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Artikel „Lansbergen, Philipp à“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 699–700, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lansbergen,_Philipp_%C3%A0&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 17:59 Uhr UTC)
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Lansbergen: Philipp à L., Theolog, Arzt und Astronom, als Sohn angesehener Eltern geboren zu Gent 1560. Sein Vater, Daniel L., ein großer Grundbesitzer zu Meulenbeke, war schon frühe der Reformation zugethan, mußte aber bei der Annäherung Alba’s mit den Seinigen auswandern, da seine Güter confiscirt wurden. Wir finden den jungen L. nun in Frankreich und England, wo er Theologie und Mathematik studirte. 1582 war er jedoch schon wieder im Vaterlande und trat eine Predigerstelle zu Antwerpen an. Als aber 1585 die Stadt an die Spanier übergegangen war, mußte er diese Stelle aufgeben und ward im folgenden Jahre Prediger zu Goes. Mehrere Jahre wirkte er dort auf das löblichste, präsidirte 1597 der zu Goes gehaltenen Provinzialsynode, war 1610 Assessor auf der Synodalsynode zu Veere und erwies sich als tüchtiger Theolog durch seine „Catechesis religionis christianae, quae in Belgii et Palatinatiis ecclesiis docetur, sermonibus 52 explicata“, Middelburg 1594 und Neustadt 1595, nachgedruckt zu Hanau und Frankfurt 1620 und 1621 und noch 1645 von S. Ghys ins Holländische übersetzt. Daher war er nicht nur bei seiner Gemeinde beliebt, sondern ward auch von den hervorragendsten Familien seiner Provinz und den Vertretern der Wissenschaft, wie Jos. Scaliger[WS 1], Petrus Bertius und anderen, hochgehalten. Die Stadtregierung zu Goes stellte ihm um 1610 seinen Sohn Petrus als dritten Prediger zur Seite. Um 1613 aber mischte er sich in die politischen Angelegenheiten der Stadt, indem er mit seinen Collegen die Wahl eines Arztes zum Rathsmitglied zu hindern suchte, dessen frühere Betheiligung an der Stadtregierung sich durch Unterdrückung der Reformirten gekennzeichnet hatte, wiewol er diesen jetzt wohlgesinnt schien. Als diese Bemühungen scheiterten, wußte der ihnen zum Trotz gewählte seine Mitregenten dahin zu bringen, sich des Abendmahles bei den L. zu enthalten, und demnächst auf Grund solcher Enthaltung ihre Entfernung vom Amte bei der im October 1613 zu Goes versammelten Coetus zu bewirken, vermöge des 17. Artikels der seeländischen Kirchenordnung von 1591, welcher ausdrücklich erlaubte einen Prediger zu entlassen, falls er der Gemeinde zuwider geworden. Geduldig ertrug der Vater diesen Beschluß und zog nach Middelburg. Der Sohn aber und viele Gemeindeglieder appellirten dawider auf der Synode zu Zierikzee 1618. Ihr Vorsatz, die Sache auch bei der Nationalsynode zu Dordrecht anhängig zu machen, blieb unausgeführt. 1648 erschien aber von Petrus L. zu Middelburg noch eine Vertheidigungsschrift „Index errorum coetus Zelandiae“. Philipp L. [700] erhielt nach seiner Entlassung von den Staaten Seelands ein Jahrgeld und widmete sich jetzt den medicinischen, mathematischen und astronomischen Studien, wobei er sich als ein tüchtiger Kämpfer für das damals noch von den meisten Theologen angefochtene System des Copernicus und Galilei erwies. Die neue Methode, welche er in seinem Buch „Chronologiae sacrae libri sex, in quibus annorum mundi series, ab orbe condito ad eversa per Romanos Hierosolyma“, Amsterd. 1626, Mediob. 1645, befolgte, deutete schon darauf hin. Vorzüglich gingen aber seine „Commentationes in motum terrae diurnum et annuum“, Mediob. 1630, darauf hin, die Bewegung der Erde zu erläutern, wurden deshalb auch von Libertus Fromondus (Bd. VI. S. 145), Phocylides und Anderen heftig angefochten. Besondere Erwähnung verdienen auch seine „Uranometriae libri tres“, Mediob. 1631, die „Fabulae motuum coelestium perpetuae“ und „Observationum astronomicarum thesaurus“, welche sich nebst mehreren kleineren Schriften in seinen „Opera omnia“, Mediob. 1663, finden. Mehrere davon sind durch D. Goudard ins Französische übersetzt. – Philipp à L. war mit Sara Lievaerts verheirathet und hinterließ, als er am 8. Novbr. 1632 zu Middelburg starb, sechs Söhne und vier Töchter.

Vgl. Glasius, Godgel. Nederl. van der Aa, Biogr. Woordenb. und die daselbst verzeichneten Quellen.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Joh. Scaliger