Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lantzenberger, Michael“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 701–702, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lantzenberger,_Michael&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 10:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Lantz, Johann
Band 17 (1883), S. 701–702 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Michael Lantzenberger in der Wikipedia
Michael Lantzenberger in Wikidata
GND-Nummer 119738651
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|701|702|Lantzenberger, Michael|Jakob Franck|ADB:Lantzenberger, Michael}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119738651}}    

Lantzenberger: Michael L., Buchdrucker zu Leipzig im 16. und dem Anfange des 17. Jahrhunderts. Geboren 1552 zu Scheibenberg, einem Städtchen bei Annaberg in Sachsen, erlernte er seine Kunst bei Joh. Steinmann zu Leipzig. und starb in dieser Stadt 1612, nachdem er seine typographische Wirksamkeit mit dem J. 1588 begonnen hatte. Ein weiteres über sein äußeres Leben ist bis jetzt nicht bekannt geworden. Sein Insigne war der den Drachen mit einer Lanze erlegende Erzengel Michael und über dessen Haupt mit hebräischen Buchstaben das Wort Jehova. Unter den Erzeugnissen seiner Officin, welche zumeist biblischen und kirchlichen Inhalts sind, verzeichnen wir: „Christoph. Meureri D. De Anatomiae utilitate … oratio“, 1595, 4°; „Precationum formulae ex singulis Euangeliis … delibatae. Graece et Latine“, 1596. 8°; „Bibelbüchlein. Deutsche Monosticha auff alle Capitel … heil. Schrift“, 1601, 8° mit 74 Holzschnitten. Der Verfasser war Magister Vincentius Schmuck, Diakon zu St. Niclas zu Leipzig; „Der Psalter Davids Gesangweis … mit vier Stimmen abgesetzet durch Sethum Calvisium. 1605, 8°. Als das weitaus wichtigste Erzeugniß seiner Presse aber muß, weil es den Reigen zu vielen anderen ähnlichen Schriften eröffnete, angesehen werden des Doctors der Theologie Simon Gediccus „Defensio sexus muliebris Opposita fvtilissimae Disputationi recens editae, qua … contenditur Mulieres homines non esse“, 1595, 4° (auch Hagae Com. 1638, 8° und Par. 1693, 12), eine Gegenschrift gegen die parodistische Satire des Valens Acidalius (Bd. I. S. 31, 32): „Disputatio nova contra mulieres, qua probatur homines non esse“, 1595 und zwar o. O. 4°, der ungenannte Verleger aber war der Buchhändler Heinrich Osthaus zu Frankfurt a. M. Diese letztere Schrift (auch Hagae Com. 1638, 1641, 1644, 12°, Par. 1693, 12°, 1695, 8°) hatte sogleich nach ihrem Erscheinen ein kolossales Aufsehen erregt und weil man ihre Tendenz verkannte, nicht nur die ernsthafte des Gediccus, sondern auch eine weitere Zahl größtentheils scherzhafter und in der Regel anonymer oder pseudonymer Nachahmungen hervorgerufen, die sogar bis in die neueste Zeit sich erstrecken. Eine meines Wissens erstmalige vollständige Zusammenstellung derselben wird hier nicht ohne Interesse sein: „Facultatis theolog. in Acad. Wittenberg. Admonitio contra disput. in mulieres …“, Witteb. 1595, 4° (Bibl. Thomas, 688. 4830): „Balth. Wendel Tractat, Daß die Weibsbilder ebensowohl zu Gottes Ebenbilde geschaffen als die Mannspersonen“, Leipz. u. Halle 1597, 4° (Clessius II. 11); „Disputatio: Mulier malus.“ o. O. u. J. (Jahn, Bücher-Verz., IV. 3555); „Die Frag, ob die Weiber Menschen seyen oder nicht“, o. O. 1618, 1640, 4°, 1660, 12° (Serapeum 1863, 154), 1671, 12° (Jahn, IV. 3590); „Joach. Eberh. Hannow Disputatio: Bonus Mulier“, o. O. 1627, 4° (Zu Dresden); „Fr. H. Höltich und Joh. Casp. Waltz Disputatio: Foemina non est homo“, Witteb. 1671, 4° (Jos. Baer, Auctions-Catal. 1866, 2), ibid. 1672, 4° (In Zweibrücken); „Mulier Homo!“ o. O. 1690, 4° (Dresden); „Mulier non Homo!“ [702] o. O. 1690, 4° (Dresden); „Justus Wallfisch, Beweis, daß die Frauenzimmer eigentlich keine Menschen sind“, 35. Aufl., Leipz. o. J. (1861), kl. 8°; dagegen: „Was sind die Männer? Unmenschen – also keine Menschen!“ 5. Aufl., ebendaselbst o. J. (1862), kl. 8°; „Beweis, daß die Frauenzimmer wirklich Menschen sind“, ebendas. o. J. (1863), kl. 8° (diese drei letzten Schriften in Petzholdt’s Anzeiger, 1864, 317–319). Vgl. auch Cyr. Spangenberg, Adelsspiegel, II. 415 b, Joh. Erh. Michaelis, Gotteslästerl. Sprichwörter, 1705, S. 36, Talitz, Reißgespan (Ulm 1663), S. 240–41, W. X. Al. Kreitmayr, Rechtsregeln, S. 133–34 und über französische und italienische Uebersetzungen der Schrift des Acidalius: Grässe, Trésor, II. 409 b. – Ob die Druckerfamilie Johann und Katharina L. zu Nürnberg im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts Nachkommen des Leipziger Typographen war, läßt sich ohne Einsicht der betreffenden Archive nicht feststellen, die Druckerzeichen aber der beiden letzteren sind von jenem des Leipziger völlig verschieden. Ueber einen Leipziger „Artium iuriumque Scholaris“ Johannes L. zu Ende des 15. Jahrhunderts ist Panzer, Ann. typ. V, 279 zu vergleichen.

Geßner. Buchdruckerkunst, I. 102. Clessius, Elenchus, I. 29, 36, 255. Goedeke, Gr., I. 172, 256. Weller, Ann., II. 168, 399, 447, 449, 557.