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Artikel „Hermann, Daniel“ von Theodor Schiemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 166–167, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermann,_Daniel&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 09:15 Uhr UTC)
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Hermann: Daniel H., Humanist, dritter Sohn des Bürgermeisters Andreas H., wurde zu Neidenburg in Ostpreußen wahrscheinlich 1543 geboren. Nachdem er den ersten Unterricht in seiner Vaterstadt genossen, zog er nach Königsberg und darauf durch den Ruf des großen Lehrers Johannes Sturm angelockt, nach Straßburg. Dort verbrachte er mehrere Jahre in eifriger Arbeit, da aber Straßburg noch nicht Universität war, zog er, um sich die äußeren Vortheile des Universitätsstudiums zu schaffen nach Königsberg zurück, das damals unter dem Rectorat des Georg Sabinus blühte. Erst als 1567 Straßburg zu einer Akademie erhoben wurde, kehrte er dorthin zurück und nach zweijährigen erfolgreichen Studien ging er nach Basel, wo er bis Ende 1569 blieb um nach kurzem Aufenthalt in Ingolstadt, seiner humanistischen Bildung in Wittenberg die letzte Feile anzulegen. Hier trat der durch seinen heiteren Charakter überall gefallende junge Dichter in Beziehungen zu Fabian, Burggrafen zu Dohna (dem Aelteren) und unternahm mit ihm eine geologische Studienreise durch die sächsischen Silberbrüche und durch Schlesien. Bald darauf erfolgte seine Uebersiedelung nach Wien und die durch den kaiserlichen Rath Caspar von Minkwitz vermittelte Anstellung als Secretär für die lateinische Correspondenz am kaiserlichen Hofe. Das Bittschriftenwesen und die militärischen Finanzen scheinen seine Branche gewesen zu sein. In Wien hat H. glückliche Jahre durchlebt; stets aber wahrte er sich die Zuneigung zu[WS 1] seiner Heimath, als 1578 die Stadt Danzig ihn aufforderte in ihre Dienste zu treten, zögerte er nicht, ihr Folge zu leisten. Es war dem glaubenstreuen Protestanten an dem streng katholischen Hofe Rudolf II. unheimlich geworden. So zog er denn im Auftrage Danzigs nach Polen um den russischen Feldzug Stephan Bathory’s mitzumachen, wo es nöthig wäre die Interessen der Stadt wahrzunehmen, die Geldgeschäfte des Königs mit Danzig zu vermitteln und regelmäßige Berichte über den Verlauf des Krieges einzuschicken. Es war eine dornenvolle und gefährliche Aufgabe. H. zögerte jedoch nicht, und schon im Juli 1579 finden wir ihn in Kowno. Er hat die Kriegszüge dieses und des folgenden Jahres mitgemacht und über dieselben seiner Stadt eingehende Berichte zugesandt, die noch heute in den „Acta Internuntiorum“ zu Danzig im Rathsarchiv aufbewahrt werden und eine Quelle ersten Ranges für die Geschichte jenes Krieges sind. Die Berichte sind in hochdeutscher Sprache gehalten und zeichnen sich vor verwandten Acten durch Klarheit der Darstellung und Reinheit der Sprache aus. Das J. 1581 verbrachte H. in Danzig. Erst als der zweite Feldzug Bathory’s fast beendigt war und durch Possevins Vermittlung die Friedensverhandlungen mit Rußland begonnen hatten, zog er wieder nach Wilna, und von dort eilte er nach Abschluß des Friedens von Zapolje nach Riga dem Könige voraus. Hier verlobte er sich mit Frau Ursula Kröger und trat mit Erlaubniß Danzigs in Rigaer Dienste. Von nun lebte er mit einer zeitweiligen Unterbrechung, in Riga, in mannichfachen Geschäften thätig. Namentlich trat er in Beziehung zum Kardinal Radziwil, dem polnischen Statthalter Livlands und zu Georg Fahrensbach. Nach wenigen Jahren jedoch wurde ihm die Stellung im Rath Radziwil’s lästig; die polnischen Bedrückungen machten es einem deutsch und protestantisch gesinnten Manne kaum möglich, hier auszudauern. H. trat vom Staatsdienste zurück um ganz seiner litterarischen Thätigkeit zu leben. Am 29. Decbr. 1601 ist er gestorben und darauf in Riga bestattet worden. – In der Reihe der späteren Humanisten nimmt H. als lateinischer Dichter eine hervorragende Stellung ein. Eine vortrefflich ausgestattete Sammlung seiner Gedichte erschien, von der Wittwe veranstaltet 1614 in Riga unter dem Titel „Danielis Hermanni, Borussi, Secretarii regii Poemata academica, aulica, bellica“. Am meisten gelungen sind die politischen [167] Lieder z. B. über das polnische Interregnum, über die Pariser Bluthochzeit, über die Flucht König Heinrichs III. von Warschau nach Paris. Das größte dieser Gedichte ist die Stephaneis, ein Fragment in 3 Büchern. Aus allen Dichtungen Hermanns spricht ein bedeutendes Darstellungstalent, leichte wenn auch nicht tiefgehende Auffassungsgabe, vor allem aber ein warmer patriotischer Sinn. Seine deutschen Gedichte sind nicht gesammelt worden und wol meist verloren.

Vgl. Recke-Napiersky, Schriftstellerlexikon und Riga’scher Almanach 1878.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zn