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Artikel „Hauck, Ferdinand“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 61–62, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hauck,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:17 Uhr UTC)
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Hauck: Ferdinand H., österreichischer Telegraphenbeamter und botanischer Schriftsteller, geboren zu Brünn am 29. April 1845, † in Triest am 21. December 1889, war der Sohn eines österreichischen Finanzbeamten. Er genoß im elterlichen Hause eine sorgfältige Erziehung, besuchte vom zehnten Jahre an das Gymnasium, dann die oberen Classen einer Oberrealschule und bezog nach deren Absolvirung die technische Hochschule seiner Vaterstadt, um sich dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen, für welche besonders durch seine geistig hochstehende Mutter schon früh die Neigung in ihm geweckt worden war. Er trieb zuerst mit Eifer Entomologie und hörte auch philosophische Vorlesungen. Seiner Absicht, sich dem höheren Lehramt zuzuwenden, mußte er aus praktischen Rücksichten entsagen und wurde Forstmann. Zunächst trat er beim Forstamt in Schebetau ein, dann in Tichnowitz und erhielt später eine Adjunctenstelle in Ratschitz-Drnowitz. Obwol sich H. mit ganzer Liebe und vielem Fleiß der Forstwissenschaft widmete und auch die Staatsprüfung in diesem Fache glänzend bestand, kam er doch bald zu der Einsicht, daß er bei diesem Berufe nicht in seinem Elemente sei. Schließlich führte das verletzende Verhalten eines Vorgesetzten zu dem Entschlusse, den Beruf zu wechseln. Er trat in den Staatstelegraphendienst über und erhielt nach Absolvirung eines Telegraphencursus in Wien eine staatliche Anstellung in Triest im J. 1866. Mit der Uebersiedlung nach Triest begann für H. ein neuer Lebensabschnitt. Die reiche Pflanzenwelt der adriatischen Küste, vor allem aber die des Meeres selbst veranlaßte ihn, sich mit Eifer botanischen Studien, in erster Linie der Erforschung der Meeresalgen zuzuwenden, eines Feldes, welches damals noch wenig bebaut war. Jede freie Zeit, die ihm der Dienst ließ, nutzte er für seine Arbeiten aus, für welche er die zum Theil recht kostspieligen litterarischen Hülfsmittel aus seinen eignen Ersparnissen sich verschaffen mußte. Zahlreiche kleinere und größere Excursionen und Reisen, darunter ein dreimonatelanger Aufenthalt auf der Insel Cherso boten ihm Gelegenheit zu werthvollen biologischen Beobachtungen. Angeregt durch seinen Landsmann, den berühmten Floristen Mutius Ritter v. Tommasini (A. D. B. XXXVIII, 439), publicirte H. zunächst in den Spalten der Oesterr. Botan. Zeitschrift vom Jahre 1872 an verschiedene Aufsätze phycologischen Inhalts, welche alsbald die Aufmerksamkeit der Fachbotaniker erregten und seinen Namen auch über die Grenzen seines engeren Vaterlandes hinaus bekannt machten. Es entwickelte sich ein reger Verkehr mit den wissenschaftlichen Größen seines Faches und er erhielt den ehrenvollen Auftrag, für die zweite Auflage der großen Rabenhorst’schen Kryptogamenflora die Meeresalgen Deutschlands und Oesterreichs zu bearbeiten. In mehrjähriger Arbeit, für welche er nur seine Mußezeit benutzen konnte, entledigte sich H. dieses Auftrages, als dessen Frucht sein Hauptwerk: „Die Meeressalgen Deutschlands und Oesterreichs“ (Rabenhorst’s Kryptogamenflora, II. Band) mit 583 Abbildungen im Text und 5 Lichtdrucktafeln 1885 erschienen ist. Er hat darin die Ergebnisse seiner biologischen Beobachtungen mit den systematisch-beschreibenden verknüpft und ein Werk von bleibendem wissenschaftlichen Werth geschaffen, das ihm nicht nur die Anerkennung der Botaniker, sondern auch seitens der philosophischen Facultät der Universität Zürich bei Gelegenheit ihres fünfzigjäbrigen Jubiläums den Doctortitel honoris causa eintrug. Ferner bearbeitete H. den Abschnitt „Algen“ in der „Flora der Insel Jan Mayen von Dr. H. W. Reichardt“, Wien 1866, und lieferte wichtige Beiträge zu V. Wittrock und O. Nordstedt’s: „Algae aquae dulcis exsiccatae“, sowie für P. T. Cleve und J. D. Möller’s Diatomeen. In Verbindung mit P. Richter in Leipzig gab er unter dem Namen: „Phycotheca universalis“ [62] eine Sammlung getrockneter Algen sämmtlicher Ordnungen und aller Gebiete heraus, deren beide ersten Fascikel 1885 erschienen sind. Detaillirtere Angaben der von ihm aufgestellten und beschriebenen Algenarten finden sich in einem Artikel von de Toni im Botanischen Centralblatt (XI. Jahrg. 1890). Eine ganze Reihe von Species trägt Hauck’s Namen. Seine Einzelarbeiten publicirte er meist in der Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift und in der Hedwigia. Die Titel sämmtlicher Veröffentlichungen sind abgedruckt in der unten angegebenen Nummer der Oesterr. Botan. Zeitschrift. Hauck’s verdienstvollem Wirken wurde durch seinen im 45. Lebensjahre erfolgten Tod ein frühes Ziel gesteckt. Nachdem er 1888 und 89 noch einige kleinere algologische Arbeiten in der Hedwigia veröffentlicht hatte, zeigten sich sehr bald die Vorboten einer ernsten Nervenerkrankung, die einen sehr rapiden Verlauf nahm, so daß er einer Irrenanstalt überwiesen werden mußte. Schon sechs Monate später sank er ins Grab. Sein großes algologisches Herbar, sowie seine reichhaltige Bibliothek gingen durch Kauf in den Besitz der Frau Weher van Besse in Amsterdam über.

Oesterr. Botan. Zeitschr., 37. Jahrg. Nr. 1, 1887. – Private Mittheilungen von Dr. Karl von Marchesetti in Triest.