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Artikel „Heinsius, Theodor“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 660, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinsius,_Theodor&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 14:56 Uhr UTC)
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Heinsius: Theodor H., deutscher Grammatiker und Lexikograph. Geb. am 6. Septbr. 1770 in Berlin, wirkte er besonders als Lehrer des Deutschen an verschiedenen Anstalten seiner Vaterstadt, von 1801 bis 1847 am Gymnasium zum Grauen Kloster, und starb am 19. Mai 1849. Ein Lehrer, kein Gelehrter. Seine „Deutsche Sprachlehre“ von 1797 arbeitete er 1801 und 1802 als „Neue deutsche Sprachlehre“ von Grund aus um, indem er eine „Declamatorik“ und eine Sammlung der Barbarismen und Solöcismen, sowie eine kurze Synonymik beifügte. Einen großen Theil des Materials nahm er hinüber in seinen „Teut oder theoretisch-praktisches Lehrbuch der gesammten deutschen Sprachwissenschaft“ (1807–1812, vierte Ausgabe 1825 bis 1830, fünf Bände, dazu 1837 ein sechster „Handbuch des deutschen Geschäftsstyles“.) Das Praktische überwiegt bei Weitem: und recht plan und verständlich zu sein, dabei aber einen Schein höherer Bildung zu wahren, hat H. unläugbares Geschick. Sein Buch umfaßt eine „Sprachlehre der Deutschen“, worin er im Gegensatze zu Adelung, von dem er doch sehr abhängig ist, betheuert, daß die gesammte Schriftsprache dargestellt und nicht eine bestimmte Mundart bevorzugt werden solle; außerdem eine Stilistik, Rhetorik, Poetik, Declamatorik, Mimik, eine kurze Litteraturgeschichte, die sich aber in neuen Auflagen wenig verbesserte und worin bis zuletzt der junge Jerusalem sich in Regensburg, statt in Wetzlar erschoß; überall reichlich Beispiele, Proben, Uebungen, schließlich Stoff zu Ausarbeitungen und Reden; das Ganze recht auf zweckmäßige Abrichtung gestellt und entfernt von jeder Fühlung mit der durch Grimm neubegründeten Sprach- und Litteraturwissenschaft, wofür einige kahle psychologische Kategorien, von denen gern ausgegangen wird, nicht entschädigen können. Titel und Vorwort suchen an die patriotische Bewegung nach der Schlacht von Jena anzuknüpfen; aber der Verfasser hängt mit dem 18. Jahrh. weit inniger zusammen, als mit der Romantik. Seine Anthologie „Der Bardenhain für Deutschlands edle Söhne und Töchter“ (4 Bde. 1809, 1810, 1825) ist der Königin Louise gewidmet; sein „Volksthümliches Wörterbuch der deutschen Sprache“ (4 Bde. 1818–1822) dem Kaiser Alexander von Rußland „dem Befreier“, „dem allgepriesenen Schöpfer der wiedererrungenen europäischen Freiheit“. Das Wörterbuch will dem Bedürfnisse der „Geschäfts- und Lesewelt“ entgegen kommen; es ist, wie alle seine Sachen, praktisch nicht wissenschaftlich, ohne Belege, ohne etymologische Versuche, übrigens recht vollständig, und angenehm zu gebrauchen.