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Artikel „Herold, Erzbischof von Salzburg“ von Ernst Ludwig Dümmler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 202, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herold&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 02:28 Uhr UTC)
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Herold, Erzbischof von Salzburg, folgte im Anfange der Regierung Otto’s des Großen auf den am 22. August 939 verstorbenen Egilolf. Von dem Könige mit reichen Schenkungen für seine Kirche bedacht, bekleidete er gleich seinen Vorgängern das Amt des Erzkanzlers für Baiern. An der großen Augsburger Synode im August 952 nahm er mit den übrigen baierischen Bischöfen Theil und hielt auch nach dem Abfalle Baierns von der Sache des Königs in den Wirren des durch Liudolf und Konrad erregten Bürgerkrieges zuerst an Otto fest, der ihm sogar noch zu Ende des J. 953 eine den Aufständischen entzogene Besitzung in Kärnten zum Geschenke machte. Gleich darauf aber ließ er sich ebenfalls von der nationalen Bewegung fortreißen, durch welche die Baiern unter der Führung des Pfalzgrafen Arnolf, den ihnen aufgedrungenen Herzog Heinrich, des Königs Bruder, zu verdrängen suchten. Als im J. 954 die Ungarn ins Land brachen und von Liudolf gegen seine Widersacher in Franken und Lothringen abgelenkt wurden, trat auch H. mit ihnen in Verbindung und soll ihnen aus den Schätzen seiner Kirche gespendet haben. Wie es sich auch mit dieser Beschuldigung verhalten mag, als H. zu Anfang des J. 955 mit einigen baierischen Grafen sich gegen H.[WS 1] erhoben hatte, ließ ihn dieser, wahrscheinlich am 1. März, zu Mühldorf am Inn ergreifen und durch die grausame Strafe der Blendung ohne jede gerichtliche Entscheidung unschädlich machen. Während seine Verbündeten eine blutige Niederlage erlitten, wurde er selbst nach dem auf steiler und rauher Höhe gelegenen Bischofssitze Seben in Tirol verbannt und das Gut seiner Kirche den Lehnsleuten des Herzogs überliefert. Heinrich überlebte diese Gewaltthat, die er auch auf dem Todtenbette nicht bereute, nur um acht Monate, dem Könige fiel die Aufgabe zu, die verworrenen Verhältnisse der Salzburger Kirche wieder zu ordnen. Auf einer Synode zu Ingelheim im April 958 wurde die über H. verhängte Absetzung bestätigt und Friedrich, der Abkömmling einer vornehmen baierischen Familie, an seine Stelle gesetzt. Obgleich jener angeblich zu der Wahl eines Nachfolgers seine Zustimmung gegeben haben soll, so erkannte er dieselbe dennoch nicht an, sondern fuhr fort als Erzbischof Messe zu lesen, indem er dabei die Insignien seiner Würde anlegte. Für Otto war es deshalb von großem Werthe, daß Papst Johann XII. nach der Kaiserkrönung am 7. Febr. 962 die Wahl Friedrichs zum Salzburger Metropoliten ausdrücklich genehmigte und H. unter Androhung des Bannes, noch ferner Messe zu halten verbot, woran schon seine Blindheit ihn hätte hindern sollen. Dieser klammerte sich jedoch so hartnäckig an die nur durch einen Gewaltact ihm entrissene Würde, daß Johann XIII. nebst der von ihm berufenen Synode von Ravenna am 25. April 967 auf den Wunsch des Kaisers wegen seiner fortdauernden Widersetzlichkeit noch einmal den Bannfluch über ihn aussprach. H. starb, vielleicht noch in demselben Jahre oder wenig später am 31. August: ein Beispiel der Abhängigkeit, in welcher trotz Pseudoisidor die Kirche des 10. Jahrhunderts noch von dem deutschen Königthume stand, ohne an dem päpstlichen Stuhle einen Rückhalt zu finden.

Köpke und Dümmler, Kaiser Otto der Große, Leipzig 1876. Büdinger, Oesterreichische Geschichte, I. Leipzig 1858.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemeint ist: Herzog Heinrich