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Artikel „Kraushaar, Otto“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 84, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kraushaar,_Otto&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:55 Uhr UTC)
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Kraushaar: Otto K., ein werthgeschätzter Componist und Kritiker, dessen Urtheil niemals durch andere Rücksichten als durch die der Kunst beeinflußt war, wurde am 31. Mai 1812 in Kassel geboren. Sein Vater, der Hofrath K. in Kassel, erkannte früh die Anlagen seines Sohnes zur Musik, sorgte aber dafür, daß er sich nicht nur eine hohe Schulbildung aneignete, sondern wußte ihn auch später zu bestimmen sich auf den Universitäten umzusehen, wo er Mathematik, Philosophie und Naturlehre studirte. Zum Lehrer in der Musik konnte ihm der Vater keinen besseren wählen als den damals am Kasseler Hoftheater angestellten Moritz Hauptmann, der dann später das Cantorat in Leipzig erhielt. Seine ersten Compositionen erschienen im J. 1834 bei Schlesinger in Berlin und erwarb sich vor allen ein Rondo in G-dur, op. 2, ganz besondere Anerkennung. Ihnen folgten dann etwa noch 40 weitere Compositionen. Im J. 1838 erschien in Kassel seine erste theoretische Schrift: „Construction der gleichschwebenden Temperatur ohne Scheiblerische Stimmgabeln auf musikalische Instrumente.“ Als dann Hauptmann im J. 1842 nach Leipzig versetzt wurde, hatte K. sich bereits einen solchen Ruf als Theoretiker erworben, daß er die Schüler Hauptmann’s übernahm und bald ein gesuchter Lehrer ward. Auch um die Bildung des musikalischen Geschmackes des Publikums sowie um die ausübenden Musiker selbst erwarb er sich große Verdienste durch seine klare, gründliche und unparteiische, aber stets humane Beurtheilung künstlerischer Leistungen. Er entwickelte darin eine ungeheure Thätigkeit und wir finden seine Kritiken nicht nur in Kasseler Zeitschriften, sondern in der Allgemeinen musikalischen Zeitung, der Wiener allgemeinen Musikzeitung, der Rheinischen, den Signalen, sowie in der Hamburger und Wiener Theaterchronik. Seinen hinterlassenen Aufzeichnungen gemäß beläuft sich die Anzahl seiner musikalischen Abhandlungen und kritischen Aufsätze auf 558. Auch als praktischer Musiker suchte er zu wirken, indem er mit seinem Freunde, dem Hofkapellmeister Bott, die Direction der Kasseler Singakademie übernahm und später einen Kirchengesangverein gründete, welcher den Zweck hatte die ältere Gesangsmusik, ähnlich dem Berliner Domchor, durch öffentliche Aufführungen zu pflegen und bekannt zu machen. Im J. 1853 eröffnete er einen Cyclus öffentlicher Vorlesungen über Musik, die er bis zum J. 1856 fortsetzte, bis ihn sein angegriffenes Sehorgan zur Schonung zwang. Sein größeres theoretisches Werk, von dem er 1852 ein Fragment drucken ließ unter dem Titel „Der accordliche Gegensatz und die Begründung der Scala“ fand zwar große Anerkennung, doch stieß es auch auf manchen Widerspruch. Trotzdem das Werk im Manuscript fertig war, fand es keinen Verleger, und der Tod, der ihn am 23. November 1866 ereilte, schnitt die Hoffnung gänzlich ab es je gedruckt zu sehen.

Vgl. Augsburger Allgemeine Zeitung 1867, Beil. 120.