ADB:Lucae, Friedrich
[337] gleich ihm dem reformirten Bekenntnisse zugethan waren, 1662 die Universität Heidelberg, um dort Theologie zu studiren, setzte dann diese Studien 1664 und 1665 in Nimwegen, Utrecht und Leyden und nach mancherlei Reisen durch Brabant und Holland zur See über Hamburg nach Deutschland zurückgekehrt, 1667 in Frankfurt a. d. O. fort, worauf er nach der Heimath zurückgekehrt, 1668 als zweiter Hofprediger in Brieg angestellt, bald aber zum ersten Hofprediger in Liegnitz berufen ward. Als jedoch nach dem Tode des letzten Herzogs von Liegnitz-Brieg 1675 die österreichische Regierung von dessen Landen Besitz ergriff, verweigerte dieselbe dem reformirten Bekenntnisse irgendwelche Duldung. Die Schloßkirche ward geschlossen und L. zur Auswanderung genöthigt. Derselbe fand jedoch 1676 in Kassel durch die Landgräfin von Hessen bald eine Anstellung als Oberpfarrer in der dortigen Neustadt und ward dann 1685 zum zweiten Hofprediger befördert, folgte aber einige Jahre später einem Rufe des Fürsten von Nassau-Siegen nach dessen Residenz Siegen als Kirchenrath und Inspector des Schulwesens. 1694 ging er von da nach Hessen zurück als Metropolitan in Spangenberg, um 1696 nach Rotenburg als Oberpfarrer, Dechant des Elisabethstiftes und Metropolitan der Diöcese überzusiedeln. Dort ereilte ihn 1708 ein schneller Tod. L. hatte seine schriftstellerische Thätigkeit mit einem theologischen Werke, dem „Geistlichen Weltschlüssel“, Frankfurt 1679, begonnen und diesem 1685 die „Schlesische Fürsten-Krone oder eigentliche wahrhaffte Beschreibung Ober- und Nieder-Schlesiens etc.“ folgen lassen (Frankfurt a./M.) in dialogischer Form und unter dem Pseudonym Friedrich Lichtstern (in manchen Ausgaben auch blos F. L.) abgefaßt, welchem Werke allerdings bereits ein Zeitgenosse, der Curiosus Silesius (nicht, wie L. vermuthete, der Breslauer Magister Wende, sondern Kaspar Sommer, Pastor in Geischen, † 1730) sehr zahlreiche Unrichtigkeiten nachwies, dann „Schlesiens curieuse Denkwürdigkeiten oder vollkommene Chronica“, Frankfurt a. M. 1689, deren sieben Theile zusammen einen voluminösen Quartanten bilden, ein Werk staunenswerthen Fleißes. 1702 erschien dann von ihm gleichfalls zu Frankfurt eine Geschichte der deutschen Grafenhäuser unter dem Titel „Deutscher Grafensaal“ und 1705 „Des Heiligen Römischen Reichs Uhralter Fürstensaal“. Auf dem Titel beider Werke nennt sich L. Mitglied des Collegii Historici Imperialis. 1702 hat L. auch noch eine Stammgeschichte des Oranischen Hauses unter dem Titel „Oraniens Triumph- und Ehrenfahne“ verfaßt.
Lucae: Friedrich L., schlesischer Chronist, geb. 1644, † 1708, Sohn des Joh. L., Professors am fürstlichen Gymnasium zu Brieg in Schlesien. Auf dieser Anstalt vorgebildet, bezog er zugleich mit den Söhnen mehrerer schlesischer Edelleute, die- Hauptquelle ist Lucae’s Autobiographie: Der Chronist Friedrich Lucae etc. nach einer von ihm selbst hinterlassenen Handschrift bearbeitet und mit Anmerkungen nebst einem Anhange versehen von Dr. Friedrich Lucae, Frankfurt a./M. 1854.