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Artikel „Heller, Stephen“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 167–168, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heller,_Stephen&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 08:45 Uhr UTC)
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Heller: Stephen H., ein berühmter Pianist und Claviercomponist, geboren am 13. Mai 1813 zu Pest, † am 14. Januar 1888 zu Paris (Riemann schreibt am 13. Jan.). Die Eltern waren nicht unvermögend, gaben dem Sohne eine sorgfältige Erziehung und ließen ihn auch in der Musik unterrichten. In letzterer machte er aber so bedeutende Fortschritte, daß er mit seinem Pianofortelehrer F. Bräuer in einem Doppelconcerte von Dussek öffentlich auftrat und großes Lob erntete. Dies bestimmte den Vater ihn in der Musik ausbilden zu lassen; er sandte ihn nach Wien zu dem vortrefflichen Claviermeister Anton Halm. 1827 gab er in Wien sein erstes Concert und errang großes Lob, kehrte darauf nach seiner Heimath zurück und trat mehrfach als Virtuose auf. 1830 unternahm er eine größere Concerttour, bis ihn in Augsburg eine gefährliche Krankheit überfiel, doch fand er in Familien eine so sorgsame Pflege, daß er genas und mehrere Jahre in Augsburg verweilte. Dort entstanden auch seine ersten Compositionen, ein Concert mit Orchester, trotzdem ein opus 1 in Wien schon vor 1828 erschien (6 Walzer für Violine mit Pianofortebegleitung, Wien bei Diabelli & Co.) und ebenso 1834 eine Fantasie über Themen aus der Semiramide, opus 3 (Hamburg bei Böhme), sowie ebendort ohne Opusahl ein Rondeau brillant für Pianoforte, doch sind das Jugendarbeiten, die den späteren Meister kaum ahnen lassen. In die gleiche Kategorie gehören noch die Variationen opus 4, 5 und 6 (Pest bei Grimm und Leipzig bei Peters), erst die in Augsburg entstandenen opus 7, 8 und 9 (3 Impromptus, ein Rondo-Scherzo und eine Sonate für Pianoforte, Leipzig bei Kistner) zeigen H. in seiner Eigenart, die, wie Riemann sagt: abgesehen von einigen leichteren, instructiven oder Verlegern zu Gefallen geschriebenen Clavierstücken sind die übrigen, über hundert, ebensoviele Gedichte von echter, wahrer Poesie. Hinter Schumann steht H. an Leidenschaftlichkeit und Kühnheit der Combination zurück, dagegen erhebt er sich über Mendelssohn durch die Gewähltheit, Originalität und Charakteristik der Ideen; von Chopin unterscheidet ihn die größere harmonische Einfachheit und rhythmische Prägnanz; sein eigenstes ist echte gesunde Naturfrische, er schwärmt als wahrer Dichter in Waldesduft und Feldeinsamkeit. Erst im Jahre 1848 verließ er Augsburg und ließ sich als Mann von gereiften Anschauungen und respectablem Können in Paris bleibend nieder, sowol als Clavierlehrer wie als Componist wirkend. Mit seinen Compositionen fand er aber lange Zeit weder bei den Pariser Verlegern noch beim Publicum Anklang, so daß er dieselben auf eigene Kosten herausgab. Als Virtuose trat er nur in Privatcirkeln auf. Erst durch seine Etuden fand er Beachtung, die mit der Zeit sich auch auf seine anderen Compositionen erstreckte. Deutschland dagegen schätzte ihn, durch Rob. Schumann’s Kritiken aufmerksam gemacht, schon früher und deutsche Verleger wie Schlesinger in Berlin, Schott in Mainz, Mechetti in Wien, Böhme in Hamburg verlegten seine Claviersachen von opus 10 ab bis 151 [168] (2 Etuden für Pianoforte im J. 1852), denen sich später noch andere Verleger, sowie französische anschlossen (siehe die Handbücher von Hofmeister; das Verzeichniß in Pougin’s Supplement zu Fétis ist weder vollständig noch sorgsam ausgeführt). Im J. 1885 erblindete H. und ein Comité in Paris veranstaltete eine Sammlung, die ihn vor Nahrungssorgen schützte.

Biographie von Niggli in der Schweiz. Musikzeitung, Zürich 1888, S. 140 ff. – H. Barbedette, Etudes sur les artistes contemporains. St. Heller, sa vie et ses œuvres. Paris 1876. (Bibliotheken Berlin und Dresden.) – Mendel-Reißmann’s Lexikon.