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Artikel „Heerklotz, Adolph“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 107–108, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heerklotz,_Adolf&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:27 Uhr UTC)
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Heerklotz: Adolph H., Politiker und Erzähler, am 13. Juni 1823 zu Börnchen (sächs. Voigtland) geboren, studirte Montanwissenschaften zu Freiberg, [108] Theologie und Philologie, bald nur letztere, zu Leipzig (1844–47), spielte 1848/49, Realschullehrer zu Annaberg, als Agitator und Freischärlerführer eine Rolle in der sächsischen Revolution. Der Inhaftirte entzog sich drohender Zuchthausstrafe durch die Flucht nach Brüssel. Hier brachte er sich als Sprachlehrer (vgl. sein Buch „Reddita reddenda. Extracts in English prose, to be translated into German“, 1856), Universitätsdocent und frei schriftstellernd die – durch die Thätigkeit als Professor an der Akademie zu Lausanne 1854–57 – unterbrochenen Jahre bis zur Generalamnestie durch. Bei der Brüsseler Schiller-Säcularfeier 1859 verherrlichte sein formschöner, inhaltstiefer Hymnus („Schiller-Denkmal. Volkssausgabe“ II 687–90) des Meisters Tendenz und Wirkung. Daß H. außerhalb des geliebten Vaterlandes keine zweite Heimath finden konnte, beweist der deutliche Gegensatz, den der idealistische Poet 1862 in der Erzählung „Wallonisch und vlämisch“, S. 25, zwischen den beiden diese Volksbegriffe verkörpernden Widersachern construirt. 1864 kam er wieder ins Heimathland, ein umhergeschüttelter reifer Mann. In Dresden erst Instituts-, dann Privatlehrer, sowie durch etwas Klein-Schriftstellerei fristete er nothdürftig sein Dasein. 1895 kam der längst schwer Augenleidende ins Günzstift der Stadt, wo er am 30. (oder 31.) Januar 1898 starb.

Heerklotz’ reiche philologische und litterarische Gaben sind nicht zu Reife und Anerkennung gelangt. In Fachblättern ersterer Art, wo er selten anerkannt, aber willkommen erschien, liegt manches verstreut. Am originellsten davon sind die auch als Buch gedruckten „Betrachtungen über die Odyssee“ (1854), welche für dies Epos einen rechten Plan ableugnen, ein ungeschicktes Zusammenschweißen und einen Rang hinter der Iliade darlegen. Unter Heerklotz’ belletristischen Werken steht an erster Stelle „Janthe. Episode aus dem Tscherkessen-Kriege“ (1858), eine meist nach den geschichtlichen und ethnographischen Angaben bei Bodenstedt, Die Völker des Kaukasus und ihre Freiheitskämpfe gegen die Russen (s. A. D. B. XLVII, 54), in flüssigen Stanzen geschriebene Liebes- und Heldenhistorie von 1841, innerlich wie äußerlich an die italienischen Väter der Gattung erinnernd. „Ein Frühling. Novelle“ (1861): etwas sentimental-sensationell angefaßtes modernes Abenteuer vom Genfersee. Ein wenig weichlich wie diese, aber auch glatt stilisirt wie alles, was von H. gedruckt vorliegt, führt „Wallonisch und vlämisch. Novelle“ (1862), eine Kette warm empfundener Scenen aus dem Belgien des vorletzten Menschenalters, zwei Liebespaare desselben Freundeskreises nach leicht entwirrter Verwicklung, hier leicht zur Dorfgeschichte ansetzend, zum Ziele. Beide Erzeugnisse von Heerklotz’ poetischer Prosa zeigen Verwandtschaft mit der Art des vortrefflichen Wilh. Hauff. Heerklotz’ wenige Dichtungen, nach Ungebühr vergessen, überragen inhaltlich und technisch, besonders sprachlich Hunderte vielgelesener Zeitgenossen.

Nach Originalmittheilungen Verwandter und Zeitungsnotizen meine knappe Skizze Biograph. Jahrbuch u. Dtsch. Nekrolog III, 244 (danach wörtlich Brümmer, Lexik. dtsch. Dcht. u. Pros. d. 19. Jahrh.5 II, 496). – Illustr. Zeitung Nr. 2850, S. 162. – Ausführl. Charakterbild von mir im N. Archiv f. sächs. Geschichte.