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Artikel „Hojer, Konrad“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 709–710, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hojer,_Konrad&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 20:04 Uhr UTC)
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Hojer: Konrad H. (Höjer, Hoyer), geboren zu Lüdenhausen in der Grafschaft Lippe, etwa seit dem J. 1600 Bruder in dem seit der Reformation zu einer lutherischen Kirchenstiftung umgewandelten Kloster Möllenbeck, das nur wenige Stunden von seinem Geburtsort entfernt (zwischen Rinteln und Minden) gelegen ist, ward im J. 1611 kaiserlicher gekrönter Poet und kurz vorher oder nachher Subprior in dem genannten Kloster. Weitere Nachrichten über ihn konnte schon Strieder (s. unten) nicht erhalten. Er starb nach 1624. – H. hat unter anderen Schriften, namentlich katechetischen Inhalts, auch lateinische [710] und deutsche geistliche Gedichte herausgegeben. Seine deutschen geistlichen Lieder erschienen größtentheils in dem Werke: „Die fünf Hauptstücke christlicher Lehre, Abend- und Morgensegen“ u. s. f., Stadthagen (1614); es ist aber nicht deutlich, welche dieser Lieder er selbst ursprünglich gedichtet hat, und bei welchen er nur Herausgeber oder vielleicht Ueberarbeiter ist. Er bezeichnet sein Verhältniß zu einem Theil dieser Lieder mit den Worten: „Von mich in deutsche Reime gesetzet“, in welchem nicht völlig klaren Ausdruck das „mich“ darauf weist, daß er der niederdeutschen Sprache gewohnt war; hernach kommen dann noch Lieder, die als „eiusdem authoris“ bezeichnet sind, was doch wol nur heißen kann, daß H. ihr Verfasser sei. Unter diesen wird das Lied: „Ach Gott, wie manches Herzeleid begegnet mir zu dieser Zeit“, jedenfalls ihm mit größerem Rechte zugeschrieben, als Martin Moller, in dessen Meditationes vom J. 1587 es zuerst gedruckt ist, da dieser es gerade zu den Liedern stellt, die er ausdrücklich als von andern gemacht bezeichnet. Bei andern Liedern, die sich bei H. finden, ist sicher, daß sie ursprünglich nicht von ihm herrühren; vielleicht hat er sie mehr oder weniger überarbeitet. Die Sache ist noch nicht genügend untersucht; Wackernagel ist nahe daran, ihn geradezu für einen Plagiator zu halten.

Strieder, Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte, VI. S. 89 ff. Rambach, Anthologie, II. S. 168. Wackernagel, Kirchenlied, I. S. 664 f. V. S. 84 ff. Adelung, II. Sp. 2090.