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Artikel „Kauffungen, Kunz von“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 463–464, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kauffungen,_Kunz_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:41 Uhr UTC)
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Kauffungen, Kunz v. K. (Kaufungen); bekannt durch den in der Nacht vom 7.–8. Juli 1455 im Schlosse zu Altenburg an den beiden Söhnen des Kurfürsten Friedrich II. von Sachsen verübten Prinzenraub; sein Geschlecht hatte außer dem zwischen Penig und Waldenburg gelegenen Stammhause noch verschiedene andere Güter im Pleißnerlande, namentlich in der Grafschaft Waldenburg. K. war Voigt und Amtmann auf dem Schlosse Altenburg, diente auch dem Kurfürsten in dem Kriege gegen seinen Bruder Wilhelm, nicht als Söldner sondern „vf eigne Aventiure“ und gerieth bei dem Versuche das von den Böhmen belagerte Gera zu entsetzen in Gefangenschaft, aus der er sich mit 4000 Gulden lösen mußte. Dazwischen hatte er sich, im Juni 1449, der Stadt Nürnberg als Hauptmann der Armbrustschützen auf drei Jahre verdungen, welcher Vertrag 1452 auf die gleiche Zeit verlängert wurde, und sich in dem Kriege gegen den Markgrafen Albrecht Achilles, besonders in dem Gefechte bei Pillenreuth, am 11. März 1450, rühmlich hervorgethan. Aeneas Sylvius nennt ihn bellicae rei peritus, manu promtus et animo imperterritus. Bald nach Beendigung des Bruderkrieges erhoben sich zwischen ihm und dem Kurfürsten Mißhelligkeiten, [464] weil er gezwungen wurde das Gut Schweikertshain bei Waldheim, welches ihm als einstmaliger Ersatz für sein im Kriege weggenommenes thüringisches Gut Milowitz eingeräumt worden war, wieder herauszugeben. Verschiedene andere gegenseitige Forderungen und Beschwerden machten die Sache noch verwickelter, bis zuletzt beide übereinkamen die Entschädigung einem aus vier Edelleuten gebildeten Schiedsgerichte zu übertragen. Diese erholten sich jedoch zuvor Rechtgutachten von den Schöppen zu Magdeburg, Leipzig und Freiberg (letzteres ist nicht mehr vorhanden), nur schloß sich auffallender Weise ihr schiedsrichterliches Erkenntniß ausschließlich an das Leipziger Gutachten an, ließ das für K. weit günstigere Magdeburger ganz außer Betracht und wies dessen Beschwerden gegen den Kurfürsten aus dem rein formellen Grunde ab, weil er seine Klagschrift einen Tag zu spät eingegeben habe. Von diesem für ihn ungünstigen Ausgange wohl schon zum voraus unterrichtet, hinderte K. durch Streit die Eröffnung des auf den 25. Juni 1455 zu Altenburg angesetzten Publikationstermins, und daß er sich schon damals mit dem Gedanken einer Gewaltthat trug, zeigt ein wenige Tage später an die Städte Zwickau, Chemnitz und Brüx erlassenes Schreiben, in dem er seinen Klagen über die durch den Kurfürsten erlittene Vergewaltigung die Bitte hinzufügt, ihn nicht zu verunbilligen, wenn er sich sein Recht nach Nothdurft nehmen würde. Es finden sich selbst Spuren, daß Kauffungen’s That in Verbindung gestanden hat mit einer großen gegen den Kurfürsten geplanten Verschwörung, die ihren Hauptherd in Böhmen hatte, unter deren Theilnehmern aber auch verschiedene meißnische Herren vermuthet wurden und die nur deshalb nicht zum Ausbruch kam, weil der Plan der Verschworenen, die fürstlichen Söhne in ihre Gewalt zu bekommen fehlschlug. Am 4. Juli erhielt K. zu Freiberg von dem Gubernator Georg Podiebrad einen Zettel, welcher in geheimnißvoller Weise auf die mündlichen Mittheilungen des Ueberbringers „in dieser Sache“ verweist, dem er so vollkommen glauben könne, wie dem Absender selbst. Erst am Morgen nach vollbrachtem Raube wurde Kauffungen’s Fehdebrief im Altenburger Schlosse übergeben. Wie bekannt, wurde K. mit dem Prinzen Albrecht, den er ebenso wie seine Genossen Wilhelm v. Mosen und Wilhelm v. Schönfeld den Prinzen Ernst, nach seinem böhmischen Schlosse Eisenberg entführen wollte, unfern Grünhain ergriffen; er wurde nach Zwickau gebracht, von da nach Freiberg geführt und auf dem dortigen Marktplatze am 14. Juli enthauptet. Warum gerade diese Stadt hierzu ausersehen wurde, läßt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen. Der Kurfürst fand es für nöthig in einer unter dem 26. Juli an unterschiedene Kur- und andere Fürsten des Reichs gerichteten Darlegung der zwischen ihm und K. bestandenen Rechtsirrungen und des feindseligen Unternehmens des letzteren sein Verfahren zu rechtfertigen. Von seiner noch fortdauernden Besorgniß vor einem Angriff von seiten der böhmischen Anhänger Kauffungen’s zeugt seine Bitte an Georg Podiebrad, daß er in solchem Falle neutral bleiben möge. Ein Sohn Kauffungen’s hat später im Dienste von Georgs Sohn Victorin, Herzog von Münsterberg gestanden. Vermählt war K. mit Ilse, einer Schwester der v. Einsiedel auf Gnandstein und Wolftitz, seine Mutter war vermuthlich eine Schwester der meißner Bischöfe Dietrich und Caspar v. Schönberg.

O. Coith, Kunz v. Kauffungen in: Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins. Hft. 12 u. 13. Ueber Kauffungen’s Antheil am fränkischen Städtekrieg: Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg II, 355 ff. Ueber den Prinzenraub: W. Schäfer, Der Montag nach Kiliani, 1455, wo auch die Litteratur über denselben zusammengestellt ist, und B. Gersdorf, Einige Actenstücke zur Geschichte des sächsischen Prinzenraubes, 1855. Ein Bergreihen über denselben bei v. Liliencron, Histor. Volkslieder I, 483.