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Artikel „Letbert“ von Anton Weis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 458, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Letbert&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 12:18 Uhr UTC)
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Letbert (auch Liebert, Lietbert) lebte in der zweiten Hälfte des 11. und noch zu Anfang des 12. Jahrhunderts und war nach den Verfassern der Hist. lit. de la France ein regulirter Chorherr des St. Petersstiftes zu Lille oder Ryssel (Insulae) in Flandern. Die wenigen über ihn erhaltenen Nachrichten verdankt man einem Briefe des Bischofs Walther von Maguelone (Montpellier, 1104–28, nach Gams, Series episcoporum, p. 579) an seinen Verwandten Robert, Propst in Lille (abgedruckt in Mabillon, Vet. analecta. Tom. I. p. 289, 2. Ausg. p. 461), worin er angibt, daß er vor seiner Erhebung zur Bischofswürde selbst die Propstei zu Lille innegehabt und den L. unter seinen Chorherren gezählt hätte. Er spendet demselben großes Lob ob seiner Gottesliebe und seines Seeleneifers und nennt ihn einen „seligen“ und „heiligen“ Mann. Sein Eifer soll ihm auch, wie die Verfasser der Hist. lit. aus einem Schreiben Gregors VII. vom J. 1079 vermuthen, Feindseligkeiten und Verfolgungen von Seite seiner Mitkanoniker zugezogen haben, weshalb ihn der genannte Papst in dem erwähnten Schreiben in Schutz nahm. Um das J. 1110 wurde er zur Leitung des Klosters zum hl. Rufus zu Valence in der Dauphiné berufen, in welchem (nach Mabillon, Annales, Tom. IV. p. 588) eine neue Reform für regulirte Chorherren nach der Regel des hl. Augustin beobachtet wurde. Er lebte daselbst höchstens bis gegen das Ende des J. 1114. L. hinterließ einen Commentar über die Psalmen unter dem Titel „Flores psalmorum“, zum größten Theile ein Auszug aus Augustin, Cassiodor u. a. alten Kirchenschriftstellern, welchen Bischof Walther auf Bitten des Kanonikers Hescelin dem Chorherrenstifte zu Lille laut seines obenerwähnten Briefes übersandte. Er fand sich handschriftlich in vielen Bibliotheken Englands, der Niederlande und besonders Frankreichs. Dem Drucke scheint er nie übergeben worden zu sein. Ferner sind uns von L. noch zwei Briefe erhalten (gedruckt bei Martene und Durand, Thesaurus novus anecdotorum, Tom. I. p. 329 sq.), von denen der erste die hohen Vorzüge des Ordens der regulirten Chorherren preist, und der zweite die Cleriker vor dem vertrauten Umgange mit dem Frauengeschlechte warnt. Sie entsprechen der Charakterschilderung, die Walthers Brief von L. gibt.

Vgl. Histoire littéraire de la France, Tom. 9, p. 570 sq.