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Artikel „Liebholdt, Zacharias“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 707–708, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liebholdt,_Zacharias&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 08:48 Uhr UTC)
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Liebholdt: Zacharias L., Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Geboren 1552 im thüringischen Städtchen Saalburg (Solbergk), fand er zu Silberberg in Schlesien eine Anstellung als Schulmeister und Stadtschreiber und wirkte hier eifrig für die Einführung der Reformation. Durch eine Wanderung nach Krumau verschaffte er 1592 den Silberbergern von ihrem Herrn Peter Wock Ursinus v. Rosenberg die Erlaubniß zum Bau einer evangelischen Kirche und beherbergte den neuen Pfarrer fürs erste in seinem Hause. 1619 siedelte er als Richter nach dem benachbarten Reichenstein über und starb in der zweiten Hälfte des Januar 1626. – Seine Schulkomödie „Historia, Von einem frommen Gottfürchtigen Kauffman von Padua“ (Breslau, G. Bawman 1596) ist eine ziemlich trockene und farblose Dramatisirung jener Novelle Boccaccio’s (Decamerone 2, 9), die von der Wette über die Treue der Gattin handelt und in Shakespeare’s „Cymbeline“ ihre reizvollste Ausgestaltung gefunden hat. L. änderte die Orts- und Personennamen (wie später Kongehl in seiner „Innocentia“) sämmtlich ab: die Wette zwischen Veridicus (so heißt hier der Genueser Bernabo) und Falsarius (Ambrogiuolo) geht nicht zu Paris, sondern zu Mantua vor sich; die treue Frau Castitas (Ginevra) ist nicht in Genua, sondern in Padua daheim und flüchtet in Männerkleidung unter dem Namen Egregius (Sicurano) nicht zum ägyptischen Sultan, sondern zum Herzog von Candia. Geändert ist ferner der Charakter des boshaften Verleumders; nicht aus eigener Schlauheit dingt Falsarius die arme Frau, ihn in einem Kasten verborgen ins Schlafzimmer ihrer Herrin zu schaffen, sondern der längst im deutschen Schuldrama heimische Eheteufel bläst ihm den Gedanken ein, bei der ränkevollen Kupplerin Pragmatica Hülfe zu suchen. Die schließliche Strafe des Bösewichts besteht in der von Meister Ziehauf auf offener Bühne vollzogenen Steinigung, während bei Boccaccio der Sultan ihn mit Honig bestreichen und den Insekten preisgeben läßt. In der Ausführung der siebenactigen Komödie folgt L. der schlichten, knappen, von rührseligem Pathos und grellen Bühneneffecten weit entfernten Weise des Hans Sachs; in Sprache und Versbetonung ist er correct. [708] Die Bühneneinrichtung muß auf der einen Seite das Schlafzimmer der Castitas theilweise offen gezeigt haben.

Die biographischen Daten verdanke ich einer gütigen Mittheilung H. Markgraf’s aus einer Silberberger Handschrift der Breslauer Stadtbibliothek. Liebholdt’s Vaterstadt Solbergk, die bei A. Müller mit Goldberg verwechselt wird, steht hiernach „unter den Herren von Plauen, Gera, Schleiz und Löwenstein, itzo dem Herrn Reußen zuständig“, muß also das heutige Saalburg sein. Vgl. noch Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Litteratur 1877, S. 127 und Anton Müller, Zacharias Liebholdt (Progr. Strehlen 1891), der einen Einfluß der englischen Komödianten [!] annehmen möchte. Ueber die Geschichte des Stoffes G. Paris, Romania 32, 495.