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Artikel „Knabl, Joseph“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 260, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knabl,_Josef&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 02:52 Uhr UTC)
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Knabl: Joseph K., Bildhauer, geb. am 17. Juli 1819 zu Fließ bei Landeck in Tirol; stammte von armen Landleuten, that Hirtendienste in seiner Jugend und schnitzte aus eigenem Antrieb, kam dadurch 1833–35 zu dem Bildhauer Franz Xaver Renn in Imst, wo er eine gute Grundlage erhielt, welche darauf zu München bei Jos. Otto Entres durch das Studium der altdeutschen Holzsculptur wesentlich gefördert wurde. Darüber vernachlässigte K. ebensowenig das Studium der Natur, wie der Antike und bildete so mit überraschender Begabung für schöne, großartige Formgebung seinen eigenen originellen Stil aus, welcher beiläufig um 1853, während K. in A. Sickinger’s Atelier arbeitete, zum Durchbruch kam und große, ungetheilte Bewunderung fand, insbesondere durch eine den Martyrtod der hl. Afra darstellende Gruppe (im Dom zu Augsburg), welche an die besten Werke Tilman Riemenschneiders erinnert. K. etablirte sich nun selbständig und schuf eine stattliche Reihe von Sculpturen in Holz und Marmor, welche seinen Namen glänzend begründeten, z. B. ein lebensgroßes Crucifix, mehrere Madonnen, darunter eine für Lord Acton etc., in deren Folge der Künstler 1856 eine Professur an der „Modellirschule des Vereins zur Hebung der Gewerke“ erhielt, welche er jedoch bald wieder, sich allzusehr im eigenen Schaffen beengt fühlend, an seinen gleichfalls reich begabten, leider bald darauf verstorbenen Landsmann Trientl abtrat. – Auf der Münchener Kunstausstellung 1858 erregte eine lebensgroße Statue der „Hl. Anna“ durch die virtuose Behandlung der Gewänder allgemeine Bewunderung, sodaß K. zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste ernannt wurde; gleichzeitig betraute ihn Bischof Heinrich Hofstetter in Passau mit mehreren großen Altarwerken, dabei auch eine „Krönung Mariens“, welch letzteres Thema K. für den Hochaltar der neurestaurirten Münchener Frauenkirche so glücklich wieder in Anwendung brachte, daß die Akademie der Künste den genialen Meister zu ihrem wirklichen Mitgliede ernannte und für K. eine eigene Professur zur Pflege der religiösen Bildnerei, insbesondere der Holzsculptur, errichtet wurde (1863). Inzwischen trat K. 1859 in die von Jos. Gabriel Mayer begründete und nach ihm benannte „Kunstanstalt für kirchliche Arbeiten“ (am Stiegelmayer-Platz), wo er für sein unermüdliches Schaffen eine erwünschte Thätigkeit fand, hunderte von Zeichnungen und Skizzen schuf, die Arbeiten der zahlreich um ihn gesammelten Schüler und jüngeren Künstler corrigirte und so eine vielbeneidete Wirksamkeit begründete. Zu Knabl’s edelsten Schöpfungen zählen die Arbeiten für die Münchener Frauenkirche; die Altarbilder für die Kirche zu Haidhausen und alle Statuen an der Façade dieses von M. Berger erbauten Münsters; die neuen Seitenaltäre im Dom zu Augsburg; die Hochreliefgruppe für die Afrakapelle bei Friedberg; das von Sr. Maj. König Ludwig II. in die Kapelle der Trausnitz (bei Landshut) gestiftete Votivbild; die Gruppe mit der hl. Lucia in Metz; drei Statuen für die Stuttgarter Marienkirche; die Arbeiten für St. Jodok in Landshut und unzählige andere. Es gibt nur wenige Menschen, welche sich rühmen können, ihrer Sprache ein neues Gepräge aufgedrückt zu haben; K. that dieses mit seiner Kunst in epochemachender Weise. Seine originelle Erfindung und sein ächt deutscher Stil sichern ihm eine bleibende Stelle neben den Besten aller Zeiten. K. starb, vielfach ausgezeichnet, z. B. als Ehrenmitglied der Akademieen zu Düsseldorf und Wien, nachdem er eine zahlreiche Schule begründet hatte, am 3. Novbr. 1881 zu München.

Vgl. Wurzbach, 1864, XII, 133 ff. Regnet, Münchener Künstler, 1871, I, 325 ff. Seubert, 1879, II. 350. Beil. 351 Allg. Ztg., 17. Dec. 1881.