omer Pascha’s Heer aus Montenegro in die Sutorina vorrücken konnte. Diesem vorzubeugen und die österreichischen Staatsgebiete Ragusa und Cattaro sowie deren Bewohner vor Unbilden und Verlusten zu schützen, eröffnete M. unverzüglich die seinerseits mit gründlicher Sachkenntniß, scharfem Urtheil und zielbewußter Energie geführten diplomatischen Verhandlungen. Und als es ihm klar wurde, daß deren Ende nicht abzusehen, gab er den Impuls zu entschiedenem Einschreiten, worauf sowol der Cattareser als Ragusaner Bezirk eine starke Besatzung erhielt, an der bosnischen Grenze ein Armeecorps zur Aufstellung kam und Feldmarschalllieutenant Graf Leiningen im Februar 1853 mit einem Ultimatum nach Konstantinopel entsendet wurde. Nun fand dieser ernste Zwischenfall rasch den angestrebten Abschluß. M., außertourlich zum Feldmarschalllieutenant und zum wirklichen geheimen Rath ernannt, bereiste hierauf im kaiserlichen Auftrage ganz Montenegro, spendete überall reiche Unterstützungen und bahnte gleichzeitig die erforderliche Regelung der Grenzangelegenheiten an. Nach Dalmatien zurückgekehrt, widmete sich aber M. mit Aufgebot aller seiner Kräfte [162] den Reformen des Landes, hierbei eine mächtige Reihe segensvoller Handlungen entwickelnd. Seine wohlwollende und einsichtsvolle Sorge umfaßte: die richtige Wahl von Amtspersonen, gerechtes Walten der Administrativbehörden und der Gerichte, die Hebung des Priesterstandes aller Kulten, die Besserung des Schulwesens, das Herabdrücken der Blutrache und des hiermit vielfach in Verbindung stehenden Räuberhandwerks, die Gründung eines Invalidenfonds, den Bau von Kirchen, Thürmen, Schulen etc., das Anlegen von Straßen und Brücken, die Förderung der Schifffahrt, den Anbau von Fruchtbäumen, die Schonung des Waldes, das Kultiviren von Seide, Ackerbau, Vieh- besonders Pferdezucht, die Salzerzeugung etc., wobei er die Aussonderung aus dem Zollverbande mit Zähigkeit aufrecht hielt. In militärischer Hinsicht strebte M. eine ausgiebigere Befestigung von Küste, Inseln und der trockenen Grenze an, betrieb eine vermehrte Geschützausrüstung und war für einen kräftigeren Schutz der Bocche di Cattaro bedacht. Was aber M. selbst dem ärmsten Bürger als Berather und Helfer gewesen, kann nicht nachgewiesen werden; der Umfang seines hochherzigens Waltens trat dagegen überzeugend zur Anschauung, als 1865, bis weit in die Berge hinaus, jede Gemeinde das 50jährige Dienstjubiläum „Vater Mamula’s“ glückwünschend mit Festlichkeiten beging und dessen Uebertritt in den Ruhestand tief beklagte. Mamula’s Verlassen der gerne geübten Thätigkeit war aber leider ein dringendes Gebot nach der jahrelangen Anstrengung unter den verschiedensten klimatischen Verhältnissen. Schon 1859 hatte sich M. vom grauen Staar operiren lassen müssen, so daß er während der kriegerischen Vorgänge nicht im Lande sein konnte; jetzt stand bei weiterer Arbeit seine gänzliche Erblindung in trauriger Aussicht. M., welcher Dalmatien zu einem loyalen Lande erhoben hatte, wie dies die Kampfesjahre 1859 und 1866 erwiesen, wurde bei seiner Pensionirung zum Feldzeugmeister ad honores ernannt, mit dem Großkreuze des Leopoldordens ausgezeichnet und es führt seit jener Zeit das ehemalige Fort Randoni in den Bocche di Cattaro den Namen „Fort Mamula“. Seine Ruhezeit verlebte M. theils zu Wien, theils zu Gomirje. Er ließ drei Kinder des letzteren Ortes auf seine Kosten erziehen und ausbilden; der Gemeinde selbst schenkte er schon bei Lebzeiten seine als Musterwirthschaft eingerichtete Besitzung, und da er auch sonst vielfache Wohlthaten übte, so starb er fast vermögenslos. Desgleichen war sein schriftlicher Nachlaß ein kleiner. Dagegen füllt Mamula’s Schaffen ein ganzes Blatt von Oesterreichs Geschichte, sowie es auch im Liede seines Volkes, dem unverwüstlichen Denkmale, fortklingen wird für alle Zeiten.

Der Winterfeldzug 1848–49 in Ungarn. Wien 1851. Der Feldzug in Ungarn u. Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849. Pest 1850. Oesterreichischer Soldatenfreund. Wien 1849 u. 1850. Hirtenfeld, Der Milit.-Maria-Theresien-Orden. Wien 1857. Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterr. 16. Thl. Wien 1867. Wehr-Zeitung. Wien 1879.