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Artikel „Lebrecht, Fürchtegott“ von Immanuel Heinrich Ritter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 97–98, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lebrecht,_F%C3%BCrchtegott&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:39 Uhr UTC)
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Lebrecht: Fürchtegott L., geb. am 16. Novbr. 1800 zu Memmelbach in Baiern, † am 1. Septbr. 1876 in Berlin, war ein vorzüglicher Kenner des Talmud und der mittelalterlichen jüdischen Litteratur. Die Studien dazu machte er in Fürth und in Preßburg, wo er unter dem berühmten Moses Sofer eine hohe Stufe der Gelehrsamkeit erreichte. 1827 ging er nach Halle zu Gesenius, von dem er grammatisch geschult wurde, während er seinerseits jenem in Bezug auf das neuhebräische Gebiet helfend zur Seite stand. Später begab er sich nach Berlin und entwickelte von nun an eine vierzigjährige schriftstellerische und wissenschaftliche Thätigkeit, durch welche er mannigfaltige verdienstliche Aufschlüsse über dunklere Partien der jüdischen Geschichte und Litteratur verbreitete. Bis 1848 war er daselbst Lehrer am Zunz’schen Seminar, von da an bis zu seinem Tode Hauptlehrer an der Veitel Heine’schen Lehranstalt, die, im Jahre 1774 begründet, lange Zeit eine Stätte ungeordneter talmudischer Forschungen blieb, bis sie durch L. zu einer wissenschaftlichen Anstalt erhoben wurde und christlichen wie jüdischen Studirenden zur Quelle wichtiger Orientirung diente. Dabei schrieb er, meist unter dem Zeichen F. Lt., gediegene Aufsätze für die verschiedensten Zeitschriften, besonders für den Orient, die Allgemeine Zeitung des Judenthums, die historischen Jahrbücher für Kritik, Geiger’s Zeitschrift; aber auch populäre Artikel, z. B. für die Spener’sche und Vossische Zeitung, die jedoch immer geistvoll und gehaltreich waren. Unter größeren Schriften nennen wir: „Handschriften und erste Ausgaben des babylonischen Talmud“, 1862; [98] „Kritische Lese verbesserter Lesarten und Erklärungen zum Talmud“, 1864. Seine letzte Arbeit über Betarus erschien nach seinem Tode im Magazin für die Wissenschaft des Judenthums im Jahre 1877: „Bether, die fragliche Stadt im Hadrianischen Kriege. Ein 1700jähriges Mißverständniß. Beitrag zur Geschichte und Geographie des alten Palästina“. Er selbst urtheilt darüber S. 3: Zum Aufbau meiner Stadt habe ich schwere Baumstämme zu fällen und unter Gefahr des Mißlingens zu behauen; aber ich hoffe, es wird bei dieser Arbeit so viel gesundes Bauholz abfallen, daß selbst, wenn der Hauptstamm bricht, doch schöner Baustoff genug zu kleineren Ausführungen zu gewinnen sein werde. – L. war unverheirathet, ein bescheidener, liebenswürdiger Mann, den ein gewisser gutmüthiger Sarkasmus wohl kleidete.

Vgl. über ihn M. Steinschneider im Bolletino degli Studii Orientali. A. I. 1876. p. 153.