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Artikel „Luder, Peter“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 376–377, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Luder,_Petrus&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 06:16 Uhr UTC)
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Luder: Peter L. war der erste Lehrer der humanistischen Studien an einer deutschen Universität. Geboren in Kislau unweit Heidelberg, wurde er 1431 Student in Heidelberg, von wo er Italien aufgesucht und durchwandert, auch von Venedig aus die griechischen Küsten besucht hat. Als Schüler des Guarinus hat er sich eine noch ziemlich mangelhafte Kenntniß des Alterthums und des neuen humanistischen Lateins angeeignet, auch in Padua Verbindungen angeknüpft, durch welche, wie es scheint, der Pfalzgraf Friedrich bewogen wurde, ihn 1456 nach Heidelberg zu berufen, um hier die alten Autoren zu erklären und das humanistische Latein zu lehren. Die Corporation wollte nichts von ihm wissen und auch von geistlicher Seite hatte er trotz hoher Gönner mit Anfeindungen [377] zu kämpfen. Auch bei den Studenten fand er wenig Eifer für die neue Lehre. Als 1460 durch Krieg und Pest die Universität verödet war, ging er nach Ulm und kehrte, da der Kurfürst aus Geldmangel keine Unterstützung mehr gewährte, nicht zurück, sondern lehrte in Erfurt und Leipzig, freudig empfangen, doch nicht mit dauerndem Erfolg. Theils Abneigung gegen diese neue Richtung der Studien, theils die Mangelhaftigkeit seiner eigenen Kenntnisse und sein leichtfertiger Wandel, waren ihm überall hinderlich. Daher ging er 1462 nach Padua, um das vor 20 Jahren daselbst begonnene Studium der Medicin fortzusetzen, und wirklich finden wir ihn 1464 in Basel als Dr. med. und Professor. Doch auch hier blieb er nicht lange; 1469 und 1470 erscheint er als Diplomat im Dienst des Herzogs Sigismund von Oesterreich; 1474 scheint er wieder in Basel gewesen zu sein, und ein später geschriebener Brief ist datirt ex Wienna nostra. In Wien werden sich daher vielleicht noch Nachrichten über ihn finden lassen. Bekannt ist Luder’s Leben vorzüglich durch die Briefsammlung des kurpfälzischen Hofkaplans Matthias v. Kemnat, der sein Freund in Heidelberg war, doch kein zuverlässiger. Er hat in seiner Chronik nicht nur Verse seines Freundes mitgetheilt, ohne ihn zu nennen, sondern auch ein großes Prachtstück desselben, eine Rede zum Lobe des Pfalzgrafen Friedrich, sich wörtlich angeeignet. Diese und andere Reden, auch Verse, die nicht ohne Gewandtheit verfaßt, aber sehr incorrect sind, eine Anleitung zum Briefstil u. a. finden sich hin und wieder in Handschriften der Zeit. Bei mancher Schwäche des Charakters und des Wissens verdient L. doch als eifriger Vorkämpfer des Humanismus ein dankbares Andenken.

Vgl. Wattenbach in den Verhandlungen der 26. Philologenversammlung zu Würzburg, 1868, S. 71, Zeitschr. f. Geschichte des Oberrheins, 22, 35 bis 127 (in besonderem Abdruck mit einem Anhang zur Geschichte der Univ. Leipzig); 23, 21–58; 27, 95–99. – G. Voigt, Wiederbelebung d. class. Alterthums, 2, 297–304. – Bursian, Geschichte d. class. Philologie, S. 95.