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Artikel „Kraft, Friedrich Karl“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 8–9, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kraft,_Friedrich_Karl&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 01:01 Uhr UTC)
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Kraft: Friedrich Karl K., Philolog und Schulmann, 1786–1866, wurde am 28. Januar 1786 in Niedertrebra bei Eckartsberga in Thüringen als Sohn eines Predigers geboren. Nachdem er die lateinische Schule zu Kloster Donndorf von 1798 an durchgemacht, kam er 1800 nach Schulpforta, wo er sich Ilgen’s besondere Zuneigung erwarb. 1806 bezog er die Universität Leipzig, um dort Theologie und Philologie zu studiren, kehrte aber bereits 1809, jetzt als Hauslehrer in der Familie des Rector Ilgen, nach Schulpforta zurück. Im December 1810 wurde er als dritter Lehrer an das Hennebergische Gymnasium in Schleusingen, dann im September 1816 in die gleiche Stellung am Domgymnasium in Naumburg a. d. S. berufen und im October 1820 zum Director des Gymnasiums in Nordhausen ernannt. Der gute Ruf, den diese Anstalt [9] unter seiner Leitung erworben, lenkte nach Gurlitt’s Tode die Aufmerksamkeit des hamburgischen Scholarchates auf ihn; im August 1827 wurde er zum Director und Professor des hamburgischen Johanneums erwählt und trat dieses Amt im December an. Die mit der Anstalt verbundenen Realklassen wurden auf seinen Antrag 1834 unter eine besondere Direction gestellt und 1837 ganz vom Johanneum getrennt; K. behielt von da an nur die Leitung der Gymnasialabtheilung, der „Gelehrtenschule“, bei. In dieser Stellung ist er bis Ostern 1861, wo er in den Ruhestand trat, verblieben. Er starb am 6. Februar 1866 in Hamm bei Hamburg. – K. war ein überaus gelehrter Philologe, namentlich auf dem Gebiete der lateinischen Wortkunde; sein großes deutsch-lateinisches Wörterbuch, welches zuerst 1821 erschien und viele Auflagen erlebte, ist von anerkanntem Verdienste; ebenso sein Real-Schullexikon, welches er mit Corn. Müller zusammen herausgab. Ein Verzeichniß seiner zahlreichen, zum Theil auch theologischen Schriften bietet das hamburgische Schriftstellerlexikon 4, 168–173. – Nicht denselben Erfolg wie durch seine gelehrte Thätigkeit, für die es ihm an Ehren nicht fehlte – er wurde 1827 hon. causa Dr. phil. in Halle, 1830 bei Gelegenheit des Reformationsfestes Dr. theol. von Leipzig –, hatte K. in seiner amtlichen Hamburger Wirksamkeit. Eine gewisse Weichheit seines Wesens ließ ihn den während der dreißiger und vierziger Jahre dieses Jahrhunderts gegen die Gymnasialbildung vielseitig gerichteten Angriffen, die besonders in Hamburg zeitweilig einen hohen Grad von Heftigkeit erreichten, nicht immer den energischen Widerstand entgegensetzen, der erwünscht gewesen wäre; während die Realschule, die nach ihrer Trennung vom Johanneum bald in einen gewissen Gegensatz zu diesem trat, sich des Beifalls des größeren Publikums erfreute, hatte K. den Schmerz, die Schülerzahl seiner Anstalt zeitweise auf eine bedenkliche Minderzahl zusammenschmelzen zu sehen. Es ist ihm hoch anzurechnen, daß er auch unter so ungünstigen Verhältnissen den Muth nicht verlor und die ihm anvertraute Schule glücklich durch die Zeiten der Bedrängniß hindurchführte, deren Ende er selbst noch zu erleben das Glück hatte.

Kraft, Chronik des Hamb. Johanneums 1860/61. Hamb. Schriftstellerlexikon IV, 168 ff.