ADB:Hessemer, Friedrich Maximilian
[282] Verhältnisse des Engländers, die Herausgabe des vorerwähnten Werkes unterblieb, und alle die schön ausgeführten Hunderte von Zeichnungen blieben unveröffentlicht in Hessemer’s Hand; sie kamen nach seinem Tode in die Sammlung der Handzeichnungen des Städel’schen Kunstinstituts. Das Werk „Altitalienische und arabische Bauverzierungen“ (Berlin, Reimer 1840. Mit 120 Tfln. Folio. Zweite Aufl. 1853) beruhte theils auf den gelegentlich jener ersten, theils auf den 1838 bei einer zweiten Reise nach Italien gesammelten Studien. Einen 1838 an ihn ergangenen Ruf an die Bauschule in Dresden lehnte H. ab und blieb dem Städel’schen Institut bis zu seinem Tode getreu. 1835 veröffentlichte H. zu Mainz „Vorlegeblätter für den ersten Unterricht im Zeichnen“. 44 Tafeln. 4°. Zu dem Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst hat H. mehrere Arbeiten über Bauwerke geliefert, worunter vor allem sein Aufsatz über den Pfarrthurm und dessen alte Baurisse (im dritten Heft) zu nennen ist. Von seinen in Frankfurt ausgeführten Bauwerken erwähnen wir die kurfürstlich hessische Grabcapelle auf dem Friedhof. H. war eine poetisch reich begabte Natur. Er hat veröffentlicht: 1) „Saul und David“. Frankfurt 1832. 2) „Deutsch-christliche Sonette“. Frkft., litterarische Anstalt, 1845. 3) „Jussuf und Nafisse“, Gedicht. Ebenda 1847. 4) „Lieder der unbekannten Gemeinde“. Leipzig 1854. 5) „Neckische Tanzgespräche“. Frankfurt, litterarische Anstalt, 1858. 6) „Ring und Pfeil“, Gedicht. Frankfurt, Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1859.
Hessemer: Friedrich Maximilian H., geboren zu Darmstadt am 24. Februar 1800, † zu Frankfurt am 1. December 1860. Er machte in seiner Vaterstadt mehrere Jahre den Cursus des Gymnasiums durch, trat dann aber in die großherzoglich hessische Artillerie ein, wo er theils lernend, theils lehrend an der Militärschule Gelegenheit hatte, sich in seinem Lieblingsfach, der Mathematik, zu vervollkommnen. Noch in dieser Stellung benutzte er zwei Jahre großen Urlaub, um zu naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien die Universität Gießen zu besuchen. Dann, nach Darmstadt zurückgekehrt, trieb ihn der Einfluß und nähere Verkehr mit seinem Oheim Gg. Moller (geboren 1786 in Hoya, 1810 Hofbaurath in Darmstadt, † 1852) zur Ergreifung seines Fachstudiums, der Baukunst. Um seinem Drange nach weiterer künstlerischer Ausbildung zu genügen, unternahm er im J. 1827 eine auf zwei Jahre berechnete Reise nach Italien und Sicilien mit Malta und Kreta. In Rom erhielt er den Antrag zur Uebernahme des Lehramts der Architektur am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt. Er nahm die Stelle an, mit dem Vorbehalt jedoch, vorher eine Reise nach Aegypten ausführen zu dürfen, was von der Administration des Städel’schen Instituts acceptirt wurde, so daß H. erst im August 1830 sein Lehramt antrat. Veranlassung zur Reise nach Aegypten, wobei H. bis zur Insel Philä vordrang, gab der englische Kunstgelehrte Gally-Knight, welcher gut ausgeführte Zeichnungen arabischer Baukunst gesammelt wünschte, um Belege seiner künstlerischen Ansichten in einem späteren Werke herausgeben zu können, doch währenddem veränderten sich die- Fünfter Bericht über das Städel’sche Kunstinstitut, 1863. – Familiennachrichten.