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Artikel „Hezel, Wilhelm Friederich“ von Gustav Moritz Redslob in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 381–382, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hezel,_Wilhelm_Friedrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 14:24 Uhr UTC)
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Hezel: Johann Wilhelm Friederich H. (Hetzel), biblischer Exeget und Orientalist, geb. am 16. Mai 1754 zu Königsberg in Franken, wo sein Vater Pfarrer war, † am 12. Juni 1824. Die Schule seiner Vaterstadt besuchte er in den ersten Jahren in Folge seines flüchtigen Wesens und seiner körperlichen Schwäche nur mit geringem Erfolg und zeigte mehr Neigung und Geschick zu mechanischen Arbeiten, wie er denn auch noch in seinen späteren Jahren für technologische und industrielle Thätigkeit ein lebhaftes Interesse bewahrte. Unter Nachhülfe seines Vaters und des Rectors Hödel nahm er es, als er älter wurde, mit dem Schulbesuch ernster, und so konnte er 1772, mit guten Kenntnissen ausgestattet, die Universität Jena zum Studium der Theologie beziehen. Von seinen dortigen Lehrern weckten namentlich Faber und Danovius den Sinn für die Exegese und die morgenländischen Sprachen, und es reifte der Entschluß in ihm, statt der pastoralen die akademische Laufbahn mit der speciellen Richtung auf das alte Testament zu verfolgen. Seine litterarische Thätigkeit eröffnete er schon als zweijähriger Student mit der Schrift: „Gedanken über den babylonischen Stadt- und Thurmbau“, 1774. Im J. 1775 nahm er auf kurze Zeit eine Stelle als Hauslehrer zu Hohenstein bei Coburg an, wo er auch, ohne jedoch ordinirt zu sein, predigte, kehrte noch in demselben Jahre nach Jena zurück, promovirte und hielt dort mit einigem Erfolg Vorlesungen. Da er jedoch das Bedürfniß fühlte, sich in einzelnen Wissenschaften noch mehr zu vervollkommnen und er die Ausarbeitung seines großen erklärenden Bibelwerkes mit Muße betreiben wollte, zog er sich vorläufig vom akademischen Schauplatz in das Privatleben zurück. Von 1778 an nahm er seinen Aufenthalt zu Ilmenau und in dessen Nähe und zeigte seinen Fleiß in der Abfassung einer langen Reihe von Werken aus der biblischen und morgenländischen Wissenschaft. Auch fehlte es ihm nicht an Auszeichnungen. Nachdem ihn schon 1776 der Herzog von [382] Sachsen-Hildburghausen zum Hofrath ernannt hatte, erhielt er 1778 durch den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt die Würde eines kaiserlichen Hof- und Pfalzgrafen, kraft welcher er viele Doctoren creirt hat und 1786 wurde er als Professor der morgenländischen und biblischen Litteratur nach Gießen berufen. Dazu erhielt er 1788 den Charakter eines Geheimen Regierungsraths und wurde 1793 zugleich Definitor beim geistlichen Consistorium zu Gießen, auch 1800 Universitäts-Bibliothekar. 1801 nahm er einen Ruf nach Dorpat als Professor der Exegetik und der morgenländischen Sprachen an, wurde dort alsbald russischer wirklicher Hofrath und einige Jahre später Collegienrath. Er begründete daselbst auch eine Erziehungsanstalt, welche er aber später wieder aufgab. 1820 wurde er auf seinen Wunsch seines Amtes entlassen. Er starb auf dem sogen. Domberge in seinem Gartenhause bei Dorpat. H. besaß eine außerordentliche Arbeitskraft und war als Schriftsteller ungemein fruchtbar. Die Schnelligkeit, mit welcher er arbeitete, erklärt es, daß seine wenigsten Werke sich durch Gründlichkeit und Tiefe auszeichnen und streng wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, die meisten vielmehr oberflächlich und flüchtig ausgeführt sind. Trotzdem sind sie nicht ohne Verdienst um die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse und haben seiner Zeit auch guten Erfolg gehabt, da sie den Vorzug der praktischen Brauchbarkeit besitzen und zum Theil dem Verständniß des großen Publikums und von Anfängern angepaßt sind. Wir können hier nur das Hauptsächlichste anführen, und zwar von den auf die Erklärung der Bibel bezüglichen, meist für weitere Kreise berechneten Schriften, deren Deutungen bei apologetischer Tendenz einen stark und oft gewaltsam rationalisirenden Charakter tragen: „Die Bibel alten und neuen Testaments mit vollständigen erklärenden Anmerkungen“. 10 Thle., 1780–91 (zum Theil in 2. Aufl. erschienen); „Lehrbuch der Kritik des alten Testaments“. 1783; „Biblisches Reallexicon“, 3 Bde., 1783–85; „Die Bibel des neuen Testaments übersetzt und mit Anmerkungen“, 1800, neue Aufl. 1809; die Zeitschriften „Orion“. Bd. 1, 1789–90 und „Der Schriftforscher“, Jahrg. 1, 2, 1791–93. Von den morgenländischen Sprachen bearbeitete er am besten die hebräische unter fleißiger, wenn auch oft zu weit gehender Benutzung der verwandten Dialekte: „Geschichte der hebräischen Sprache und Litteratur“, 1776; „Ausführliche hebräische Sprachlehre“, 1777; „Allgemeine Nominalformenlehre der hebräischen Sprache“, 1793. Die Bearbeitungen der syrischen und der arabischen Sprache: „Syrische Sprachlehre“, 1788; „Erleichterte arabische Grammatik nebst einer kurzen arabischen Chrestomathie“, 1776, Verbesserungen und Zusätze dazu 1780, 2. Aufl. 1825; „Anweisung zur arabischen Sprache bei Ermangelung alles mündlichen Unterrichtes“, 2 Theile 1784–85 sind ohne Bedeutung. Auch für die classischen und die neueren Sprachen, namentlich die französische, hat er eine Reihe von Lehrbüchern, meist zu praktischen Zwecken, verfaßt, unter ihnen eine: „Ausführliche griechische Sprachlehre nebst Paradigmen“, 1795. Aus anderen Gebieten: „Anleitung zur Bildung des Geschmacks für alle Gattungen der Poesie“, 2 Thle., 1791; „Vorlesungen über die Feder’sche Logik und Metaphysik“. 2 Thle., 1793–94.

Vgl. Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte, XVIII. 222. Neuer Nekrolog, Jahrg. 2. II, 1150.