ADB:Hueber, Philipp
Pez, die Richtung der französischen Mauriner gleich ihm mit Begeisterung einschlugen, veranlaßte bald die ernsten archivalischen Studien desselben, welche, unterstützt von schöpferischen Anlagen in dieser Hinsicht, dem Melker und auch dem Göttweiher Archive zu gute kamen. 1681 Melker Profeß, 1692 Archivar des Stiftes, welches eine Fülle alter Urkunden und Handschriften birgt, gab H. 1722, ein Jahr nach dem Erscheinen der ersten Bände der Scriptores rer. austr. und des [283] Thesaurus aus der Feder seiner Klosterbrüder, die unsäglich fleißig und mit richtigem Verständniß gearbeitete „Austria ex archivis Mellicensibus illustrata“ in drei Bücher oder Abtheilungen und einen Anhang gegliedert, heraus. Der stattliche Folioband enthält als erstes Buch einen Nucleus genealogicus diplomatum, chartarum, privilegiorum u. s. w., somit eine genealogische Darstellung oder Erläuterung der geschichtlichen Verhältnisse Oesterreichs von 1075–1599, das zweite die Siegelkunde, mit 38 Tafeln, daß dritte endlich Collectanea genealogica oder genealogische Detailarbeit. Der Appendix triplex umfaßt: 1) perbrevis Topographia diplomatica Austriaca (in alphab. Ordnung, historisch gehaltvoll), 2) specimina diversarum medii aevi scripturarum, eine systematische Sammlung paläographischer Proben und 3) sacrae et profanae antiquitates Mellicenses, eine Alterthümerkunde des Klosters. Das Werk läßt sich der etwas späteren epochemachenden Publication des Göttweiher Benediktinerabtes Bessel (s. d. Art.), der großen Arbeit Herrgotts „Geneal. et Monum. domus austriacae“ (1737 ff., s. d. Art.), nicht ebenbürtig an die Seite stellen, darf jedoch als würdiger Vorläufer bezeichnet werden. In Leipzig zunächst erschienen, erlebte es, lange nach dem Tode des Verfassers zu Wien (1743) eine zweite Ausgabe.
Hueber: Philipp H., geb. 1662 in Wien, † als Melker Conventuale 1725. Der Eintritt des begabten, mit Ordnungssinn und Fleiß bestversehenen jungen Mannes, den ein lebhafter Drang nach Geschichtskunde beseelte, in eines der wissenschaftlich regsten Benediktinerstifte Niederösterreichs, in welchem gleichstrebende und berühmter gewordene Genossen, wie die Gebrüder- Vgl. die bibliogr. Werke v. Vogel (spec. bibl. hist. geogr. Austr.) und Wurzbach, (biogr. Lex.), Keiblinger, Gesch. des Bened.-Stiftes Melk u. A. Mayer, G. d. geist. Cultur Nied.-Oesterr. 1878 I. S. 191 u. 88 (kurze Notizen).