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Artikel „Krauseneck, Wilhelm“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 82–84, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krauseneck,_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:09 Uhr UTC)
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Krauseneck: Wilhelm Johann K. (von dem ihm in Folge der Verleihung des schwarzen Adlerordens im J. 1840 zustehenden Adelsprädikate hat er keinen Gebrauch gemacht), preußischer General der Infanterie, am 13. October 1775 zu Bayreuth, wo sein Vater Proceßrath war, geboren, trat 1791 als Artilleriecadett auf der Plassenburg in den Dienst seines Heimathlandes, fand, als letzteres bald darauf an Preußen kam, wegen seiner Fertigkeit im Aufnehmen und Zeichnen Verwendung als Ingenieurgeograph bei den preußischen Truppen, denen er 1794 in der Pfalz gute Dienste leistete, war dann als solcher bei den Vermessungsarbeiten in den neu erworbenen polnischen Landestheilen thätig und erhielt endlich 1797 eine Anstellung als Premierlieutenant in der ostpreußischen Füsilierbrigade, trat aber erst 1800 in den praktischen Dienst. 1806 Compagniechef geworden, focht er in dieser Eigenschaft 1807 in West- und Ostpreußen und erwarb im Gefecht bei Wackern (8. Februar) den Orden pour le mérite, auch gebrauchte ihn sein Brigadechef, General v. Stutterheim, vielfach zu Generalstabsgeschäften. Bei der Reorganisation der Armee wurde er auf Scharnhorst’s, der ihm wohl wollte, Vorschlag Major bei der Artillerie; man beabsichtigte dieser Offiziere zuzuführen, welche weniger technische Kenntnisse als Verständniß für die taktische Verwendung der Waffe hätten – sehr gegen Krauseneck’s Wünsche, welcher nach drei Monaten (Juni 1809) auf sein Bitten als Commandeur des leichten Bataillons beim Regiment Garde wieder zur Infanterie kam. Daneben wurde ihm 1811 der Befehl über sämmtliche leichte Truppen (noch 2 Bataillone und 1 Husarenregiment) der brandenburgischen Brigade übertragen. Auch sonst wurden seine Dienste für die Ausbildung seiner Waffe, welcher sein Hauptinteresse zugewendet war, vielfach in Anspruch genommen, so war er unter Scharnhorst an der Ausarbeitung des Exercierreglements für die Infanterie von 1812 der Hauptbetheiligte. Als der Krieg mit Rußland bevorstand, übertrug ihm der König „aus besonderem Vertrauen“ den Posten eines Commandanten von Graudenz, der einzigen Festung, über welche der Monarch frei verfügen konnte. Hier [83] verhielt er sich gegen die Anforderungen der Franzosen ebenso ablehnend, wie er York gegenüber sich weigerte, vor des Königs offener Erklärung, gegen jene Partei zu nehmen; auch der Betheiligung der Bürgerschaft an dem von Stein berufenen Landtage trat er entgegen. Als seine Mission erfüllt war, erbat er Verwendung bei der Armee, kam in Blücher’s Hauptquartier und nahm an den Schlachten von Groß-Görschen und Bautzen theil. Dann wurde er, mit Gneisenau wenig harmonirend, in das schlesische Gebirge gesandt, um dort eine Landesbewaffnung zu organisiren, bald darauf aber nach Schweidnitz versetzt, aus welcher Festung ein bedeutender Waffenplatz gemacht werden sollte. Als der Gang des Krieges dies hatte überflüssig erscheinen lassen, wurde er nach Böhmen berufen und sollte in seiner Heimath Franken eine Insurrection ins Werk setzen. Baierns Zutritt zu den Verbündeten machte diese Absicht gegenstandslos und K. erhielt nun, seit einiger Zeit Oberstlieutenant, Anfangs October das Commando einer Brigade unter Tauentzien, welcher Wittenberg einschloß. Ehe es hier zu entscheidenden Thaten kam, erhielt er Befehl sich zum General v. Kleist zu verfügen; Krankheit verzögerte aber seine Reise und als er Mitte Februar in Frankreich eintraf, war die ihm bestimmte Brigade durch starke Verluste so zusammengeschmolzen, daß sie als solche nicht mehr existirte. Er fand wieder in Blücher’s Hauptquartier Verwendung, für la Fère Champénoise erhielt er das eiserne Kreuz 1. Klasse. Nach dem ersten Pariser Frieden wurde er Commandant der Bundesfestung Mainz, was er, unter verschiedenen österreichischen Gouverneuren sich sehr bewährend, bis 1821 blieb, dann Commandeur der 6. Division in Torgau und 1829 Chef des Generalstabes der Armee. Selbst eine durch und durch praktische Natur, war er bestrebt diesen möglichst praktisch zu gestalten und alles von demselben fern zu halten, was ihn als eine Gelehrtenzunft erscheinen lassen konnte; steter Wechsel der Persönlichkeiten zwischen Generalstab und Armee sollte dazu mitwirken; daneben förderte er Landesvermessung und kriegsgeschichtliche Arbeiten. Fruchtbringend war seine Thätigkeit namentlich bei den Uebungsreisen des Generalstabes und bei den größeren Truppenübungen; die für die Ausführung der letzteren maßgebenden Gesichtspunkte stellte er in einer 1840 der Armee mitgetheilten Vorschrift zusammen. Seine Weltanschauung war eine antike, sein politisches Glaubensbekenntniß ein freisinniges; an den Verhandlungen des Staatsrathes, zu dessen Mitgliede er im October 1837, gleich nachdem der Präsident desselben, Herzog Karl von Mecklenburg, gestorben war, ernannt wurde, fand er daher kein Behagen. Seine Gesinnung war eine echt deutsche, sie trat daher bei den Verhandlungen in Betreff der Anlegung der Bundesfestungen Ulm und Rastatt zu Oesterreichs Ansprüchen in Gegensatz, welche von Knesebeck unterstützt wurden. Der Antheil, den er an der Vervollständigung von Preußens Vertheidigungssystem gehabt hat, bringen mit seinem Namen benannte Festungswerke in Königsberg in Erinnerung. Die Märzbewegung von 1848 erfüllte ihn mit Hoffnungen. Er befürwortete damals das Zurückziehen der Truppen aus Berlin, gewahrte aber bald den begangenen Mißgriff und rieth schon im Juni zu nachdrücklichen Maßregeln. Bereits 1842 hatte er den Abschied erbeten, da er sich den Anforderungen des Dienstes nicht mehr für gewachsen hielt, sein Freund Boyen hatte die Erfüllung des Gesuches damals vereitelt, 1847 wiederholte er seine Bitte ebenso vergeblich, im Gegentheil sollte er im April 1848 „das ehrenvolle Joch“ – wie der König schrieb – des Kriegsministers auf sich nehmen. Das Bewußtsein, den mit diesem und auch mit dem von ihm bekleideten Posten verbundenen Anforderungen nicht mehr genügen zu können, war aber zu mächtig; er bat von Neuem um seine Entlassung und erhielt sie am 9. Mai mit einer Pension von jährlich 4000 Thaler. Nach und nach immer schwächer geworden, starb er zu Berlin am 2. November 1850.

[84] Eine weitschweifige Lebensbeschreibung ohne Namen des Verfassers (Major v. Felgermann) erschien 1851 zu Berlin; einen Auszug daraus mit einigen Zusätzen enthält das Beiheft zum Militär-Wochenblatt für Januar bis März 1852, Berlin.