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Artikel „Hettinger, Franz“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 283–284, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hettinger,_Franz&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 05:28 Uhr UTC)
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Hettinger: Franz H., katholischer Theologe, geboren am 13. Januar 1819 in Aschaffenburg, † am 26. Januar 1890 in Würzburg. Er besuchte das Gymnasium in seiner Vaterstadt und von 1836–39 die damals dort bestehende philosophisch-theologische Lehranstalt; die Aufhebung der theologischen Section derselben veranlaßte ihn, seit Herbst 1839 seine Studien in Würzburg fortzusetzen. Auf Veranlassung des Professors und späteren Bischofs Stahl trat er im Herbst 1841 in das deutsche Colleg zu Rom ein, wo er in vier Jahren seine Studien vollendete, am 23. September 1843 die Priesterweihe empfing und 1845 Doctor der Theologie wurde. Eine ausführliche Schilderung dieser Jahre enthält der 1. Band seines Werkes: „Aus Welt u. Kirche“. Nach seiner Heimkehr wurde er zunächst am 3. October 1845 Kaplan in Alzenau. Am 25. October 1847 wurde er vom Bischof als Assistent an das Clericalseminar in Würzburg berufen und am 20. Mai 1852 zum Subregens desselben ernannt. Am 1. Juni 1856 wurde er außerordentlicher, am 16. Mai 1857 ordentlicher Professor der Patrologie und der theologischen Einleitungswissenschaften an der Universität Würzburg; am 1. Januar 1867 übernahm er die Professur der Apologetik und Homiletik mit der Leitung des homiletischen Seminars; seit 1871 hielt er an Stelle des erkrankten Denzinger auch Vorlesungen über Dogmatik, und nach dessen Tode wurde ihm am 16. December 1884 das Ordinariat der Dogmatik übertragen. In den Jahren 1862/63 und 1867/68 bekleidete H. das Rectorat der Universität. 1859 ernannte ihn die Würzburger philosophische Facultät zum Ehrendoctor der Philosophie; 1866 wurde er Ehrenmitglied des Doctoren-Collegiums der theologischen Facultät zu Wien, 1867 Ehrendoctor der Theologie von Löwen, 1885 Ehrenmitglied der Academia religionis catholicae in Rom. 1868 wurde er mit Hergenröther als Consultor zur Vorbereitung des Concils nach Rom berufen. Am 21. November 1879 ernannte ihn Papst Leo XIII. zum päpstlichen Hausprälaten.

Unter den Vorzügen der schriftstellerischen Arbeiten Hettinger’s sind der philosophische Geist, die universale Bildung des Verfassers und die geradezu classische Sprache besonders hervorzuheben. Sein Hauptarbeitsfeld war das der Apologetik, sein Hauptwerk die „Apologie des Christenthums“ (2 Bände in 5 Abthlgn., Freiburg i.B. 1863–67), von welcher während seines Lebens noch fünf weitere Auflagen erschienen (2. Aufl. 1865–67; 3. Aufl. 1867–69; 4. Aufl. 1871–73; 5. Aufl. 1875–80; 6. Aufl. 1885–87; weitere Auflagen gab nach seinem Tode einer seiner Schüler, der Straßburger Professor Eugen Müller heraus: 7. Aufl. 1895–98; 8. Aufl. 1899 f.); ein Werk, das bei seiner allgemein verständlichen Darstellung nicht bloß für Theologen, sondern auch für weitere gebildete Kreise bestimmt ist. Demselben folgte später das strenger fachwissenschaftliche „Lehrbuch der Fundamental-Theologie oder Apologetik“ (2 Theile, Freiburg 1879; 2. Aufl. 1887). Mit Vorliebe beschäftigte sich H. mit Dante; aus seinem Studium desselben gingen die folgenden Schriften hervor: „Grundidee und Charakter der göttlichen Komödie von Dante Alighieri“ (Bonn 1876); „Die Theologie der Göttlichen Komödie des Dante Alighieri in ihren Grundzügen dargestellt“ (Köln 1879); „Die göttliche Komödie des Dante Alighieri nach ihrem wesentlichen Inhalt und Charakter dargestellt. Ein Beitrag zu deren Würdigung und Verständniß“ (Freiburg 1880; 2. Aufl. 1889); „De theologiae speculativae ac mysticae connubio in Dantis praesertim [284] trilogia“ (Wirceburgi 1882); „Dante und Beatrice“ (Frankfurt 1883); „Dante’s Geistesgang“ (Köln 1888). Eine Frucht seiner wiederholten Aufenthalte in Rom und Italien und seiner sonstigen Ferienreisen in verschiedenen Gegenden Deutschlands, Oesterreichs (besonders Tirols), der Schweiz und Frankreichs ist das schöne Werk: „Aus Welt und Kirche. Bilder und Skizzen“ (2 Bde. Freiburg 1885; 2. Aufl. 1887 ; 3. Aufl. 1893; 4. Aufl. 1897). Die einzelnen Reiseskizzen, aus denen dasselbe großentheils besteht, waren theilweise vorher in verschiedenen Jahrgängen der Historisch-politischen Blätter zuerst erschienen. Von seinen übrigen Schriften (abgesehen von einigen Gelegenheitspredigten) sind noch zu nennen: „Das Priesterthum der katholischen Kirche. Primizpredigten“ (Regensburg 1851; 2. Aufl. herausgegeben von Eugen Müller, 1897); „Die kirchlichen und socialen Zustände von Paris“ (Mainz 1852); „Die Idee der geistlichen Uebungen nach dem Plane des heil. Ignatius von Loyola“ (Regensburg 1853); „Herr, den du liebst, der ist krank. Ein Kranken- und Trostbuch“ (Würzburg 1855; 3. Aufl. 1878); „Die Liturgie der Kirche und die lateinische Sprache“ (Würzburg 1856); „Der Organismus der Universitätswissenschaften und die Stellung der Theologie in demselben“ (Rectoratsrede. Würzburg 1862); „Die Kunst im Christenthum“ (Rectoratsrede. Würzburg 1867); „Die kirchliche Vollgewalt des Apostolischen Stuhles“ (Freiburg 1873; 2. Aufl. 1887); „Der kleine Kempis. Brosamen aus den meist unbekannten Schriften des Thomas von Kempis“ (Freiburg 1874; 2. Aufl. 1900); „David Friedrich Strauß. Ein Lebens- u. Literaturbild“ (Freiburg 1875); „Thomas von Aquin und die europäische Civilisation“ (Frankfurt 1880); „Die ,Krisis des Christenthums‘, Protestantismus und katholische Kirche“ (Freiburg 1881); „Dreifaches Lehramt. Gedächtnißrede auf den Heimgang des hochw. Herrn Heinrich Joseph Dominicus Denzinger“ (Freiburg 1883); „Aphorismen über Predigt und Prediger“ (Freiburg 1888); erst nach seinem Tode erschien sein letztes Werk: „Timotheus. Briefe an einen jungen Theologen“ (Freiburg 1890; 2. Aufl. besorgt von Albert Ehrhard, 1897; spanische u. englische Uebersetzung Freiburg 1901. 2). Zahlreiche Aufsätze und größere Abhandlungen, zum Theil Vorarbeiten seiner größeren Werke, ließ er ferner in verschiedenen Zeitschriften erscheinen („Katholik“, „Historisch-politische Blätter“, Würzburger „Katholische Wochenschrift“, Würzburger „Chilianeum“, Linzer „Theologisch–praktische Quartalschrift“, „Oesterreichische Vierteljahresschrift f. kath. Theologie“ u. A.).

Gedenkblatt an den hochw. Herrn Dr. Franz Ser. Hettinger. Würzburg 1890. (Mit Porträt.) – Renninger, Prälat Hettinger, ein Lebensbild; Katholik 1890, I, S. 385–402. – Jahresbericht der Görres-Gesellschaft für 1890, S. 25–29 (Atzberger). – Eugen Müller im I. Bd. der von ihm besorgten 7. u. 8. Aufl. der Apologie des Christenthums. – Fr. Kaufmann, Franz Hettinger, Erinnerungen eines dankbaren Schülers. Frankfurt a. M. 1891.