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Artikel „Louis, Karl Ludwig“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 292–293, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Louis,_Karl&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:54 Uhr UTC)
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Louis: Karl Ludwig L., Ingenieuroffizier, später Professor der praktischen Geometrie sowie des Planzeichnens, wurde am 20. April 1793 auf dem gräflich Erbach-Erbach’schen Jagdschlosse Eulbach bei Erbach (im Odenwald) geboren; † am 4. März 1854 zu Aschaffenburg. Sein Vater Anton L., gräflich Erbach-Erbach’scher Forstmeister mit dem Titel „Forstrath“ war durch sein originelles und joviales Wesen bei den Forstbeamten und Jagdfreunden der ganzen Umgebung bekannt und beliebt. Der frühzeitige Verkehr mit dem Walde und mit Forstmännern weckte im Knaben die Liebe zum forstlichen Beruf, doch überwog diese fast eine besondere Neigung und Begabung für die mathematischen Wissenschaften und das Zeichnen. Im J. 1809 kam er nach Darmstadt auf die dortige Ingenieurschule. Schon nach 2jährigem Besuch derselben konnte er als großherzoglich hessischer Forstgeometer mit bei der Landesvermessung verwendet werden, bis er 1813 in das Freicorps des Prinzen Emil von Hessen eintrat. Seine hervorragenden Kenntnisse im Vermessungswesen und Zeichnen bewirkten, daß man ihn dem hessischen Generalstabe zutheilte, und bei dieser Gelegenheit wurde er mit höheren baierischen Offizieren bekannt, welcher Umstand entscheidend für seine spätere Laufbahn wurde. Kaum war er nämlich aus dem Feldzuge zurückgekehrt (1815), so traf ihn ein Ruf in das Ingenieurcorps nach München, zuerst als Conducteur, von 1816 ab als Genie-Offizier, bez. Lieutenant. In München bot sich ihm für architektonische Studien und Arbeiten ein fast unbegrenztes Feld. Mit seinem intimen Freunde, dem genialen Baumeister Gärtner, übernahm er die Bauleitung des damals in der Ausführung begriffenen Palastes für das Kriegsministerium, und nachdem dieser Bau beendigt war, wurde er von Seiten des baierischen Generalstabes mit topographischen Arbeiten, zum Theil auf sehr schwierigem Terrain (im Hochgebirge) beschäftigt. Bei der Kartenzeichnung wendete er die 1815 vom königl. sächsischen Major J. G. Lehmann (Bd. XVIII, 141) aufgestellte Bergsituationszeichnungsmethode nicht nur zuerst in Baiern an, sondern er vervollkommnete dieselbe auch, auf Grund einer zuerst von dem großherzogl. hessischen Regierungsrath Eckhardt angeregten Idee, und veröffentlichte 1820 eine auf sein Verfahren gestützte Anleitung zur Bergsituationszeichnung. Das Verfahren ist in fachmännischen Kreisen unter dem Namen der „Louis-Winkler’schen“ Methode bekannt, da auch Professor Winkler zu Mariabrunn 3 Jahre später, unabhängig hiervon, eine Anleitung zur Bergzeichnung veröffentlichte, welche in ihren Principien mit der Louis’schen Methode übereinstimmt. Ende 1825 trat L. aus dem Militärdienste aus, um einer an ihn ergangenen Berufung als Professor für praktische Geometrie und Planzeichnen an die Forstschule zu Aschaffenburg Folge zu leisten. Hier wirkte er mit großem Erfolg, bis 1832 die Forstschule, hauptsächlich aus politischen Motiven, aufgehoben wurde. Um in der ihm und seiner Familie liebgewordenen Stadt Aschaffenburg bleiben zu können, übernahm er die Stelle des städtischen Baurathes und ertheilte nebenbei an der seit 1833 ins Leben gerufenen Landwirthschafts- und Gewerbeschule Unterricht in Geometrie, Mechanik, [293] Technologie und Linearzeichnen. Als König Ludwig I. den Plan faßte, das Pompejanische Haus zu erbauen, schickte er 1840 den Baurath L. nach Pompeji, um daselbst vorerst architektonische Studien zu machen und dann auf Grund derselben den Plan zu entwerfen. L. unterzog sich diesem Auftrag mit dem größten Interesse und führte dann den bekannten Prachtbau in Aschaffenburg an den Ufern des Mains, unter der Leitung des Oberbaurathes von Gärtner in einer wahrhaft einzigen Weise aus. Auch die Forstlehranstalt daselbst ist nach seinen Plänen und unter seiner Leitung erbaut worden. Später nahm er seine Lehrthätigkeit wieder auf und ertheilte, auf den Wunsch der Staatsregierung, an der 1843 neu reorganisirten Forstlehranstalt Aschaffenburg den Unterricht im Planzeichnen bis zu seinem Tode. Ehrenvolle Berufungen nach Darmstadt und München, theils für höhere Stellen im Baufach, theils für Lehrstellen, lehnte er aus Vorliebe für Aschaffenburg wiederholt ab. Seine Lehrmethode war einfach, klar, dabei kurz und durch und durch praktisch. Er war kein hervorragender Redner, verschmähte auch bei seinen mathematischen Vorträgen gelehrte Formulirungen, worin sich so manche Neuere auf Kosten der Verständlichkeit gefallen, legte aber großen Werth auf gute Instrumente und trug zu deren Vervollkommnung manches bei. Seine Gewandtheit und Sicherheit in Vermessungen aller Art war erstaunlich, und noch gegen das Ende seiner Tage lieferte er Zeichnungen, welche noch heute als Mustervorlagen in der Forstlehranstalt dienen. Der Grundzug seiner Bauten bestand in Solidität, ohne daß der Geschmack hierunter zu leiden hatte. Auch im Modelliren besaß er eine große Geschicklichkeit. Schon zu Anfang der 1830er Jahre fertigte er, auf Grund eines selbst aufgenommenen Nivellements, ein getreues Reliefbild des Spessartrevieres Rohrbrunn in Gyps mit Darstellung des Walddetails in Farben. Zuletzt beschäftigte ihn die Herstellung sehr sorgfältig ausgeführter Abgüsse der verschiedenen Wildfährten, deren Originale er den Aschaffenburger Sammlungen einverleibte. Weitere Abdrücke hiervon sind an fast alle deutschen Forstlehranstalten übergegangen. Als Erläuterung hierzu gab er 1853 die Schrift „Der fährtegerechte Jäger“, nebst 10 Tafeln Abbildungen der Gangart des Wildes heraus. Sein Name ist hierdurch in den Jagdkreisen um so bekannter geworden, als er selbst ein tüchtiger Jäger war. Als Mensch zierte ihn ein heiteres und anregendes Wesen, wodurch er sich überall rasch beliebt zu machen wußte.

Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1854, S. 182 (Todesanzeige) und Privatmittheilungen.