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Artikel „Leu, Max“ von Martin Gisi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 790–791, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leu,_Max&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:47 Uhr UTC)
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Leu *): Max L., schweizerischer Bildhauer, von Rohrbach (Kanton Bern), geboren in Solothurn am 26. Februar 1862, † in Basel am 4. Februar 1899. Er verlebte seine Jugendzeit in Solothurn, in dessen Schulen er seine ersten künstlerischen Anregungen erhielt. Nachdem er einige Zeit in der Werkstätte eines Grabsteinmachers gearbeitet hatte, kam er nach Basel in das Atelier von Bildhauer Gürtler und genoß in der dortigen Zeichnungs- und Modellirschule den Unterricht des Bildhauers Meili und des Malers Dr. Schider, die beide das bedeutende Talent ihres Schülers erkannten und ihm zu seinem künstlerischen Fortkommen behülflich waren. Im J. 1880 ging er nach Lyon und 1881 nach Paris, wo er Gelegenheit zu lohnendem Schaffen fand, indem er unter der Leitung von Bildhauer Morice an der Ausschmückung des Hôtel de ville mitwirkte. Als Schüler zunächst der Ecole des Arts décoratifs, dann der Ecole des Beaux-Arts, wo der Bildhauer Cavelier sein Lehrer war, arbeitete er mit Erfolg an seiner weitern Ausbildung, und zahlreiche Medaillen waren der Lohn seines künstlerischen Strebens. Im J. 1886 betheiligte er sich am Wettbewerb für ein Denkmal von Jean Daniel Richard, dem Begründer der Neuenburgischen Uhrenindustrie, in Locle und wurde mit dem ersten Preise bedacht; die Ausführung des Entwurfes wurde aber nicht ihm selbst, sondern dem Genfer Bildhauer Iguel übertragen. Auch für das geplante Tell-Denkmal in Altdorf lieferte er einen Entwurf, der ihm den dritten Preis eintrug.

Nachdem er mehrere Privataufträge, die Büsten von Bischof Fiala und Maler Frank Buchser (beide in Solothurn), von Papierfabrikant Miller (Biberist), Bundesrath Frey (Bern), theils in Marmor, theils in Bronze, ausgeführt hatte, betheiligte er sich an der Concurrenz für das Denkmal von Adrian von Bubenberg, dem Helden von Murten, aus der er nach langen [791] Kämpfen siegreich hervorging. Am 12. Februar 1892 wurde ihm der definitive Auftrag zur Ausführung seines prämiirten Entwurfes ertheilt, und am 18. Juli 1897 fand die Enthüllung des prächtig gelungenen Erzstandbildes statt, das den Bubenbergplatz vor dem Bahnhof in Bern schmückt und glänzendes Zeugniß von der Vollendung ablegt, zu der L. nach schwerem Ringen gelangt war. Im J. 1898 siedelte er nach Basel über, wo er wohlwollende Gönner und Freunde fand und mehrere gelungene Büsten, so von Professor Dr. Fritz Burckhardt, Dr. Schider und Maler Balmer ausführte, die nebst einem Modell zu einem Stauffacherin-Denkmal an der fünften nationalen Kunstausstellung der Schweiz, die im Herbst 1898 in Basel stattfand, zur öffentlichen Besichtigung gelangten. Aus der Concurrenz für ein in Basel geplantes Wettstein-Denkmal war er zwar als Sieger hervorgegangen, doch gelangte es nicht zur Ausführung. Dagegen wurde ihm der Auftrag ertheilt, die das Denkmal von J. P. Hebel krönende Büste des alemannischen Dichters zu bilden, eine Aufgabe, deren er sich zur großen Zufriedenheit seiner Auftraggeber, der Mitglieder der Hebel-Commission, entledigte, ohne daß es ihm beschieden sein sollte, der Enthüllung des Denkmals beizuwohnen. Seit einiger Zeit an einem schweren Leiden (Krebs) erkrankt, verreiste er im Herbst 1898 nach dem Süden, um in Griechenland Heilung zu suchen. Er kam bloß bis Nervi bei Genua, wo sich sein Zustand so verschlimmerte, daß er die Reise nicht fortsetzen und nur mit großer Mühe nach Basel zurückgebracht werden konnte, wo ihm noch die Freude zu Theil wurde, in seinem Krankenzimmer die in Paris in Bronze ausgeführte, gelungene Hebel-Büste zu sehen. Wenige Tage darauf, am 4. Februar 1899, starb er, erst 37 Jahre alt, zu einer Zeit, wo er sich endlich die verdiente Anerkennung errungen hatte und als einer der bedeutendsten Vertreter der schweizerischen Bildhauerkunst geschätzt wurde.

Vgl. A. Geßler in „Die Schweiz“, I. Jahrg. (1897) und Basler National-Zeitung vom 7. Februar 1899. – E. Beurmann in d. National-Zeitung vom 28. December 1898 und „Die Schweiz“, III. Jahrg. 1899. – H. Trog in d. Allgem. Schweizer-Zeitung vom 28. December 1898. – Samuel Cornut in Gazette de Lausanne vom 14. Februar 1899 u. s. w.

[790] *) Zu S. 672.

WS: Seite 792 ist leer, die Seiten 793 bis 796 enthalten ein „Verzeichniß der im 51. Bande der Allgem. Deutschen Biographie enthaltenen Artikel“, das hier jedoch nicht transkribiert wird.