ADB:Heribert (Erzbischof von Köln)

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Artikel „Heribert (Erzbischof von Köln)“ von Hermann Cardauns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 110–111, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heribert_(Erzbischof_von_K%C3%B6ln)&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 18:16 Uhr UTC)
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Heribert, Erzbischof von Köln (999–1021). Während die vier Nachfolger des großen Erzbischofs Bruno († 965), allenfalls mit Ausnahme Gero’s, wenig hervortreten – keiner von ihnen besaß die Kanzlerwürde – begegnet uns in H. wieder eine Persönlichkeit von wenigstens vorübergehend bedeutendem politischen Einfluß. Der Sohn des Grafen Hugo von Worms, gebildet in Metz und Gorze, dann Propst zu Worms, wurde er 993 von Otto III. zum Vorsteher der italienischen Kanzlei erhoben und war seitdem der fast unzertrennliche Begleiter des jungen Kaisers, der ihm 998 auch die Leitung der Kanzlei für Deutschland übertrug. Gleich nach dem Tode Euerger’s wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt, erhielt in Benevent von Otto und Papst Sylvester II. Investitur und Pallium und empfing Weihnachten 999 in Köln die bischöfliche Weihe. Dem Kaiser blieb er auch in dessen letzten traurigen Jahren treu ergeben; er stand an seinem Sterbelager auf der Burg Paterno, brachte die Leiche unter schweren Kämpfen durch das empörte Italien und übergab sie Ostern 1002 der letzten Ruhestätte im Aachener Dom. Auf der Reise hatte er dem Baiernherzog Heinrich die Reichsinsignien übergeben müssen, wirkte dann aber für die Throncandidatur des Herzogs Hermann von Schwaben und unterwarf sich König Heinrich II. erst, als dieser fast allgemein anerkannt war. Seine Stellung beim Kampf um die Krone hat ihm Heinrich nicht vergessen, und viele Jahre hindurch ist das Verhältniß der beiden Männer ein kaltes oder sogar sehr gespanntes gewesen, obwol sich dem Erzbischof keine einzige Handlung der Untreue nachweisen läßt. Er begleitete den König auf dem italienischen Zuge von 1004, theilte seine Gefahr beim Aufstand in Pavia (15. Mai) und erschien mit ihm auf der Dortmunder Synode (Juli 1005). Auch wirkte er für Heinrichs Lieblingswunsch, indem er seinen Bruder, den Bischof von Würzburg, bewegen half, seinen hartnäckigen Widerstand gegen die Errichtung des Bisthums Bamberg aufzugeben. Er war anwesend bei der Weihe des Bamberger Domes (1012), nicht dagegen beim Römerzuge (Ende 1013). Kurz vorher hatte Heinrich einen Kölner Propst, der durch H. seiner Würde entsetzt worden war, zum Bischof von Verden ernannt. Obwol H. bei der endlichen Beilegung der wüsten lothringischen Fehden (1018) im Einvernehmen mit dem Kaiser handelte und ihn auf dem unglücklichen Zuge gegen Dietrich von Holland unterstützte, auch auf dem großen Convent zu Frankfurt (October 1016) und bei der Weihe der Bamberger St. Stephanskirche (April 1020) erschien, war das Mißtrauen nicht beseitigt, und durch Heriberts Fernbleiben von der Belagerung der rheinischen Burg Hammerstein erhielt es neue Nahrung. Bald darauf (Ende 1020) soll es in Köln zu einer vollständigen Aussöhnung gekommen sein, deren Einzelheiten übrigens in wenig Vertrauen erweckender Form geschildert werden. Wenige Monate später (16. März 1021) ist H. gestorben. Schon Gregor VII. hat ihn heilig gesprochen. Zu bedauern ist, daß wir über den ohne Zweifel politisch bedeutenden und in seinem Privatleben wie in seiner bischöflichen Wirksamkeit allem Anschein nach vortrefflichen Kirchenfürsten fast nur durch die Biographie des Mönches Lantbert unterrichtet sind, der ihn hauptsächlich als Gründer des Benedictinerklosters zu Deutz feiert. – Dem dürftigen Material – bemerkt sei [111] bei dieser Gelegenheit, daß die Deutzer Schenkungsurkunden zu mehrfachen Bedenken Anlaß bieten – wird es zuzuschreiben sein, daß H. in neuerer Zeit keinen Biographen gefunden hat. Abgesehen von den einschlagenden Werken zur Reichsgeschichte (namentlich Hirsch-Breßlau, Jahrbücher d. d. R. unter Heinrich II.) kann nur auf Ennen’s Geschichte der Stadt Köln verwiesen werden. Ein wenig bekanntes, durch seine eigenthümliche Form bemerkenswerthes lateinisches Lobgedicht ist zuletzt gedruckt in Haupt’s Zeitschrift f. deutsches Alterth. XI. 6.