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Artikel „Henichius, Johannes“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 749–750, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Henichius,_Johannes&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 06:20 Uhr UTC)
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Henichius: Johannes H., eigentlich Heneke, ein ebenso entschiedener als milder lutherischer Theolog von Calixt’s Richtung, war im Januar 1616 zu Wienhausen im Fürstenthum Lüneburg als Sohn des dortigen Pastors geboren. Auf den Schulen zu Celle und Lüneburg für das Studium vorbereitet, bezog er 1634 die Universität Helmstedt, auf der er sich ganz in die unionsfreund-Theologie seiner Lehrer Georg Calixt und Conr. Hornejus einlebte. Gegen Ende des Jahres 1639 ließ er sich, um seine Studien privatim fortzusetzen, bei einem Freunde in Hildesheim nieder, von wo er sich nach einem dreijährigen Aufenthalte auf wissenschaftliche Reisen (nach Köln, Coblenz, Mainz, Frankfurt a. M. etc.) begab, dann eine Zeit lang zu Hannover (im regsten Verkehr mit dem gelehrten Juristen Jacob Lampadius) privatisirte, bis er 1643 eine Professur der Metaphysik und der hebräischen Sprache zu Rinteln übertragen erhielt. Doch schon anderthalb Jahre später (1645) folgte er einem Rufe auf die Stelle des Superintendenten zu Bardewick in seinem Heimatlande. Leider befiel ihn hier später ein [750] schweres Siechthum, das ihn für längere Zeit zu jeder geistigen Thätigkeit unfähig machte, weshalb er nicht allein die ihm von dem Herzog August dargebotene Stelle eines Generalsuperintendenten des Herzogthums Braunschweig-Wolfenbüttel nicht annehmen konnte, sondern auch sein Amt zu Bardewick niederzulegen sich genöthigt sah. Doch wurde es mit ihm allmälig wieder soweit besser, daß er 1651 der Berufung auf eine Professur der Theologie zu Rinteln mit Freuden folgen konnte. 1653 übernahm er außerdem noch die Stelle eines Consistorialraths und Superintendenten der Grafschaft Schaumburg und vorzugsweise er war es, von welchem die in Rinteln jetzt heimische Theologie Calixt’s energisch vertreten ward. Daher reichte er nicht nur auf dem Kasseler Unionscolloquium, welches Landgraf Wilhelm VI. 1661 veranstaltete, auf das Bereitwilligste den reformirten Marburgern die Bruderhand, sondern er übernahm es auch, die Unionsidee des Landgrafen Namens desselben an dem hannoverschen und braunschweigischen Hofe persönlich zu befürworten. Leider aber bereitete ihm die leidenschaftliche Polemik der streng confessionellen Lutheraner, welche sich namentlich gegen H. richtete und ihm die Hauptschuld einer Vermengung des Glaubens und Unglaubens aufbürdete, schwere, bittere Trübsale. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die immer wiederkehrenden Gemüthserschütterungen, die er erfuhr, sein Ende beschleunigen halfen. Er starb am 27. Juni 1671. – H. war nicht nur als Docent und Kirchenbeamter sondern auch als Schriftsteller sehr eifrig und fleißig. Er hinterließ vielerlei Schriften zur Litteratur der Dogmatik, Ethik und Philosophie. Sein „Compendium S. Theologiae“ hat er viermal (1655, 1657, 1665 und 1685) ganz neu ausgearbeitet.

Vgl. Dolle, Lebensbeschreibung aller Professorum Theologiae zu Rinteln, 1751, S. 218 ff. und Strieder, Hess. Gelehrtenlexikon, Bd. V. S. 441–451.