Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Jensen, Adolf“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 774–775, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jensen,_Adolf&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 13:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Jenny, Peter
Band 13 (1881), S. 774–775 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Adolf Jensen (Komponist) in der Wikipedia
Adolf Jensen in Wikidata
GND-Nummer 117102946
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|774|775|Jensen, Adolf|Moritz Fürstenau|ADB:Jensen, Adolf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117102946}}    

Jensen: Adolf J., geb. am 12. Januar 1837 zu Königsberg in Preußen, zeigte schon frühzeitig musikalisches Talent, welches sich durch mancherlei Studien und in zwanglosem Umgang mit Louis Ehlert und F. Marpurg bald förderlich entwickelte. Im Alter von 19 Jahren ging er als Musiklehrer nach Bresz in Rußland zu einer adlichen Familie. Von dem Ertrage dieser Stellung hoffte er später einige Zeit in Schumann’s Nähe leben zu können; der Tod des Meisters im J. 1856 vereitelte diesen Wunsch. Nach Deutschland zurückgekehrt, sah ihn das Jahr 1857 als Kapellmeister an den Theatern zu Posen und Glogau, zwei Jahre später nahm er die gleiche Stellung an der deutschen Oper in Kopenhagen ein, wo ihm der musikalische Rath Gade’s sehr nützlich wurde. Von dort wandte er sich 1860 wieder nach seiner Vaterstadt, wo er eine Zeit lang der musikalischen Akademie als Musikdirector angehörte und im Herbste 1863 sich mit Friederike Bornträger vermählte, die ihm mit hingebender Liebe und Selbstverleugnung bis an sein Lebensende zur Seite stand. Im J. 1866 endlich wurde er nach Berlin an Karl Tausig’s Conservatorium berufen. Nach zwei Jahren gab er diese Thätigkeit wieder auf, da sie ihm zu wenig Zeit zum Schaffen ließ. Leider hatte er sich vielleicht schon 1867 durch eine heftige Erkältung auf einer Schweizerreise, jedenfalls aber durch allzugroße Anstrengung in Ausübung der Musik den Keim der schrecklichen Krankheit geholt, die sein Leben allzu früh enden sollte. Von Berlin nach Dresden übergesiedelt, begann er nun mit den Seinen jenes ruhelose, unstete, unbehagliche Wanderleben, welches ihn je nach [775] den Rathschlägen der Aerzte an die verschiedensten Kurorte Oesterreichs, Italiens und Deutschlands führte, ohne daß er je die ersehnte Genesung finden konnte. Nach längerem Aufenthalte in Graz siedelte er im J. 1875 nach Baden-Baden über; aber auch dessen milde Luft brachte seiner kranken Brust keine Heilung mehr. Nach schwerem Kampfe hauchte er am 23. Januar 1879 in den Armen seiner treuen Gattin seinen Geist aus. Manche Anträge waren noch an ihn herangetreten, selbst schon zur Zeit seines Berliner Aufenthaltes: so wollte ihn Sondershausen als Kapellmeister, Basel als Director des neubegründeten Conservatoriums gewinnen, so rief ihn später auch Karl Tausig mit dringenden Worten wieder nach Berlin zurück; gesundheitliche Rücksichten aber, sowie vor Allem die Ueberzeugung, daß er solchen Stellungen den ungestörten, ihm immer mehr ans Herz gewachsenen Umgang mit seiner Muse mehr oder minder zum Opfer bringen müßte, hießen ihn alle Anerbieten – dasjenige Karl Tausig’s unter schmerzlichem Bedauern – ablehnen. – Diese einfache biographische Erzählung ist in der Hauptsache dem Vorworte eines Büchleins entnommen, welches 1879 in Berlin erschien und den Titel führt „Aus Briefen Adolf Jensen’s. Mit einem Vorworte des Empfängers“. Dasselbe gibt ein treffendes Bild des liebenswürdigen und feinfühligen Tondichters, der langsam unter schweren körperlichen Leiden dahin siechte. Außer einer Sonate für Klavier (op. 25), 25 Klavieretuden (op. 32), dem „Gang nach Emmaus“ (op. 27, ein geistliches Tonstück für großes Orchester) und dem Oratorium „Jephta’s Tochter“ für Soli, Chor und großes Orchester hat J. meist nur kleinere Stücke für Pianoforte und eine große Anzahl Lieder (über 62 Werke) veröffentlicht. Alle diese Compositionen zeichnen sich durch lebhafte Erfindung und Phantasie, durch Anmuth, Grazie und einen immer wiederkehrenden Zug von Weichheit und Wehmuth aus. Aber auch auf einem anderen Gebiete der musikalischen Empfindung ist J. Meister, auf dem des lebensfrohen Humors. In dieser Beziehung sind insbesondere die Wanderbilder (op. 17) für Klavier und viele seiner Chor- und Einzellieder zu erwähnen, vor Allem die 12 Lieder aus Scheffel’s Gaudeamus (op. 40) und „Alt Heidelberg, du feine“ aus desselben Dichters „Trompeter von Säckingen“. Jensen’s Werke sind bereits tief in die gebildeten musikalischen Kreise Deutschlands eingedrungen und werden immer größere Verbreitung finden.