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Artikel „Klein, Julius Leopold“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 96–97, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klein,_Julius_Leopold&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:54 Uhr UTC)
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Klein: Julius Leopold K., dramatischer Dichter und Schriftsteller, geb. von deutschen Eltern zu Miskolcz in Ungarn 1810, † zu Berlin im israelitischen Hospital am 2. August 1876. Durch deutsche Lehrer im Hause und zuletzt in der Prima des Lyceums seiner Vaterstadt vorbereitet, bezog er im 15. Jahre die Universität zu Wien als Studiosus der Medicin, lag aber vorzugsweise geschichtlich-philologischen und naturwissenschaftlichen Studien ob. Nachdem er darauf ein Jahr in Italien gelebt hatte, vollendete er seit 1830 seine Studien in Berlin und ward daselbst zum Doctor der Medicin promovirt, verlebte nochmals zwei Jahre auf Reisen in Italien und Griechenland und ließ sich dann nach absolvirtem Staatsexamen als Arzt in Berlin nieder. Die ärztliche [97] Praxis behagte ihm indessen nicht. Er zog es vor von seiner Feder zu leben, redigirte 1838 den dritten Jahrgang der „Baltischen Blätter“, widmete sich aber vor Allem jetzt dem Theater als Kritiker, dann auch selbst als Dichter, endlich als Historiker. Er blieb aber, obwol er mit Männern, wie Rötscher, Seydelmann, Carriere befreundet, auch z. B. im Hause der Frau Crelinger ein geehrter Gast war, dennoch vermöge seines abgeschlossenen, herben und zum Bizarren sich neigenden Wesens mit seinem Urtheilen und Schaffen in einer gewissen einflußlosen Vereinsamung, die sich mit den Jahren noch steigerte. Seine Dramen vermochten sich trotz verschiedener Versuche die Bühne nicht zu erobern. Gleichwol sind sie voll Geist und Energie der Charakteristik und durch ihren bedeutenden Inhalt weit über das Gewöhnliche hinausragend. Sie erschienen 1871–72 in einer Gesammtausgabe von 7 Bänden („Maria von Medici“, 1841; „Luines“, 1842; „Die Herzogin“, Lustspiel, 1848; „Cavalier und Arbeiter“, sociale Tragödie, 1850; „Ein Schützling“, Lustspiel, 1850; „Maria“, 1860; „Strafford“, 1862; „Voltaire“, Lustspiel, 1862; „Heliodora“, 1867; „Zenobia“; „Alceste“; „König Albrecht“; „Moreto“; „Richelieu“). Die sehr groß angelegte Tragödie Heliodora erschien 1878 in einer Bühnenbearbeitung von A. v. Loën. Im Allgemeinen hat die Kritik ohne Zweifel zu kühl über diese jedenfalls höchst geistvollen Dramen hinweggesehen und es dürfte leicht geschehen, daß ihnen eine Auferstehung in der Werthschätzung der Menschen und dann vielleicht auch auf der Bühne, welche augenblicklich des Sinnes für das ernste Drama großen Stiles sehr baar ist, beschieden wäre. – Seit 1865 begann die Herausgabe seiner in colossalen Dimensionen angelegten „Geschichte des Drama’s“ (Leipzig bei T. O. Weigel 1865–76), bei deren 13. Bande ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm. Die Schillerstiftung unterstützte ihn seit 1868 in Anerkennung seines eisernen Fleißes wie des Werthes seiner Arbeit mit einer Jahrespension von 300 Thalern. Band 1–2 enthalten das griechische und römische Drama, Band 3 das außereuropäische und die lateinischen Schauspiele, Band 4–7 das italienische, Band 8–11 das spanische, Band 12–13 die Anfänge des englischen bis zu Shakespeare. Die in dieser Arbeit verwerthete Belesenheit ist staunenswerth, aber freilich nicht genügend verarbeitet. Auch schadet dem Buche die oft an krankhafter Originalität leidende Darstellung. Gleichwol hat sich K. damit ein bleibendes Verdienst erworben und eine feste Grundlage für die weitere Forschung gelegt.

Brümmer, Dichterlex. Bornmüller, Biogr. Schriftstellerlex.