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Artikel „Kobell, Aegid Ritter von“ von Johann August Ritter von Eisenhart in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 349–350, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kobell,_Egid_Ritter_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:35 Uhr UTC)
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Kobell: Aegid Ritter v. K. (auch Kobel), bairischer Staatsrath i. o. D. und Mitglied der griechischen Regentschaft, geb. am 7. April 1772 in Mannheim, † am 17. Juni 1847 zu München; dritter Sohn des kurfürstlichen Hofmalers und Galleriedirectors Ferdinand Kobell (s. u.). K. wurde schon mit 18 Jahren (18. Juli 1789) als geheimer Kanzlist und Secretär der kurfürstlich geheimen Kanzlei in Mannheim angestellt, und am 25. Febr. 1799 zum geh. Conferenz-Secretär beim Staats- und Conferenz-Ministerium in München befördert. Wenige Jahre vorher hatte er sich mit der Tochter des Generallottoadministrators v. Geyser vermählt, aus welcher Ehe zwei Töchter hervorgingen, von denen die jüngere Carolina, ihren Vetter, den nunmehrigen geheimen Rath und Universitätsprofessor Dr. Franz v. Kobell heirathete. – 1808 bei Errichtung des geheimen Rathes wurde K. Generalsecretär dieses Collegiums, 1817 bei Umgestaltung des geheimen Rathes in den Staatsrath dessen Generalsecretär mit dem Range des jüngsten Staatsrathes. Eine politisch wie staatsrechtlich weitgreifende wichtige Aufgabe wurde K. dadurch zu Theil, daß er zu den eingehenden Berathungen über die baierische Verfassung beigezogen wurde, welche, eine der frühesten Constitutionen in Deutschland, am 18. Mai 1818 als Staatsgrundgesetz verkündet wurde. 1817 erwarb König Max Joseph I. das alte, geschichtlich denkwürdige Kloster Tegernsee, ließ es in ein stattliches Lustschloß umwandeln und schlug dort während der heißen Sommermonate das Hoflager auf. Der König gab K., den er schon von der Pfalz her kannte, öfters Beweise persönlichen Wohlwollens, ein solcher lag auch in der Uebertragung der Oberaufsicht über jene reizende Besitzung, wozu noch der bekannte Kurort Kreuth gehört. K. hatte Sinn für Naturschönheit und durch seinen Vater ein künstlerisch geübtes Auge. Manch’ anmuthige Anlage, manch’ zweckmäßige Einrichtung in und um Tegernsee sind auf Kobell’s Anordnung oder Anregung ins Leben getreten. Ihm selbst gefiel es so sehr in diesem lieblichen Theile der Voralpen, daß er sich in dem an einer Bucht des Tegernsee’s idyllisch gelegenen Egern in einem schattigen Parke ein Landhaus erbaute, wo er in gastlicher Weise die Sommermonate zubrachte. – Eine unerwartete Thätigkeit eröffnete sich für K. [350] im Juli 1834. Unter den Mitgliedern der griechischen Regentschaft bestanden – genährt durch die Intriguen der Großmächte – seit Langem ernstliche Differenzen, welche sich im Juni 1834 zu offenem Zerwürfnisse steigerten. Auf ungestümes Andrängen des russischen und englischen Kabinets beschloß König Ludwig I. die sofortige Abberufung Maurer’s, der die Gesetzbücher für Griechenland ausgearbeitet und des Regentschaftsrathes Abel, nachdem kurz vorher eine Verschwörung zu ihrem Sturze entdeckt und unterdrückt worden war. An des Ersteren Stelle berief König Ludwig K., der mit seinem Schwiegersohne Prof. Dr. v. K. sofort über Triest nach Venedig reiste und schon am 25. Juni das Amt eines zweiten Regentschaftsmitgliedes antrat, das er jedoch nur bis 1. Juni 1835 bekleidete, weil an diesem Tage König Otto in Folge erlangter Großjährigkeit die Regierung selbst übernahm. Das griechische Klima hatte nachtheilig auf Kobell’s Gesundheit eingewirkt, trotzdem verblieb er nach einem mehrwöchentlichen Urlaube, den er zu seiner Erholung bei Constantinopel und am Bosporus zubrachte, auf besonderen Wunsch des Königs Ludwig I. als Gesandter in außerordentlicher Sendung an Stelle des Grafen Jenison zur Bereinigung einiger dynastischer und Hausangelegenheiten vom August 1835 bis Mai 1836 in Athen. Aus dieser Zeit stammen mehrere vertrauliche Berichte Kobell’s an seinen königlichen Herrn über den griechischen Hof und die griechischen Zustände, welche höchst interessantes geschichtliches Material enthalten, zur Zeit aber nicht zugänglich sind. Ende Mai 1836 kehrte K. wegen leidender Gesundheit in seine Heimath zurück und wurde im December desselben Jahres zum wirklichen Staatsrath i. o. D. ernannt, welches Amt er bis an sein Lebensende führte. Die besondere Zuneigung, welche Max Joseph I. für K. empfand, war auch auf dessen Thronerben Ludwig I. übergegangen, welcher außer den vorerwähnten Beweisen von Vertrauen nach seiner Thronbesteigung, K. in die Kommission zur Berathung über nothwendige Ersparungen im Staatshaushalt berief, und dem 50jährigen Dienstjubiläum Kobell’s dadurch höheren Glanz verlieh, daß er an diesem Tage K. (dessen Brust bereits 10 Orden schmückten) den für 50jährige Dienstleistung gestifteten Ludwigsorden persönlich anheftete und bei der Galatafel das erste Glas „auf die diesseits und jenseits des Meeres treu bewiesene Anhänglichkeit“ leerte. K. war eine liebenswürdig angelegte Natur, frohsinnig und freigebig, gastlich und gefällig, der gerne half und gutes stiftete; er liebte anregende geistige Unterhaltung und wußte sowohl in der Stadt wie auf seinem Landgute eine ausgewählte Gesellschaft aus den höheren socialen Kreisen um sich zu versammeln. Das wohlgetroffene Porträt Kobell’s von Stieler gemalt ist lithographisch in Kleinquart vervielfältigt.

Neuer Nekrol. d. Deutschen, 25. Jahrg., 2. Thl. 1847. S. 828. Heigel, Ludwig I., König von Baiern, S. 161.