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Artikel „Klempin, Robert“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 154–155, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klempin,_Robert&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:10 Uhr UTC)
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Klempin: Karl Robert K., geb. am 19. Novbr. 1816 in Swinemünde, wo sein Vater ein kaufmännisches Geschäft betrieb, besuchte von 1832–37 als Alumnus des Jageteufel’schen Collegs das Gymnasium zu Stettin unter Hasselbach’s Directorat. Schon damals zeigte sich seine besondere Vorliebe für Geschichte. 1838 bezog er die Universität Berlin, hörte Philosophie bei Trendelenburg und Michelet, griechische Alterthümer bei Böckh, römische bei Zumpt, altdeutsche Grammatik und Litteratur bei Lachmann, Geographie bei Ritter. Am meisten aber verdankte er Ranke, der ihn zu seinen vielversprechendsten Schülern zählte. Ein Semester in Greifswald machte den Schluß seiner Studien, dann promovirte er am 26. März 1845 in Berlin mit einer Dissertation „De criteriis ad scripta historica Islandorum examinanda“. Dieselbe zeigt, was Ranke noch wenige Jahre vor Klempin’s Tode aussprach, daß nordische Alterthumskunde das Gebiet war, auf dem er Außerordentliches hätte leisten können, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, sich demselben hinzugeben. Als er aber im genannten Jahre in Greifswald als Privatdocent sich habilitirte, mußte er seine Thätigkeit Gebieten zuwenden, die ihm bisher fremd und wenig sympathisch waren. Seine große Gewissenhaftigkeit in der Vorbereitung veranlaßte ihn zu übergroßer Anstrengung, bis ein schweres Nervenleiden ihn 1848 zur Aufgabe der akademischen Laufbahn zwang. Erst im Winter 1852 konnte der von Natur schüchterne, inzwischen fast menschenscheu gewordene Mann wieder an die Oeffentlichkeit treten mit geschichtlichen Vorlesungen, einem kleinen Kreise in Stettin gehalten. Hier eröffnete sich ihm ein anderer Wirkungskreis, als er am 1. April 1855 commissarisch und seit dem 1. Januar 1857 definitiv mit der Leitung des damaligen Provinzial-, jetzigen Staatsarchivs betraut wurde. In dieser Stellung mit den Details der pommerschen Geschichte aufs Innigste vertraut geworden, hat er bis an seinen Tod in stiller aber rastloser Thätigkeit geschafft und seine archivalischen Forschungen reihen sich dem Besten auf diesem Gebiete würdig an. Ein umfassendes nie versagendes Gedächtniß unterstützte ihn dabei. Seine frühesten Arbeiten: „Die Biographien des Bischofs Otto und deren Verfasser“, sowie: „Die Lage der Jomsburg“ (Balt. Studien IX u. XIII) datiren noch aus seiner Studienzeit und verdanken dem von Ranke gegebenen Impulse das Entstehen. K. wußte Gründlichkeit und Schärfe der Untersuchung mit einer poetisch durchhauchten und gewandten, für jede Form der Darstellung gerechten Sprache zu verbinden und die scheinbar trockensten Gegenstände zu einem lebensvollen abgerundeten Bilde zu gestalten. Als Frucht der archivalischen Thätigkeit erschienen: „Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislavs X.“, 1859, die in der bescheidenen Form von Anhängen und Anmerkungen die werthvollsten [155] Untersuchungen zur pommerschen Münzgeschichte und Anderes enthalten. Dann folgten „Matrikeln und Verzeichnisse der pommerschen Ritterschaft vom 14.–19. Jahrhundert“, 1863, im Verein mit G. Kratz, und zu des letzteren Werke „Die Städte der Provinz Pommern“, 1865 die Einleitung. Eine Arbeit über den pommerschen Adel ist unvollendet geblieben. Seine letzte Publication ist eine kleine Streitschrift über „Die Exemtion des Bisthums Camin“, 1869. Von dem Hauptwerk seines Lebens, dem pommerschen Urkundenbuch, hat er nur die Herausgabe der 1. Abtheilung des 1. Bandes erlebt, denn dem schon so vielfach und schwer geprüften Manne, der in der Arbeit seine Erholung, im Dienste der Wissenschaft seine einzige Freude fand, war das traurige Loos beschieden, daß ihm seit 1869 die Augen nach und nach den Dienst versagten, so daß er zuletzt nur noch mit fremder Hülfe arbeiten konnte. Dennoch war er bis ans Ende in gewohnter Weise thätig, bis ihn fast ohne vorhergehende Krankheit mitten in der Arbeit am 29. April 1874 ein Gehirnschlag aus diesem Leben abrief. K. war unverheirathet, ein kleiner aber um so inniger mit ihm verbundener Freundeskreis umgab ihn und sorgte für seine wenigen Bedürfnisse. Die fast ängstliche Zurückhaltung, mit der K. jedes Hervortreten an die Oeffentlichkeit vermied, hat es verhindert, daß seine Gelehrsamkeit und wissenschaftliche Bedeutung über den Kreis der Fachgenossen hinaus bekannt wurde; doch hatte er die Genugthuung, wenige Wochen vor seinem Tode den rothen Adlerorden 4. Cl. zu erhalten.