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Artikel „Jocham, Magnus“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 676–679, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jocham,_Magnus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:10 Uhr UTC)
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Jocham: Magnus J., katholischer Theologe, geboren am 23. März 1808 in Rieder bei Immenstadt im Allgäu, † am 4. März 1893 in Freising. Er besuchte seit Herbst 1821 das Gymnasium zu Kempten, nachdem er vorher einigen Privatunterricht im Lateinischen erhalten hatte, und absolvirte dasselbe im Sommer 1827. Im Herbst 1827 bezog er die Universität München, wo er im ersten Jahre Studien aus dem Kreise der philosophischen Facultät betrieb (bei Thiersch, Görres, Schubert) und im Herbst 1828 das Studium der Theologie begann, unter Allioli, Döllinger, Alois Buchner und Ammann. In München kam er auch in Beziehungen zu pietistischen Kreisen, ohne von denselben anderweitig beeinflußt zu werden, als daß ihm der Verkehr mit denselben die Ueberwindung der im Gymnasium aufgenommenen rationalistischen Einflüsse und die Rückkehr zu einem lebendigen Christenthum erleichterte. Mit Unrecht wurde er dagegen noch lange nachher mit den damaligen separatistischen Aftermystikern in innere Verbindung gebracht. Am 30. October 1831 wurde er zum Priester geweiht, feierte am 7. November seine Primiz in seiner Heimath und wurde dann zuerst Kaplan zu Altdorf im Allgäu, in der Nähe von Kaufbeuren; [677] im Januar 1833 wurde ihm die von Altdorf aus zu besorgende Vicarierung der Pfarrei Ebenhofen übertragen. Im Mai 1833 wurde er exponirter Kaplan in dem zur Pfarrei Hindelang gehörenden Dorfe Hinterstein, im October 1835 Pfarrer in Frankenhofen, im März 1838 Pfarrer in Pfronten. Großen und wohlthätigen Einfluß hatten auf ihn während dieser Jahre die ehrwürdigen Priester aus Sailer’s Schule, wit denen er in nähere Verbindung kam, sein Lehrer Prof. Al. Buchner in München, Pfarrer und Decan Jos. Kirchhofer in Immenstadt, der mit Buchner befreundete Pfarrer Jos. Fuchs in Altdorf, und Pfarrer Franz Jos. Wankmüller in Hindelang. Im November 1841 erhielt J. die Professur der Moraltheologie am Lyceum in Freising, die er bis 1878 versah; nach Permaneder’s Abgang vertrat er auch zwei Jahre lang, 1847–49, die Kirchengeschichte. 1854 wurde er Dr. theol., am 12. März 1860 erzbischöflicher geistlicher Rath. 1878 trat er als Professor in Ruhestand. Alle seine Ersparnisse hatte er während seines ganzen Priesterlebens wohlthätigen Anstalten und Stiftungen gewidmet. J. war, wie er sich mit ungezwungenster Aufrichtigkeit in seiner Selbstbiographie präsentirt und von seinen Freunden geschildert wird, ein durchaus gerader und offener Charakter, nicht ohne Eigenheiten und Ecken, „der Urtypus des Allgäuers“ (Weinhart).

Von der ebenso ausgedehnten als verdienstvollen schriftstellerischen Thätigkeit Jocham’s seien zuerst die eigentlich fachwissenschaftlichen Schriften hervorgehoben: „Vom Besitzthum der Geistlichen; ein Fragment aus der Priester-Moral“ (Regensburg 1845); „Moraltheologie oder die Lehre vom christlichen Leben nach den Grundsätzen der katholischen Kirche“ (3 Theile, Sulzbach 1852 bis 54); „Anleitung zum Gebrauche der biblischen Geschichte beim Religionsunterrichte“ (München 1860; 3. Aufl. 1883); „Die kirchlichen Knaben-Seminarien“ (Augsburg 1862); „Aphorismen über Charakter und Charakterbildung“ (Jahresbericht des Lyceums zu Freising, 1863); dazu unter den in Zeitschriften erschienenen Arbeiten, außer verschiedenen kleineren: „Die Armenpflege“ (Pastoralblatt für die Erzdiöcese München-Freising, 6. Jahrg., 1865, Nr. 14–28); „Studien über den zweiten Theil des neuen Rituale (Die kirchlichen Segnungen)“ (Münchener Pastoralblatt 1865, Nr. 23–25, 30–32). Im Pastoralblatt veröffentlichte er außerdem verschiedene kleinere Artikel. Einige kleinere katechetische Arbeiten erschienen in Heim’s Quartalschrift für praktisches Schulwesen (1839–41); ein Artikel: „Unwandelbares und Wandelbares in der Kirche Gottes, mit specieller Beziehung auf die zeitlichen Güter der Kirche“, im Archiv für kath. Kirchenrecht Bd. I (1857), S. 162–173. Mit Sighart zusammen gab er neu heraus: „Raimundi de Sabunde Theologia naturalis seu liber creaturarum“ (Sulzbach 1852). Aus dem Lateinischen übersetzte er das Buch von Joseph Kugler: „Der Priester nach dem Geiste der katholischen Kirche oder Anweisung zu einem priesterlichen Leben und Wirken für Candidaten des Priesterthums und jeden Geistlichen“ (Regensburg 1844). Einen großen Theil seiner gesammten schriftstellerischen Thätigkeit bilden ferner die Uebersetzungen ascetischer Schriften: Aus dem Griechischen: „Sämmtliche Schriften des heiligen Makarius des Großen“ (2 Bde., Sulzbach 1839; und wieder in 1 Bd., Kempten 1878, in der Bibliothek der Kirchenväter). Aus dem Lateinischen: „Ausgewählte Schriften des ehrwürdigen Abtes Ludwig Blosius (9 Bdchen., Sulzbach 1835–46; 2. Aufl. 1840–61); „Lichtstrahlen aus den Schriften des ehrw. Abtes L. Blosius (Münch. 1876). Aus dem Spanischen: „Ludwig de Ponte, Der geistliche Führer, oder Unterricht über das Gebet, die Betrachtung und Beschauung“ (4 Bde., Sulzbach 1841; vorher erschien: „Leben des ehrwürdigen Ludwig de Ponte, nach der lateinischen von H. Lamparter verfaßten [678] Lebensgeschichte frei bearbeitet“, 2 Thle., ebd. 1840); „Die sämmtlichen Schriften der heiligen Theresia von Jesu“ (5 Bde., als 2. Aufl. der Uebers. von Gallus Schwab, Sulzbach 1851–53; 3. Aufl. 1868–70); „Die sämmtlichen Schriften des heiligen Johannes vom Kreuz“ (2 Bde., als 2. Aufl. der Uebers. von G. Schwab, Regensburg 1858 f.); „Uebung der christlichen Vollkommenheit und Tugend von Alphons Rodriguez“ (3 Thle., Regensburg 1862; 4. Aufl. 1894); „Lichtstrahlen aus den Schriften des ehrw. Ludwig de Ponte“ (München 1876). Aus dem Französischen: „Geistesübungen vom heiligen Franz von Sales“ (Regensburg 1881; 2. Aufl. unter dem Titel: „Betrachtungen für die jährliche Geisteserneuerung“, ebd. 1893). Aus dem Französischen übersetzte er ferner: „Sinnbilder der Schöpfung; aus dem Werk des Bischofs de la Bouillerie von Carcassonne“ (München 1865); „Das Testament des P. Lacordaire, eine Selbstbiographie herausg. von Graf Montalembert“ (Freiburg 1872). In modernisirter Sprache gab er heraus die „Predigten auf alle Sonn- und Festtage des katholischen Kirchenjahres von Johannes Wild (4 Thle., Regensburg 1841 f.); eine Probe davon vorher in den Conferenzarbeiten der Augsburgischen Diöcesan-Geistlichkeit, Bd. IV, H. 1 (1837), S. 145–185. Populär belehrenden und erbauenden Charakter tragen die Schriften: „Das kirchliche Leben des katholischen Christen“ (München 1859); „Bavaria sancta. Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk“ (2 Bde., München 1861 f.); „Geschichte des Lebens und der Verehrung des seligen Papstes Eugenius III.“ (Augsburg 1873); daran schließen sich einige Gebet- und Erbauungsbücher, unter denen neben der Bearbeitung des „Christkatholischen Unterrichts-Buches“ von Goffine (München 1858; 2. Aufl. 1866) zu nennen ist das „Vollständige Gebetbuch für katholische Christen, größtentheils aus den Schriften des gottseligen Abtes Ludovicus Blosius übersetzt und zusammengestellt“ (Sulzbach 1837; 9. Aufl. 1877). Ferner die Unterhaltungsschriften: „Katholische Parabeln und Erzählungen“ (Sulzbach 1852); „Schildereien aus altfränkischen Häusern von Johannes Clericus und „Schildereien aus dem Pfarrerleben von Joh. Clericus (5. u. 8. Bändchen der „Katholischen Trösteinsamkeit“, herausg. von Joh. Laicus“ Mainz 1854 f.); „Schildereien aus dem Tagebuch des Johannes Clericus, (München 1857). Eine letzte, aber sehr werthvolle Gruppe unter Jocham’s Schriften bilden endlich seine zahlreichen biographischen Arbeiten, meist über befreundete Geistliche, von denen hier nur die größeren und selbständig erschienenen genannt werden können: „Franz Joseph Wankmüller, bischöflich geistlicher Rath, Decan des Landcapitels Kempten und Pfarrer in Hindelang“ (Kempten 1860); „Franz Seraph Mayr“ (vor dem I. Bd. von dessen „Ausgewählten Predigten“, Regensburg 1861); „Kurze Lebensgeschichte des hochw. Herrn Directors und Domcapitulars Dr. Georg Friedrich Wiedemann“ (Augsburg 1864; zuerst in der „Sion“ 1864, Nr. 27–37); „Joseph Anton Geyr, Domcapitular in Augsburg“ (Augsburg 1867; zuerst in der „Sion“ 1867, Nr. 71–104); „Dr. Joachim Sighart“ (Katholik 1868, I, S. 309 bis 337); „Dr. Alois Buchner, ehedem Professor der Theologie in Dillingen, Würzburg und München, zuletzt Domcapitular in Passau. Ein Lebensbild zur Verständigung über J. M. Sailer’s Priesterschule“ (Augsburg 1870; zuerst in der „Sion“ 1870, Nr. 14–50); „Daniel Bonifacius v. Haneberg, Bischof von Speyer“ (Würzburg 1874); dazu die zahlreichen kleineren Nekrologe, die besonders im Sulzbacher „Kalender für kath. Christen“ (1869–82), im „Pastoralblatt für die Erzdiöcese München-Freising“ (1861–68), in der „Sion“ (1864–74), im „Sendboten für Pius-Vereine“ (1865–68) und an anderen Orten erschienen. Jocham’s letzte litterarische Arbeit ist seine hochinteressante, [679] für die Kenntniß des religiösen Lebens in Baiern, besonders in Schwaben, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wichtige Selbstbiographie, die bis zum Jahre 1883 geht und nach seinem Tode mit kurzer Ergänzung unter dem Titel: „Memoiren eines Obskuranten“ von P. Magnus Sattler herausgegeben wurde (Kempten 1896).

„Memoiren eines Obskuranten“ (Kempten 1896 mit Porträt). – [Weinhart], Dr. Magnus Jocham, im Amtsblatt für die Erzdiöcese München u. Freising, 1893, Beilage 4, S. 49–72. – Historisch-politische Blätter, Bd. 118 (1896), S. 554–562.