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Artikel „Korn“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 338–339, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Korn&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 13:56 Uhr UTC)
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Korn: W. G. Korn, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Breslau. Die Gründung dieses alten und angesehenen Geschäftshauses datirt vom 13. Januar 1732, zu welcher Zeit ein Johann Jacob K. aus Papitz (Brandenburg) sich als Buchdrucker niederließ und durch Eintritt in die städtische Kaufmannsgilde das Recht zur Betreibung eines Bücherhandels erlangte. K. muß ein äußerst intelligenter und geweckter Geschäftsmann gewesen sein, wie seine eifrige und vielseitige Thätigkeit als Buchdrucker und Verleger beweist. Ueberdies erfreute er sich des besonderen Vertrauens Friedrich’s des Großen, der ihm neben mancherlei anderen Vergünstigungen auch das Privilegium zur Herausgabe einer Zeitung für Schlesien, der „Schlesischen Privilegirten Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung“ gewährte, aus der sich mit der Zeit die gegenwärtig noch erscheinende und als Vertreterin der regierungsfreundlichen Partei große Verbreitung genießende „Schlesische Zeitung“ entwickelte. Als Verleger entfaltete K. eine fruchtbare Thätigkeit, namentlich auf dem Gebiete der Rechts- und Gesetzeskunde, der evangelischen Theologie und der Pädagogik. Nach seinem im J. 1762 erfolgten Tode übernahm sein Sohn Wilhelm Gottlieb K. das bereits sehr umfänglich gewordene Geschäft, erweiterte es durch eine größere Anzahl Verlagswerke und durch Anknüpfung werthvoller Geschäftsverbindungen. Außerdem vergrößerte er den Wirkungskreis der Firma in hervorragender Weise durch die Pflege der polnischen Litteratur, für welche sich mit der Zeit ein Specialverlag und Sortiment entwickelten, die einen ungeahnten Aufschwung nahmen und durch ihre Erfolge hauptsächlich den Grund zur heutigen Berühmtheit der Firma legten. W. G. Korn starb im J. 1806, nachdem er von 1790 ab sich von der Geschäftsleitung zurückgezogen und diese seinem Sohne Johann Gottlieb K. übertragen hatte. Der Sohn baute aus, wozu der Vater den Grund gelegt hatte, und seiner unermüdlichen Thätigkeit war es vergönnt, die Firma zur höchsten Stufe ihrer buchhändlerischen Bedeutung zu erheben. Er führte der Handlung eine besondere Specialität noch zu, die ihren Ursprung den polnischen Beziehungen verdankt: nämlich die Errichtung eines Sortiments – des ersten dieser Art in Deutschland – speciell für die französische Litteratur, für welche damals bedeutende Nachfrage war. Durch dieses französische Sortiment schwang sich die Korn’sche Handlung damals zur größten Sortimentsbuchhandlung auf. K. vergrößerte seinen Besitz aber auch noch durch kühne Speculationen, zu denen die damaligen politischen Conjuncturen ihm vielfach Gelegenheit boten. Sodann errichtete er 1792 ein Antiquariat und schuf ferner eine Gemäldesammlung, mit der zu jener Zeit keine der vorhandenen Privatsammlungen sich messen konnte. Die Erweiterung der „Schlesischen Zeitung“ und die Wiederbelebung der deutschen Verlagsabtheilung, die einen genügenden Ersatz für den Ausfall des polnischen Geschäftsumsatzes nach dem Niedergang jenes unglücklichen Landes boten, sind ein besonderes Verdienst Johann Gottlieb Korn’s. Beiläufig sei noch bemerkt, daß 1813 der historisch gewordene Aufruf „An mein Volk“ zuerst in Korn’s „Schlesischer Zeitung“ gedruckt und veröffentlicht wurde.

Joh. Gottlieb’s Geschäftsnachfolger, Julius K., setzte die Bestrebungen des Vaters fort. Nach seinem im J. 1837 erfolgten Tode gelang es treuen [339] Geschäftsführern, die Korn’sche Handlung eine dreizehnjährige vormundschaftliche Verwaltung mit Ehren überstehen zu lassen. Eine neue Epoche begann mit der Uebernahme der Firma durch Heinrich K., den Sohn Julius K.’s, den gegenwärtigen Besitzer, welcher von seinen Geschwistern das gesammte Geschäft im J. 1850 übernahm. Er befestigte von neuem die Grundlage desselben, schaffte alles Veraltete ab und ergänzte es durch die neuesten Einrichtungen; sodann vergrößerte er den Verlag und die „Schlesische Zeitung“, erwarb die im Oelser Kreise gelegene Papierfabrik zu Sacrau bei Hundsfeld und machte sie mit Unterstützung des erfahrenen Papierfabrikanten J. A. Bock zu einer der leistungsfähigsten in Deutschland. Als Verleger beschränkte er sich neben einigen anderen Disciplinen im wesentlichen auf den Localverlag, erweiterte denselben jedoch durch Errichtung einer Buchhandlung in Berlin im Verein mit seinem Freunde Ernst unter der Firma Ernst & Korn, die durch den Verlag von architektonischen und Pracht-Werken rühmlich bekannt ist. Neben seiner umfassenden geschäftlichen Thätigkeit widmete K. seine reichen Erfahrungen der Oeffentlichkeit und entfaltete hier eine segensreiche Wirksamkeit. Anläßlich des 150jährigen Geschäftsjubiläums wurde K. vom Kaiser Wilhelm I. der erbliche Adel verliehen.