ADB:Lütkemüller, Ludwig Paul Wieland

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Artikel „Lütkemüller, Ludwig Paul Wieland“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 699–700, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%BCtkem%C3%BCller,_Ludwig_Paul_Wieland&oldid=- (Version vom 7. Dezember 2024, 23:28 Uhr UTC)
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Lütkemüller: Ludwig Paul Wieland L., Convertit, geb. am 8. März 1810 zu Papebruck in der Priegnitz, † am 12. Octbr. 1857 zu Teschen in Oesterreichisch-Schlesien. Sein Vater, Samuel Christian L., geb. 1769 zu Erxleben, † 1833 als Prediger zu Papebruck, hat 1794 eine Uebersetzung von Ariosto’s Orlando furioso herausgegeben und war ein Verehrer Wieland’s, dem zu Ehren er dem Sohne auch den Vornamen „Wieland“ gab. L. machte seine Gymnasialstudien zu Schulpforta, studirte dann 1830–35 zu Halle und Berlin und beschäftigte sich 1835–38 als Candidat zugleich mit der Vorbereitung für die akademische Doction. Unter dem Einfluß Guerickes (Bd. X, S. 91) hatte er sich 1831 den Altlutheranern angeschlossen, gerieth aber bald in Streit mit der Partei des Pastors Stephan, gegen den er 1838 die Broschüre „Die Lehre und Umtriebe der Stephanisten“ schrieb. 1838 wurde er von Lutheranern nach Brüssel berufen, um dort eine flämische Gemeinde zu organisiren. Er kehrte aber schon 1840 zurück und schloß sich nun wieder der evangelischen Landeskirche an. 1840–42 wurde er in Berlin von dem Cultusminister Eichhorn beschäftigt. 1842 wurde er Pfarrer in Wald bei Solingen, 1845 zu Behlitz bei Potsdam, 1847 zu Selchow in der Mark Brandenburg. 1842 veröffentlichte er „Beiträge zur Kirchengeschichte der Gegenwart. Ein Lebensbild der deutschen, belgischen und holländischen Kirche“, 1852 die Schrift „Von dem Zustande nach dem Tode bis zur Auferstehung“. Wegen dieser Schrift, in welcher er sich in katholisirender Weise über Fegfeuer und Heiligenverehrung äußerte, wurde er im September 1852 suspendirt, einige Monate später abgesetzt, wegen ungebührlicher [700] Ausdrücke in einem Schreiben an das Consistorium auch einige Tage in Haft gehalten. Im Frühjahr 1853 wurde er zu Fürstenwalde von dem Pfarrer Thissen aus Köln, der damals Abgeordneter in Berlin war und an einem Sonntage in Fürstenwalde katholischen Gottesdienst hielt, in die katholische Kirche aufgenommen. Er schrieb darauf „Meine Erlebnisse seit dem Erscheinen der Schrift von dem Zustande etc.“, 1853. Durch Thissen’s Vermittlung wurde er dann für einige Zeit Mitredacteur der damals in Köln erscheinenden ultramontanen Zeitung „Deutsche Volkshalle“ und darauf Redacteur des Coblenzer „Moselboten“. Nach dessen Unterdrückung im J. 1855 wurde L. auf Empfehlung des Fürstbischofs Förster von Breslau an dem katholischen Gymnasium zu Teschen, 1856 als Supplent, 1857 als provisorischer Lehrer angestellt.

Rosenthal, Convertitenbilder III. Band, 3. Abtheil., S. 46. Schles. Kirchenbl. 1857. Nr. 48. Hist.-pol. Bl. 30. Bd. (1852), S. 457.