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Artikel „Magirus, Johannes“ von Theodor Schott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 60–61, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Magirus,_Johannes&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 02:48 Uhr UTC)
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Magirus: Johannes M., geb. am 26. März 1537 in dem württembergischen Landstädtchen Backnang, † am 4. Juli 1614 in Cannstatt, evangelischer Theologe, war der Sohn eines unbemittelten Fuhrmanns Johannes Koch in Backnang. Durch einen Unglücksfall verlor er sehr frühe seinen Vater, seine ganz verarmte Mutter Magdalena geb. Kurtz unterstützte er schon als Kind bei dem Erwerb ihres kümmerlichen Unterhaltes. Der aufgeweckte reich beanlagte Knabe lernte mit außerordentlicher Leichtigkeit, was die Schulen seiner Vaterstadt ihm boten; die Spanier, welche in Folge des schmalkadischen Krieges vom December 1546 bis December 1549 in Backnang lagen, hatten solche Freude an dem Latein desselben, daß die Befürchtung nicht ungegründet war, sie möchten ihn mit nach Spanien nehmen. Er wurde deshalb geflüchtet und von seinem Stiefvater zu einem Handwerk bestimmt. Länger als ein Jahr hielt er es aber bei demselben nicht aus. Sein Wissensdurst, durch die Ungunst der Verhältnisse nur unterdrückt, machte sich mächtig geltend und es gelang ihm zu dem früher verhießenen Studium der Theologie zurückkehren zu dürfen. Mit 16 Jahren kam er in das theologische Stipendium zu Tübingen, mit 18 Jahren wurde er Baccalaureus, mit 20 Jahren Magister der Philosophie; um die nöthigen Bücher zu kaufen mußte er oft den ihm als Stipendiaten zukommenden Wein verkaufen. Mit 22 Jahren wurde er Diaconus in Stuttgart, zwei Jahre nachher wurde ihm das Decanat über die umliegenden Ortschaften übertragen. Kränklichkeit zwang ihn Stuttgart zu verlassen, November 1562 wurde er Special in Vaihingen a./E., 1567 kam er als Prälat in das zur Erziehungsanstalt umgewandelte Kloster Maulbronn. Am 25. October 1578 wurde er nach Bidembach’s Tod Propst an der Stiftskirche zu Stuttgart. 36 Jahre lang bis zu seinem Tode [61] bekleidete er diese höchste kirchliche Stelle in Württemberg, hoch verehrt und allgemein beliebt als treuer Seelsorger, guter Prediger, gewandter Geschäftsmann, scharfsinniger Theologe; er war Vertrauensmann des Herzogs Friedrich (1598 bis 1608), auch Verordneter des großen Ausschusses der Landschaft. Ein eifriger Anhänger der Concordienformel, wie es bei der in Württemberg herrschenden Richtung beinahe nothwendig war, gab er seiner theologischen Ansicht dadurch Ausdruck, daß er noch auf dem Todtenbette den Calvinisten, Zwinglianern, Päpstlichen, Anabaptisten und den neuen Photinianern absagte. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er viel von Steinbeschwerden zu leiden; in Cannstatt, wo er Linderung suchte, starb er, begraben wurde er in Stuttgart in der Stiftskirche. 1559 heirathete er in erster Ehe Anna Fritz von Winnroden, seine zweite Frau (seit ca. 1588) war Veronika Grafegg; von seiner sehr zahlreichen Nachkommenschaft überlebten ihn 10 Kinder, meistens entweder selbst Geistliche oder an Geistliche verheirathet. Bei den Religionsgesprächen in Maulbronn, Baden und Heidelberg war er nicht mitwirkend, die theologischen Werke, welche er hinterlassen, sind außer einigen Predigten bei festlichen Gelegenheiten und einigen Leichenreden (s. das Verzeichniß derselben bei Fischlin, Memoria theologorum Wirtembergensium I. 167 ss. Ulmae 1769), Streitschriften nach der damaligen Sitte und mit den Hilfsmitteln damaliger Gelehrsamkeit ausgearbeitet. Die Schrift „Christlicher Bericht von dem auf Befelch des Erzbischoffs zu Mecheln außgesprengten Symbole“, Tübingen 1586, ist eine Apologie des Protestantismus gegen den Katholicismus; die anderen: „Widerlegung des Buches Ambrosii Wolffii“, ib. 1580; „Gegenbericht wider D. Marcum in Heydelberg“, ib. 1592; „Antwort auf die Abfertigung D. Marxen“, ib. 1593; „Warnung für Georg Hanfeld“, ib. 1592, gegen die Calvinisten gerichtet.

Quellen außer Fischlin die Leichenpredigten, welche Andr. Osiander, Tobias Lotter und Conrad Pfeil über ihn gehalten haben. In Fechtius, Historiae ecclesiasticae supplementum 1684 finden sich sechs Briefe von ihm an Marbach.