ADB:Kongehl, Michael
Goedeke als „flach und schaal“ zu bezeichnen. Einen besseren Ton weiß er in seinen geistlichen Liedern zu treffen, die, wie so manchmal bei den Dichtern seiner Zeit, sich von seinen weltlichen Dichtungen höchst vortheilhaft durch Wahrheit der Empfindung und verhältnißmäßige Einfachheit der Darstellung unterscheiden. Sein Kreuz- und Trostlied: „Nur frisch hinein, es wird so tief nicht sein“, wol das verbreitetste und beste seiner Lieder, findet sich schon in dem „Poetischen Andachtsklang von denen Blumengenossen“, Nürnberg 1673; andere seiner Lieder erschienen zuerst in seiner „Belustigung bei der Unlust, bestehend aus allerhand geist- und weltlichen Gedichtarten“, Stettin 1683 (anonym erschienen); hier findet sich unter andern sein vielfach gerühmtes Lied: „So bleibt dennoch ein gut Gewissen das schönste Kleinod von der Welt“. Einzelne seiner Lieder haben namentlich in pietistischen Gesangbüchern weitere Verbreitung gefunden. Freylinghausen nahm nur das Lied: „Nur frisch hinein“ von ihm in den ersten Theil seines Gesangbuches auf.
Kongehl: Michael K., auch Kongell genannt, wurde am 18. oder 19. August 1646 zu Kreuzburg in Preußen geboren. Nachdem er seine juridischen Studien beendet, erhielt er im J. 1672 eine Anstellung an der brandenburgischen Kanzlei zu Königsberg, wurde 1681 Notarius des Consistoriums daselbst, 1682 Stadtsecretarius und 1696 Mitglied des Rathes. Im J. 1710 ward er Bürgermeister auf dem Kneiphof zu Königsberg, starb aber wenige Monate danach am 1. November desselben Jahres. Im J. 1673 war er unter dem Namen „Prutenio“ Mitglied des Blumenordens an der Pegnitz geworden. Unter seinen zahlreichen Dichtungen befindet sich u. a. ein geschichtsmäßiges Heldengedicht: „Surbosia“ (Umstellung von Borussia), eine Art Roman in Prosa und Versen; dieses und ähnliche Machwerke sind nach- Amarantes (J. Herdegen), Nachricht von des .–. Blumenordens … Anfang und Fortgang, Nürnberg 1744, S. 438. – Jöcher, Band 2, Sp. 2146. – Rotermund, Bd. 3, Sp. 724. – Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, Bd. 6, Lpz. 1811, S. 420 ff. – Rambach, Anthologie, Bd. 3, S. 305 (vgl. Bd. 4, S. XV). – Goedeke S. 519, Nr. 338. [504] – Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f. 3. Aufl., Bd. 3, S. 500 f.; Bd. 4, S. 564. – Fischer, Kirchenliederlexikon, 2. Hälfte, S. 132.