ADB:Knyphausen, Wilhelm Freiherr von

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Artikel „Knyphausen, Wilhelm, Reichsfreiherr zu Innhausen und“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 343–344, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knyphausen,_Wilhelm_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 06:25 Uhr UTC)
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Knyphausen: Wilhelm, Reichsfreiherr zu Innhausen und Knyphausen, landgräflich hessen-cassel’scher Generallieutenant, wurde am 4. November 1716 zu Lützburg in Ostfriesland geboren und, als seine Mutter nach des Vaters Tode zu einer zweiten Ehe geschritten war, auf seines Oheims, des preußischen Geheimen Rathes und Ministers Friedrich Ernst v. K.[WS 1], Veranlassung auf dem Joachimsthal’schen Gymnasium zu Berlin erzogen. Durch einen anderen Verwandten, den hessischen Generallieutenant v. Berlepsch, kam er 1734 in dortige Kriegsdienste und nahm in diesen am siebenjährigen Kriege Theil. Bei Bergen wurde er 1759 als Grenadiermajor verwundet, 1760 stand er als Oberstlieutenant im Infanterieregiment Gilsa. 1775 zum Generallieutenant befördert, erhielt er im folgenden Jahre das Commando der 6000 Mann starken 2. Division des in Gemäßheit des vom Landgrafen mit der Krone Großbrittanien abgeschlossenen Subsidienvertrages unter dem Oberbefehl des Generallieutenant v. Heister (Bd. XIII S. 493) nach Nordamerika zu entsendenden hessischen Hilfscorps. Nach zwanzigwöchentlicher Seefahrt am 18. October in den Hafen von New-York eingelaufen, blieb seine Truppe bei dem gleich darauf erfolgenden Angriffe auf die amerikanischen Stellungen in den White Plains in Reserve, aber schon am 16. November erwarb er mit derselben durch die Einnahme des durch Natur und Kunst gleich festen Fort Washington auf York Island am Hudson hohen Ruhm; daß die Feste hinfort nach K. genannt wurde, schuf seinem Namen eine bleibende Stätte jenseits des Oceans. Als darauf im Sommer 1777 der dem Höchstcommandirenden, General W. Howe, unbequeme Heister abberufen wurde, trat K., welcher den Verhältnissen besser Rechnung zu tragen wußte, an dessen Platz und als im August desselben Jahres Howe seine Seeexpedition gegen Philadelphia unternahm, erhielt er den Oberbefehl der einen Hälfte des Expeditionscorps. In der Schlacht am Brandywine am 10. September erfocht er schöne Erfolge, welche Howe indeß nicht ausnutzte, und auch in der Schlacht bei Germantown am 4. October zeichnete er sich aus. Im Juni 1778 mußte Philadelphia wieder geräumt, der Weg nach New-York bis nach Sandy Hook zu Lande zurückgelegt werden. K. ward das Commando der Avantgarde übertragen, welche einen 12 englische Meilen langen Train zu decken hatte; unter steten Kämpfen brachte er seine Abtheilung glücklich an die See. In den nächsten Jahren meist in und bei New-York verwendet, hatte er dort mehrfach den Oberbefehl, ein Posten, welcher bei dem Werthe, den der Besitz der Stadt für die amerikanische Sache gehabt haben würde, von hoher Wichtigkeit war. Von hier aus führten die ihm unterstellten Truppen vielfach in der Umgegend Raub- und Verwüstungszüge aus, welche wegen der damit verbundenen Rohheiten und Gewaltthaten den Namen seiner Soldaten und seinen eigenen nicht immer im besten Lichte haben erscheinen lassen, ohne daß man K., welcher in höherem Auftrage handelte, unmittelbar dafür verantwortlich machen kann. Zunehmende Gebrechlichkeit, welcher später der Verlust eines Auges sich zugesellte, machte in K. den Wunsch rege, auf seine alten Tage endlich seines Lebens froh zu werden und hatte ihn schon im J. 1778 veranlaßt, seine Abberufung zu erbitten, erst 1782 wurde sein Gesuch gewährt. Gemeinsam mit dem gleichfalls heimkehrenden Oberbefehlshaber Lord Clinton machte er die Rückreise, ward in England, wo man ihm bereits früher eine lebenslängliche Pension von jährlich 300 Pfund Sterling ausgesetzt hatte, mit hohen Ehren empfangen und vom Landgrafen statt mit dem erbetenen Abschiede mit dem Generalsgehalt von monatlich 178 Thaler unter Beibehalt [344] seines in Amerika verbliebenen Regimentes belohnt. Später wurde er Gouverneur von Cassel und starb dort, nachdem er 1788 in Pension getreten, am 7. December 1800 an den Folgen einer Augenoperation.

M. v. Eelking, Die deutschen Hülfstruppen im nordamerikanischen Befreiungskriege 1776–1783, Hannover 1863.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Ernst Freiherr von Knyphausen (1678–1731), preußischer Staatsminister. Sohn von Dodo Freiherr von Knyphausen, Vater von Dodo Heinrich Freiherr von Knyphausen.