ADB:König, Christoph Gotthelf

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Artikel „König, Christoph Gotthelf“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 504, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6nig,_Christoph_Gotthelf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 10:08 Uhr UTC)
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König: Christoph Gotthelf K., Philolog und Schulmann, geb. am 27. Novbr. 1765 in Schwarzbach bei Rochlitz, † den 5. Decbr. 1832 in Meißen. Nachdem er in Leipzig theologischen und philologischen Studien mit großem Eifer sich hingegeben hatte, auch Magister geworden war, lebte er 1790–95 als Candidat in Chemnitz und sammelte dort, da das Lyceum der Stadt sehr herabgekommen war, einige höher strebende Jünglinge um sich, denen seine ungewöhnliche Bekanntschaft mit den alten Sprachen in besonderer Weise förderlich wurde. Zu Ende des J. 1795 als Conrector an das Lyceum in Annaberg berufen, brachte er in diese Anstalt, die gleichfalls in Verfall gerathen war, – er fand in seiner Secunda zunächst nur drei Schüler – durch feste Zucht und anregenden Unterricht neues Leben. Er erhielt daher auch bereits 1800 die Stellung eines Tertius an der Fürstenschule in Meißen. Daß er auch hier mit einer Rede „De causis infrequentiorum hac nostra aetate scholarum publ.“ sich einführte, erklärt er selbst aus seinen bis dahin gemachten Erfahrungen. Als die Fürstenschule 1812 eine neue Organisation erhielt, trat er neben dem alternden Rector Tzschucke in den Vordergrund, und schon im nächsten Jahre wurde er Nachfolger desselben. Die Schrecken des dann folgenden Krieges brachten der Anstalt doch nur vorübergehende Gefahren. Die Berufung seines Schülers und Freundes Kreyßig (s. d. Art.) in die zweite Professur gab ihm die Hoffnung, daß er in festem Zusammenwirken mit ihm auf den 1812 gelegten Fundamenten der Schule ein stetiges Gedeihen werde sichern können. Aber während im Unterrichte die alten Normen für das Vorwalten des Lateinischen, namentlich der lateinischen Poesie sich behaupteten und daneben das Griechische, das Deutsche, ja selbst das Französische, auch die Mathematik und die Realien zu höherem Ansehen kamen, wurden in der äußeren Ordnung des Hauses und in der Disciplin sehr bedenkliche Uebelstände wirksam, welche K. mit seinen auf Abstellung derselben gerichteten, auch von der Oberbehörde gebilligten Vorschlägen nicht zu heben vermochte. Es fehlte fortwährend an Uebereinstimmung in der Beurtheilung der Schüler, an Consequenz und Takt in der Leitung, und selbst Parteilichkeit sagte man dem Rector nach; die seit der neuen Organisation unter den Professoren wirkenden Nebenlehrer (Collaboratoren) befanden sich in sehr mißlicher Stellung und strebten hinwegzukommen. Unter solchen Umständen wurde K. seines Rectorates müde; er legte es zu Anfange des J. 1827 nieder, setzte aber als Lehrer die ihm liebgewordene Wirksamkeit fort, freilich unter noch schlimmeren Schwankungen, an denen er keine Schuld trug, bis eine kurze Krankheit seinen Tod herbeiführte. – Zu größeren litterarischen Arbeiten ist er nicht gekommen, und die Vielschreiberei mancher Zeitgenossen war ihm ärgerlich; aber was er als tüchtiger Humanist zu leisten vermochte, das zeigen seine von F. M. Oertel herausgegebenen Opuscula latina (Meißen 1834), die in schöner Sprache eine Fülle edler Gedanken, wie sein Studienkreis sie ihm darbot, in Abhandlungen, Reden und Gedichten enthalten.

Ueber ihn: Friedrich und H. Kreyßig, Leben des Professors J. G. Kreyßig (Meißen 1854) und Flathe, St. Afra (Leipzig 1879) bes. 318 f. u. 346 ff.