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Artikel „Ladiver, Elias“ von Georg Daniel Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ladiver,_Elias&oldid=- (Version vom 17. Dezember 2024, 08:35 Uhr UTC)
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Ladiver: Elias L., verdienter Schulmann im Siebenbürger Sachsenland, ist um das Jahr 1630 in Silein in Nordungarn (im Trentschiner Comitat) geboren, wo sein Vater evangelischer Pfarrer war. Von wesentlichem Einfluß auf seine Entwicklung ist Comenius (A. D. B. Bd. IV, S. 431) gewesen, den der siebenbürgische Fürst Georg Rakozi II. 1650 an seine Schule nach Saros-Patak in Ungarn gerufen hatte und dessen Unterricht hier L. eine Zeit lang genoß. Von 1652 an setzte er seine Studien in Wittenberg fort; 1653 wurde er als Rector an die Schule von Silein berufen, worauf er 1659 als Lehrer nach Bartfeld ging. In eifrigen Disputationen mit den Kaschauer Jesuiten genoß er den Ruf, ein großer Kenner von Aristoteles zu sein und wurde 1667, nachdem er ein halbes Jahr Pfarrer in Teple im Liptauer Comitat gewesen, als Professor der Logik und Poesie an das Collegium der evangelischen Stände nach Eperies berufen. Das war zu derselben Zeit, als in Ungarn der allwärts einflußreiche [507] Jesuitismus die Staatsgewalt zu schonungsloser Verfolgung des Protestantismus mißbrauchte; den Dragonern des Erlauer Bischofs Franz Segedi öffneten sich am 6. Juni 1672 die Thüren der evangelischen Kirche und der Schule in Eperies, die 400 Schüler zählte; vier Prediger und zehn Lehrer mußten ins „Elend“ wandern, darunter auch L. In Danzig, in Königsberg, in Polen flüchtig umhergetrieben fand er endlich im Siebenbürger Sachsenland eine dauernde Ruhestätte. Ihn und einen anderen, aus Kaschau vertriebenen Lehrer J. Fabritius kennen zu lernen, veranstaltete der Rath von Hermannstadt am 8. März 1673 eine öffentliche Disputation und ernannte L. in Folge davon zum außerordentlichen Lector des Gymnasiums. Fünf Jahre später berief ihn (26. Sept. 1678) Schäßburg zum Rector seines Gymnasiums. Hier hatte das treue deutsche Bürgerthum auf der höchsten Stelle des Bergplateaus, das die starke mauer- und thurmgeschirmte „Burg“ trug, am Anfang des 17. Jahrhunderts eine „neue Schule“ gebaut; ein geräumiger gewölbter Hörsaal, zugleich mit Wohnungen für Lehrer und Schüler; die würdige Inschrift des Gebäudes: Schola seminarium reipublicae zeugte vom Geist der Gründung. Ueber die Stadt selbst war in den drei Menschenaltern seither in wiederholtem innerm Krieg der einheimischen Fürsten, in Türken- und Tartarenraubzügen, in Pest und Brand schwerstes Verderben gekommen, das auch im Rückgang der Schule kenntlich war; ihr zu helfen rief die Stadt L. zum Rector. Als solcher wurde er in dreijähriger Amtswaltung nach dem Zeugniß der Zeitgenossen „der Wiederhersteller der Schule“. Eine Schulordnung regelte Leben und Studien der Schüler der ersten (obersten) Classe, die in drei Jahren nicht weniger als 60 aufnahm, von welchen L. 19 auf die Hochschulen Deutschlands entlassen konnte. Sein schönes Verdienst ist es, daß er auf Grund früherer Aufzeichnungen die noch vorhandene „alte Schulmatrikel“ anlegte, die eine der bedeutendsten Quellen zur Geschichte des siebenbürgisch-sächsischen Gymnasiums ist. Pfarrer und Rath der Stadt ehrten ihn dadurch, daß sie ihn von der Pflicht enthoben, mit den andern Lehrern im Chor der Pfarrkirche stehend den Gesang zu leiten und die Leichenzüge zu begleiten; die bedeutendste Zunft, die der Schneider, gedachte seiner mit Ehrengaben. Seine (lateinischen) Schriften sind theologischen und philosophischen Inhalts, für die Kenntniß der literarhistorischen und Schulentwicklung jener Zeit von Werth. Ladiver’s bedeutendster Schüler ist M. Martin Kelp (Allg. d. Biogr. XV, 595); im Spätjahr 1681 legte er das Rectorat in Schäßburg nieder, um die Leitung des wiederhergestellten evangelischen Collegiums in Eperies zu übernehmen, wohin ihn Emerich Tökölyi berufen hatte. Hier ist er 1686 gestorben; in der Geschichte des siebenb.-sächsischen Schulwesens bleibt sein Name unvergessen.

Außer Zwittinger und Wallaßky Seivert, Nachrichten über sieb. Gelehrte, Preßburg 1785; J. S. Klein, Nachrichten von den Lebensumständen und Schriften evang. Prediger in Ungarn, Leipzig u. Ofen 1789, I, 150; Jos. Trausch, Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen, Kronstadt 1870, II. 319; G. D. Teutsch, Geschichte des Schäßburger Gymnasiums – im Programm desselben zum Schluß des Schuljahres 1852/53.