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Artikel „Kaufmann, Ludwig“ von Jodok Bär in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 476–477, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kauffmann,_Ludwig&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 18:20 Uhr UTC)
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Kaufmann: Ludwig K., der ältere Sohn Peters (s. o.), geb. 1800 zu Rom, † am 12. Mai 1855, bildete sich schon sehr frühzeitig unter Canova zum Bildhauer. Er zog mit seinem Vater 1817 nach Weimar und begab sich dann zur weiteren Ausbildung mit einer namhaften Unterstützung, die ihm der Großherzog Karl August auf drei Jahre zukommen ließ, wieder nach Rom in die Schule Canova’s, wo er ein dem edlen Gönner gewidmetes plastisches Werk, das allgemeinen Beifall gefunden und 1820 in einem der Schlösser in Weimar aufgestellt wurde, ausgeführt hat. Die nähere Beschreibung hat Peter K., sein Vater, in den Briefen in seine Heimath, die hievon Erwähnung thun, nicht gegeben. Nach dem Tode Canova’s, 1822, ging K. nach Berlin, arbeitete kurze Zeit im Atelier des Professor Rauch und übersiedelte dann 1823 für immer nach Warschau. Der kunstliebende polnische Graf Pac, von dem italienischen Geschlechte der Pazzi stammend, berief nämlich mit dem Architekten Heinrich Marconi und einigen Frescomalern aus Italien auch gleichzeitig K., um ein großartiges Palais im römischen Stile an der Stelle des ehemaligen verfallenen Palastes des Fürsten Radziwil in der Methstraße zu Warschau und ein noch umfangreicheres Schloß im altenglischen (gothischen) Stile auf seinen Gütern Dowspoda in Lithauen erbauen zu lassen. An dem Palais, hoch über dessen drei mächtigen Portalen, welche die zwei Flügel des Palais verbinden und in das Innere führen, ist das bedeutendste Werk Kaufmann’s angebracht. Es ist ein colossales Basrelief, eingefügt im langen Friese, gekrönt von vier lebensgroßen, allegorischen Frauengestalten. Das figurenreiche Basrelief stellt den römischen Consul Titus Quinctius Flamininus dar, wie er bei den Isthmischen Spielen in Korinth nach dem macedonischen Kriege den griechischen Städten die Freiheit verkündet. Inmitten dieser Arbeiten fertigte er die wohlgelungene Büste des Großfürsten Constantin Pawlowicz, Bruder des Kaisers Alexander I., Statthalters, in Polen bis zum Ausbruche der Revolution 1830, ein Werk, das ihm den Ruf eines bedeutenden Künstlers beim Hofe und dem Adel sicherte. Nach Vollendung dieser Bauwerke für den Grafen Pac, der als Senator und General der Cavallerie in die polnischen Ereignisse des Jahres 1830 verwickelt und zur Emigration genöthigt, ein so tragisches Ende in Venedig fand, in Folge dessen seine Güter confiscirt und sein Palais in der Methstraße in das Justizgebäude umgewandelt wurde, erweiterte sich der Wirkungskreis Kaufmann’s so bedeutend, daß er, um den zahlreichen Aufträgen von Nah und Fern zu genügen, ein großes Atelier im Palais Karas, dicht am Monumente des Kopernikus (von Thorwaldsen) in der Krakauer Vorstadt errichten und zahlreiche Schüler und Gehülfen aufnehmen konnte. Kaufmann’s Werke sind ohne Rücksicht auf die Zeitfolge vom J. 1831 bis zu seinem 1855 erfolgten Tode, nachstehende: ein prachtvoller Sarkophag des Königs Johann III. Sobieski aus Marmor, nach dem Vorbilde jenes des [477] Scipio Africanus, mit Porträtmedaillons und Königsinsignien, aufgestellt in der von ihm gegründeten Kapuzinerkirche; Statuen der Apostel auf Consolen postirt, und zehn Basreliefs religiösen Inhaltes, erstere im Innern, letztere in der Vorhalle der renovirten gothischen Domkirche St. Johann; ein Basrelief im Frontispice, zwei Statuen von Heiligen an der Haupttreppe, ebenso Petrus und Paulus an den Thüren der neu erbauten St. Carolus-Borromäus-Kirche; zwei colossale liegende Gestalten im antiken Stile, die Weichsel und die Tiber darstellend, auf der Terrasse des königlichen Lustschlosses Laziensky; mehrere Grabmonumente, davon die bekanntesten das der Gräfin Natalie Potocka und des Buchhändlers Sigismund Merzbach; ferner Figuren und Basreliefs am Rundbau der Warschauer Bank; am Schloß und Parke Willanow; am Palais des Grafen Uruski; an dem Palais in Jablonna bei Warschau; dem Palais des Grafen Zamojski in der Krakauer Vorstadt, dem Palais der polnischen Bodencreditgesellschaft, einem monumentalen Bauwerke im Stile des venetianischen Dogenpalastes u. a. K., ein Mann voll Energie und unermüdeter Thätigkeit, erreichte nur ein Alter von 55 Jahren. Seine Asche ruht auf dem katholischen Friedhofe Powazky unter einem mit seiner Büste gezierten Denkmale. Seine Frau, geborne Anna Headen, ihm angetraut 1844, war englischer Abkunft und starb 1876. Sein einziger Sohn starb in der Jugend; zwei Töchter überlebten ihn.

Ludwig Kaspar K., der zweite Sohn Peters K., geb. zu Rom 1810, gest. 1855 zu Rastatt, hatte sich als Lithograph herangebildet und in Karlsruhe in den vierziger Jahren niedergelassen, wo er für den Hofkunsthändler Johann Velten mehrere Bilder auf Stein zeichnete. Seine Arbeiten, namentlich Porträte, die er nach der Natur zeichnete, gehörten zu den besseren Leistungen der damaligen Zeit. Er zog dann 1850 nach Rastatt und bekleidete die Zeichnungslehrerstelle am dortigen Lyceum durch 5 Jahre und starb 1855.

Briefe des Peter K., seines Vaters, an seine Verwandten im Bregenzerwalde. Bericht des Polizeiamtes in Weimar an das Museum in Vorarlberg. Lebenskizze vom Historienmaler Alexander Lesser in Warschau über Ludwig K. Briefliche Mittheilungen von seinen Hinterbliebenen in Warschau.