ADB:Knyphausen, Dodo Heinrich Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Knyphausen, Dodo Heinrich Freiherr von“ von Arnold Dietrich Schaefer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 341–343, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knyphausen,_Dodo_Heinrich_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 03:46 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 16 (1882), S. 341–343 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Dodo Heinrich zu Innhausen und Knyphausen in der Wikipedia
Dodo Heinrich zu Innhausen und Knyphausen in Wikidata
GND-Nummer 136084206
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|341|343|Knyphausen, Dodo Heinrich Freiherr von|Arnold Dietrich Schaefer|ADB:Knyphausen, Dodo Heinrich Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136084206}}    

Knyphausen: Dodo Heinrich Freiherr v. K., geb. am 3. August 1729, war der zweite Sohn des preußischen geheimen Staats- und Cabinetsministers Friedrich Ernst v. K.[WS 1], der als eifriger Vertreter der englischen Heiraten im königlichen Hause am 30. August 1730 von König Friedrich Wilhelm I. verabschiedet und vom Hofe verbannt, im J. 1731 starb, und von Charlotte v. Ilgen, einer Tochter des Ministers. K. betrat die diplomatische Laufbahn zuerst als Secretär des Herrn v. Rohd, seit 1747 preußischen Gesandten am schwedischen Hofe und ward 1751 in gleicher Eigenschaft dem Grafen Marishal[WS 2] beigegeben, als dieser die preußische Gesandtschaft am französischen Hofe übernahm. Jenem trefflichen Manne hat K. zeitlebens dankbare Verehrung gewidmet. Unter seiner Leitung bildete sich der Jüngling, dessen treffliche Anlagen, bewundernswerthes Gedächtniß und Umsicht in den Geschäften Graf Marishal aufs rühmendste anerkannte. Als dieser 1754 auf seinen Wunsch des Gesandtschaftspostens enthoben wurde, ernannte Friedrich II. den damals erst 24jährigen K. zu seinem Nachfolger. K. rechtfertigte das Vertrauen des Königs durch seine Wachsamkeit und seine sorgfältige Berichterstattung: namentlich setzte er den König 1755 bei Zeiten in Kenntniß von den Propositionen, welche der Duc de Nivernois beauftragt wurde in außerordentlicher Sendung für die Erneuerung des preußisch-französischen Bündnisses zu machen. Diese Informationen trugen wesentlich zu Friedrichs Entschlusse bei, mit England am 16. Januar 1756 den Vertrag von Westminster abzuschließen. – Vergebens bemühte sich K. den Zorn des französischen Hofes über diesen Schritt des Königs von Preußen zu beschwichtigen. Enger und enger wurden von Ludwig XV. die Bande mit dem Wiener Hofe geknüpft und nach Friedrichs Einmarsch in Sachsen im August 1756 entschied sich alsbald auch der förmliche Bruch Frankreichs mit Preußen. Wie der französische Gesandte Marquis de Valory von Berlin, so ward K. von Paris im November 1756 abberufen. Im J. 1758 eröffnete sich ihm ein neuer bedeutender Wirkungskreis. Die von dem englischen Hofe eingeleiteten Verhandlungen über einen Subsidienvertrag mit Preußen stießen auf Schwierigkeiten, denen der bisherige Minister Preußens in London, Louis Michell, nicht gewachsen zu sein schien. Daher wurde K. im März 1758 als bevollmächtigter Minister nach England abgeordnet und unterzeichnete als solcher die Subsidienverträge vom 11. April und 7. December 1758, 9. November 1759 und 12. December 1760. K. zeichnete sich durch seine feine Bildung und seinen Kunstsinn, wie früher in Paris, so in London aus und galt für einen der liebenswürdigsten Gesellschafter. Seine Berichte an den König sind Zeugnisse seiner Einsicht und seines Freimuthes. Um so leichter gelang es ihm das Vertrauen des großen William Pitt zu gewinnen; [342] Andrew Mitchell an der Seite Friedrichs des Großen und K. an der Seite Pitt’s waren die Vermittler des vertrauten Einvernehmens, welches zwischen Preußen und England bestand, so lange Pitt am Ruder blieb. K. war es, der Pitt vermochte, den Krieg im westlichen Deutschland gegen Frankreich nachdrücklich zu betreiben und Ferdinand von Braunschweig kräftig zu unterstützen, jenen Krieg, von dem Pitt sagen durfte: ich habe in Deutschland Amerika erobert. Nur ein Anliegen Friedrichs von höchster Bedeutung vermochte auch K. nicht durchzusetzen, die Absendung einer englischen Flotte in die Ostsee zum Schutze der preußischen Küsten. Die freundschaftlichen Gesinnungen der englischen Regierung für Friedrich den Großen und ihre Bundestreue schlugen in das Gegentheil um, als Pitt genöthigt wurde am 5. October 1761 von dem Ministerium zurückzutreten und der persönliche Günstling Georgs III., Graf Bute, an die Spitze der Geschäfte trat. Denn dieser sah in der Allianz mit Preußen eine Last für England und betrachtete König Friedrich und seine Minister mit Mißtrauen und Widerwillen. Der Subsidienvertrag mit Preußen wurde nicht erneuert; es wurden Bedingungen gestellt, welche Friedrich empörten, nicht ohne herbe Rüge für K., der das englische Bündniß als letzten Rettungsanker um jeden Preis festzuhalten rieth. Gerade damals, im Januar 1762, änderte sich die Lage; mit dem Tode der Kaiserin Elisabeth von Rußland und Peter III. Thronbesteigung gewann Friedrich an Stelle einer erbitterten Feindin einen eifrigen Verbündeten und konnte den Treubruch der englischen Regierung verschmerzen. K. war sein Gesandtschaftsposten in London verleidet. Längst hatte er um seine Abberufung nachgesucht: sie erfolgte im Januar 1763; er verließ am 13. Februar den englischen Hof, an welchem er in entscheidenden Jahren Preußen mit Ehren und Auszeichnung vertreten und seinem Könige und der Sache, für die dieser stritt, die größten Dienste geleistet hatte. Nach dem Frieden von Hubertsburg hatte Friedrich II. K. den Gesandtschaftsposten in Wien zugedacht, aber mit einem so knappen Gehalte (6000 Thaler), daß K. damit nicht auszukommen meinte; er hatte schon in London von seinem eigenen Vermögen zugesetzt. Deshalb erbat und erhielt er im Mai 1763 seinen Abschied aus dem diplomatischen Dienste. Dagegen ernannte Friedrich II. im J. 1765 K. zum Generalcommissär des Handels und der Finanzen. Hierfür hatte er in England eine Vorschule gemacht und namentlich bei Uebermittelung der englischen Subsidien mit großem Geschicke operirt. In seinem finanziellen Amte ist K. für die Verpachtung des Tabakmonopols, für die Gründung der Bank, für ein neues Stempeledict thätig gewesen und hat Friedrichs Anerkennung für seine Dienste sich erworben. Mit Ende des Jahres 1774 forderte er seinen Abschied, da er nicht unter Fr. Chr. v. Görne stehen wollte, den der König am 4. December 1774 zum geheimen Etats- und dirigirenden Minister des Generaldirectorii ernannt hatte. Seinen Abschied erhielt K. am 11. Januar 1775. Aber Friedrich II. zürnte dem freimüthigen Manne bis zu dem Grade, daß er ihm die Drostei Styckhausen in Ostfriesland entzog, welche er 1760 in Anerkennung seiner Dienste ihm verliehen hatte. Die Folge rechtfertigte Knyphausen’s Verhalten nur zu sehr; Görne wurde 1782 wegen Unterschleifs verhaftet und nach der Festung Spandau abgeführt. K. bekleidete kein öffentliches Amt wieder. Er genoß das Vertrauen des Prinzen Heinrich und hohe Achtung in der Berliner Gesellschaft vermöge seines Geistes und seiner Kunstkennerschaft. Seine staatsmännischen Eigenschaften hat noch Mirabeau erkannt und im höchsten Maße belobt. K. starb am 31. Mai 1789 im 60. Lebensjahre.

Nach den Acten des gräfl. Knyphausen’schen Hausarchivs und des königl. preuß. Staatsarchivs. Vgl. Mirabeau, Hist. secr. de la cour de Berlin 1789, Lettre XIII (Oeuvres p. Mérilhou. Paris 1835. VIII. 259). Lebensbild der [343] Gräfin Sophie Schwerin, 2. Ausg. S. 3. Meine Gesch. des siebenjährigen Krieges und die urkundlichen Mittheilungen in Waitz, Forschungen zur deutschen Geschichte, XIII. S. 1 ff., namentlich S. 97–105, 1877.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Ernst Freiherr von Knyphausen (1678–1731), preußischer Staatsminister. Sohn von Dodo Freiherr von Knyphausen.
  2. gemeint ist Earl Marischal George Keith (1693-1778)