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Artikel „Jungermann, Gottfried“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 709–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jungermann,_Gottfried&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 22:55 Uhr UTC)
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Band 14 (1881), S. 709–711 (Quelle).
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Jungermann: Gottfried J., Philolog, war im J. 1577 oder 1578 *) in Leipzig als dritter Sohn des Professor juris Dr. Caspar J. und dessen Gattin Ursula, einer Tochter des berühmten M. Joachim Camerarius geboren. Nach Vollendung seiner Studien lebte er als Privatgelehrter im elterlichen Hause, mit der Bearbeitung einer Ausgabe des Hirtenromanes des Longus mit lateinischer Uebersetzung und kritischen Anmerkungen beschäftigt, die in Hanau 1605 im Druck erschienen ist. Im J. 1604 siedelte er auf Veranlassung seines Freundes Helias van Putschen (Putschius), den er schon zur Ostermesse 1603 auf einer Reise nach Frankfurt und Heidelberg begleitet hatte, nach Heidelberg über; 1605 [710] oder Anfang 1606 trat er in die Wechel’sche Druckerei in Hanau, die damals dem Schwiegersohne Andreas Wechel’s, Claude Marny, gehörte, als wissenschaftlicher Leiter ein. In dieser Stellung, welche ihn nicht nur zur Uebernahme der Correcturen, sondern auch zur Eintheilung der Texte in Capitel, Beifügung kurzer Summarien u. dgl. an den in der Druckerei gedruckten antiken Schriftwerken verpflichtete, war er mehrfach genöthigt, zu größeren Unternehmungen der Druckerei, wie zu einer Ausgabe der „Commentarii“ des C. Julius Cäsar nebst der wahrscheinlich von Maximus Planudes herrührenden griechischen Uebersetzung des bellum Gallicum, mit den Anmerkungen der früheren Herausgeber (2 Bde., 4°, Frankfurt 1606) und zu einer Ausgabe des Geschichtswerkes des Herodot mit Valla’s lateinischer Uebersetzung und den Fragmenten des Ktesias (Frankfurt 1608, Fol.) seinen Namen herzugeben, ohne daß er mehr als knappe kritische Bemerkungen oder einige Inedita aus Handschriften befreundeter Gelehrter dazu beisteuern konnte. Seine selbständigen, jahrelang mit größtem Eifer und voller Hingebung gepflegten Arbeiten zu den Lexicis des Julius Pollux und des Harpokration mußte er darüber immer wieder bei Seite legen und wurde endlich durch seinen frühen Tod (am 16. August 1610) am Abschluß derselben gehindert. Seine Arbeiten zum Harpokration sind gar nicht gedruckt, seine reichhaltigen und gehaltvollen Anmerkungen zum Pollux erst im J. 1706 in der von C. B. Lederlin und Tib. Hemsterhuys besorgten Ausgabe des Onomastikon veröffentlicht worden. Jungermann’s letzte Lebensjahre waren durch schwere körperliche Leiden getrübt, über welche er in seinem ausgebreiteten Briefwechsel mit zeitgenössischen Gelehrten öfters klagt. In einem ungedruckten in der handschriftlichen Sammlung der Camerarii (Vol. XV, no. 131) befindlichen Briefe an Theodor Canter berichtet er, daß er seit einem Jahre ans Bett gefesselt sei in Folge der Luxation des einen Fußes, welche er sich vor einem Jahre bei der Heimkehr nach Hanau, beim Aussteigen aus dem Kahne zugezogen habe. Dieser Brief ist datirt: „scripsi ratim (lies raptim) in lectulo meo Hanoviae in urbe nova apud hospitem meum Thom. Willier 1605 ipsis Kal. Octobr.“; da aber alle sonstigen Briefe Jungermann’s, in welchen von diesem Leiden die Rede ist, aus dem Ende des Jahres 1608 und den folgenden Jahren datirt sind; da ferner Cl. Salmasius in einem Briefe vom 1. December 1608 (in Burmann’s Sylloge epistolarum a viris illustribus scriptarum T. II, p. 504) an J. schreibt: „tuum casum non diu sanus cognovi et dolui“; da endlich J. selbst in der Dedication der Ausgabe des Herodot an Philipp Ludwig, Grafen von Hanau, welche datirt ist „Hanoviae in T. Ill. Gen. urbe nova e typographio Wecheliano Anno MDCVIII ipsis Idib. Mart.“ sagt: „postquam enim per unum alterumve annum et quod excurrit hic in T. Ill. Gen. urbe nova substiti, primum ab ocello typographorum Cl. Marnio advocatus“ – so muß man wol in dem Briefe an Canter einen Schreibfehler des Absenders (1605 statt 1609) annehmen. Zu dem nicht gehörig behandelten Fußleiden trat alsbald ein Lungenleiden hinzu. J. selbst klagt in einem Briefe an Salmasius vom 9. December 1608 (bei Burmann a. a. O. S. 505) über „tussis φϑισικών τι subsonans“, und Janus Gruter sagt in seiner kurz nach Jungermann’s Tode geschriebenen Praefatio zu den Historiae Augustae scriptores latini minores“ (Hanau 1610) von J.: „quippe quamvis in summa membrorum spirituumque debilitate praefuit tamen prelo“.

Die wichtigste Quelle für die Lebensgeschichte Jungermann’s ist sein Briefwechsel mit gelehrten Zeitgenossen, der, soweit überhaupt gedruckt, in folgenden Sammlungen zerstreut ist: Sylloge epistolarum a viris illustibus scriptarum ed. P. Burmann, T. II, p. 483–522. – Virorum cl. et doctorum ad Melchiorem Goldastum – epistolae, Frankfurt u. Speier 1688, an vielen Stellen. – Marquardi Gudii et doctorum virorum ad eum epistolae – cur. P. Burmanno, Haag. 1714, an verschiedenen Stellen. – Francisci et Joannis Hotomanorum [711] - epistolae – ex bibliotheca J. G. Meeli, Amsterdam 1700, S. 455–460, 462–476. – Acta litteraria – cura B. G. Struvii fasc. VI (Jena 1709), S. 7–18; endlich Jahrb. f. class. Philologie, Bd. 97 (1868), 69 ff. u. S. 510 ff.

[709] *) Das Datum ist nicht näher zu bestimmen, da nach der gefälligen Mittheilung des Herrn Professor Zarncke in Leipzig die Kirchenbücher der Leipziger Nikolaikirche aus den Jahren 1577 und 1578 fehlen. Nach Ausweis der vorhandenen Kirchenbücher zeugte Dr. Caspar Jungermann mit seiner Gattin in den Jahren 1571, 1572 und 1574 drei Töchter (Maria, Margaretha und Ursula), 1575 einen Sohn Johannes (getauft 13. März), 1576 einen Sohn Hans (getauft 20. August), 1580 einen Sohn Friedrich (getauft 10. August); von da an bis Ende 1585 ließ er nicht wieder taufen.