ADB:Hasenhut, Philipp
Marinelli hatte als Director des Leopoldstädter Theaters 1780 ein Privileg zur Aufführung „aller Arten Schauspiele und Opern mit Ausnahme des Balletts“ erhalten und umging die unangenehme Klausel, indem er mit schlauer Berücksichtigung der Schaulust des volksthümlichen Wiener Publicums der sogenannten „Pantomime“ eine sorgfältige Pflege zu Theil werden ließ. Einer der Ausgestalter dieser Idee und eine Art Factotum für das Gebiet der Pantomime war eben unser H., der am 14. März 1793 nach seinem Debut in der Maschinenkomödie „Kaspar bleibt Kaspar“ von Marinelli engagirt wurde. Die Personalstandstabellen führen ihn später dauernd als „Harlekin und Pantomimenkompositeur“ und seit 1813 auch eine Madame Hasenhut als „Fee“, seit eben diesem Jahre H. selbst als „komischen Mimiker“ an. Das Pantomimenpersonal wurde ständig vermehrt und betrug z. B. nach dem Stande von 1810 fünf Damen und elf Herren. Seit 1803 verfaßte H. auch durchschnittlich jährlich eine Pantomime und trat somit den Schauspielern des Theaters, die fast alle zugleich auch theatralische Dichter waren, an die Seite. Hierher gehören die mit besonderem Beifall aufgenommenen Pantomimen: „Arlequin der Scherenschleifer“ (24. April 1803), „Der Dorfbarbier oder die Schlittage auf der Schubkarre“ (19. März 1805), „Die Unterhaltung auf dem Lande oder Peterl der dumme Pächterssohn“ (15. Januar 1806, Musik von Ferdinand Kauer), „Die Windmühle von Trippstrill oder die Art, alte Weiber jung zu machen“ (20. Januar 1807, Musik von Wenzel Müller), „Der bezauberte Stiefel“ (14. November 1812, Musik von Kauer), „Harlekins Abenteuer oder der Schutzgeist der Liebe“, große grotesk-komische Pantomime in zwei Acten (Musik von Kauer, 2. September 1813), „Der Liebhaber als Maroccaner“ (18. November 1818). – Hasenhut’s Pantomimen sind insofern besonders wichtig, als in ihnen die Tradition der alten namentlich durch die Commedia dell’ arte beeinflußten Pantomime zurücktritt und einer Beeinflussung durch das nationale Element des Wiener Volksstücks Platz macht.
Hasenhut: Karl Philipp H., Wiener Tänzer und Mimiker, der von 1793 bis 1818 am Leopoldstädter Theater engagirt war.